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Neue Forschungen zu mentaler Gesundheit: Usbekistan auf letztem Platz

Jährlich veröffentlicht das Global Mind Project den Bericht "Mental State of the World", der über den psychischen Zustand der Bevölkerung Aufschluss gibt. Auch dieses Jahr wurden von mehr als einer halben Million Befragten in 13 Sprachen in 71 Ländern Daten erhoben. Usbekistan nimmt den letzten Platz in der Rangliste einnimmt. Vor allem Jugendliche haben mit dem psychischen Wohlbefinden zu kämpfen.

Straßenszene in Taschkent (Symbolbild), Photo: Yunuskhuja Tuygunkhujaev / Wikimedia Commons

Jährlich veröffentlicht das Global Mind Project den Bericht „Mental State of the World“, der über den psychischen Zustand der Bevölkerung Aufschluss gibt. Auch dieses Jahr wurden von mehr als einer halben Million Befragten in 13 Sprachen in 71 Ländern Daten erhoben. Usbekistan nimmt den letzten Platz in der Rangliste einnimmt. Vor allem Jugendliche haben mit dem psychischen Wohlbefinden zu kämpfen.

Was bedeutet psychisches Wohlbefinden?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert psychisches Wohlbefinden als die Fähigkeit eines Menschen, mit den alltäglichen Belastungen und Schwierigkeiten des Lebens fertig zu werden und einen produktiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Genau dieses Kriterium versucht das Global Mind Project zu erforschen. Es gibt sechs Dimensionen der psychischen Gesundheit: kognitive Fähigkeiten, Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit, Antrieb und Motivation, Stimmung und Einstellung, soziales Selbst und die Verbindung zwischen Körper und Geist.

Die Befragten werden mithilfe der sogenannten Mental Health Quotient (MHQ) bewertet. Auf dieser Skala wird das psychische Wohlbefinden einer Person von „unglücklich“ bis „gut gehend“ bewertet, so dass auch subklinische Veränderungen des psychischen Wohlbefindens erfasst werden können. Je niedriger der Wert auf der MHQ-Skala, desto schlechter ist das psychische Wohlbefinden des Befragten.

Der MHQ liegt im weltweiten Durchschnitt bei 65. Dies bedeutet, dass das psychische Wohlbefinden „gut gehend“ ist. Usbekistan erzielt den schlechten Wert unter 71 Ländern unter mit 47,8. Und somit sind sehr viele der Befragten unglücklich.

Das demografische Profil dieses Ergebnisses zeigt, dass an dieser Studie 834 russischsprachige Teilnehmer mit Internetzugang aus Usbekistan teilnahmen. Von diesen waren 612 weiblich und 222 männlich. Die Umfrage wurde in Altersgruppen von 18 bis 75 Jahren durchgeführt. Darüber hinaus waren die meisten Befragten berufstätig und hatten einen Bachelor-Abschluss. Das durchschnittliche Profil der Befragten ist eine berufstätige Frau mit einem Bachelor-Abschluss im Alter zwischen 45 und 54 Jahren.

Usbekistan auf dem letzten Platz

Obwohl der mittlere MHQ in Usbekistan bei 47,8 lag, wurde das psychische Wohlbefinden von den meisten Teilnehmern, nämlich 27,5 Prozent, als „unglücklich“ eingestuft. Außerdem fühlen sich 4,1 Prozent total unwohl während 4,6 Prozent sich wohlfühlten.

Interessanterweise befand sich in beiden Gruppen der größte Teil des psychischen Wohlbefindens im Status „unglücklich“. Bei Männern war der Anteil etwas höher als bei Frauen. Die Männer beim sozialen „Selbst“ schnitten am schlechtesten ab, während Frauen bei „Stimmung und Einstellungen“ am schlechtesten abschnitten.

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Die Trendanalyse der Dimensionen des psychischen Wohlbefindens nach Alter zeigte, dass sich das psychische Wohlbefinden mit dem Alter verbesserte. Die Studie belegte, dass 25 bis 34-Jährige in Usbekistan am schlechtesten abschnitten.

Was bedeuten diese Zahlen?

Es bedeutet, dass das durchschnittliche psychische Wohlbefinden in Usbekistan recht niedrig ist, was auf Probleme in der Gesellschaft hinweisen könnte. Bei den Jüngeren könnte es ein Hinweis auf die besonderen Herausforderungen und Probleme sein. Insgesamt fühlt sich die Mehrheit der usbekischen Befragten sehr schlecht.

Business Insider schreibt, dass dieses Phänomen des schlechten psychischen Wohlbefindens weltweit zu beobachten ist. Die heutige junge Generation ist „einsam, ausgebrannt und depressiv“. Darüber hinaus zeigen klinische Studien, dass depressive Symptome bei der jüngeren Generation in den letzten Jahren zugenommen haben.

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Interessanterweise gibt es Ähnlichkeiten zwischen den Ergebnissen der Global-Mind-Studie zum mentalen Zustand der Welt in Usbekistan und dem Bericht der Harvard School of Education, nämlich das Vorhandensein von Anzeichen für ein destabilisiertes mentales Wohlbefinden. Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Global Mind-Studie gibt der Harvard-Bericht einen Einblick in die Ursachen für ein gestörtes psychisches Wohlbefinden – z. B. Mangel an Sinn, Zweck und Richtung im Leben, finanzielle Ängste, das Gefühl, dass die Welt aus den Fugen gerät, fehlende Beziehungen, soziale und politische Probleme.

Grenzen der Studie

Wichtig ist auch zu erwähnen, dass bei dieser Studie erstens die Teilnehmerstichprobe die tatsächliche Bevölkerungsstichprobe eines Landes nicht widerspiegelt. Die Befragten sprechen die Landessprache und haben Zugang zum Internet. Das heißt, Personen die keinen Internetzugang haben oder keine Computerkenntnisse besitzen, werden nicht befragt. Außerdem können kulturelle Unterschiede im Sprachgebrauch und in der Kultur selbst einen erheblichen Einfluss darauf haben, wie die Menschen jede einzelne Frage interpretieren und beantworten. All diese Einschränkungen können zu einer Beeinflussung in der Repräsentativität der Stichprobe führen.

Obwohl der MHQ umfangreiche Daten zum psychischen Wohlbefinden liefert, kann diese nicht die entsprechende Bewerbung der Tatsächlichkeit liefern. Vor allem aber können die Ergebnisse durch die Subjektivität der Antworten der Teilnehmer beeinflusst werden, die durch gesellschaftlich erwünschte Antworten oder ihre eigene Wahrnehmung ihres psychischen Wohlbefindens beeinflusst sein können.

Hook

Aus dem Russischen von Sara Derbishova

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