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„Friedensclubs“ bei Jugendlichen in Kirgistan immer beliebter

Die in Kirgistan ansässige Nichtregierungsorganisation „Institute for Peace and Development“ formt eine neue Generation von Friedensstiftenden durch „Friedensclubs“ in über 150 Schulen und trägt so zur persönlichen Entwicklung von Schülerinnen und Schülern, zur Friedenskonsolidierung und zur Verwirklichung des Konzepts „Kyrgyz Dscharany“ für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen bei.

Photo: Collab Media

Die in Kirgistan ansässige Nichtregierungsorganisation „Institute for Peace and Development“ formt eine neue Generation von Friedensstiftenden durch „Friedensclubs“ in über 150 Schulen und trägt so zur persönlichen Entwicklung von Schülerinnen und Schülern, zur Friedenskonsolidierung und zur Verwirklichung des Konzepts „Kyrgyz Dscharany“ für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen bei.

Mehr als 5000 junge Menschen aus Kirgistan hatten die Möglichkeit, sich für den Frieden einzusetzen und ihr Potenzial in den öffentlichen Aktivitäten des Landes zu entdecken. Einem der Projektteilnehmer zufolge zielen die Aktivitäten der „Friedensclubs“ darauf ab, die intellektuelle Entwicklung der Schüler zu fördern, Jugendkriminalität zu verhindern und das Konzept der Regierung, „Kyrgyz Dscharany“, umzusetzen.

Kyrgyz Dscharany“ ist ein Konzept zur Entwicklung der nationalen Identität, das von der Regierung offiziell gefördert wird. Das Projekt vereint alle ethnischen Gemeinschaften in Kirgistan unter Wahrung ihrer ethnischen und kulturellen Identitäten.

Das „Institute for Peace and Development“ (IPD) ermöglicht Schülerinnen und Schülern, durch experimentelle Trainingseinheiten Empathie, Verhandlungsgeschick und Konfliktlösungsmethoden zu entwickeln. Darüber hinaus ermöglicht das IPD den Kindern, ihre eigenen Projekte durchzuführen, in denen sie ihre Ideen zum Thema Frieden einbringen können. Die wichtigste Aufgabe der „Friedensclubs“ ist die Förderung von Vielfalt, Toleranz und Inklusion unter jungen Menschen.

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Nurdschamal Alibajewa, eine der Koordinatorinnen des „Friedensclubs“, erklärte gegenüber Novastan.org, wie das IPD-Projekt zur Verbesserung der Führungsqualitäten und der persönlichen Entwicklung der Kinder beiträgt. Vor allem ihr Verhalten hat sich deutlich verändert. Nurdschamal betont: „Wenn ich sehe, dass sie sich tolerant und zurückhaltend verhalten und persönliche Grenzen respektieren, macht mich das sehr glücklich. Ich glaube, dass dieses Verhalten mit diesem Projekt begonnen hat.“

Das Projekt formt nicht nur tolerante und aufgeschlossene Menschen, sondern vermittelt auch praktische Erfahrungen und Fähigkeiten, die im späteren Leben nützlich sein werden. Nurdschamal erklärt: „Alle Teilnehmenden haben ihre Aufgaben, und wenn ich sehe, wie sie diese verantwortungsvoll erfüllen, kann ich mit Sicherheit sagen, dass sie davon profitieren werden, egal wo sie eines Tages arbeiten werden.“

Die „Friedensclubs“ haben den Kindern nicht nur intern geholfen, sondern sie auch außerhalb des Klassenzimmers zusammengebracht: „Wir haben angefangen, nach der Schule mehr Zeit mit den Schülerinnen und Schülern zu verbringen. Sie fragen mich oft: Worum geht es in dem Seminar? Was werden wir tun? Wohin gehen wir? Ich sehe darin ein großes Interesse der Kinder an der Zusammenarbeit im Club.“

Nurdschamal erzählt weiter, dass die Teilnehmenden des Projekts sehr unterschiedlich waren: „Bei diesem Projekt habe ich mit Kindern unterschiedlicher Hintergründe und verschiedenen Alters zusammengearbeitet.“ Einige konnten ihre Gedanken frei äußern, während es für andere eine Herausforderung war. Trotzdem fanden sie eine gemeinsame Basis und bauten Barrieren ab, angefangen mit dem Selbstvertrauen, ihre Meinungen und Ideen zu äußern.

Jede Schülerin, jeder Schüler ist individuell

Ulanbek Umetow ist nicht nur Koordinator des Projekts „Friedensclubs“ im Bezirk Nooken im Gebiet Dschalal-Abad, sondern auch Lehrer an einer örtlichen Schule. Er arbeitet seit 2019 an dem Projekt, und mit jedem neuen Tag unterrichtet er nicht nur andere, sondern lernt auch selbst ständig dazu. Seine Lehrmethode basiert auf dem Glauben an die Einzigartigkeit jedes Kindes und einem individuellen Ansatz für jeden von ihnen, was die „Friedensclubs“ bei den Jugendlichen vor Ort sehr beliebt macht.

Ganz gleich, welche Schule in Nooken er besucht, die Schülerinnen und Schüler interessieren sich für das Projekt und wollen an den „Friedensclubs“ teilnehmen: “Gab es früher nur einen Club in Nooken, so sind es heute rund 30. Stellen Sie sich vor, wie attraktiv das Projekt nicht nur für die Schulkinder, sondern auch für die Lehrpersonen in den Schulen ist. Ich bin sicher, das liegt daran, dass wir Toleranz lehren und erklären, was Frieden ist und welche positiven Eigenschaften ein Mensch haben sollte.“

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Ulanbek weiß, dass der Schlüssel zu einer erfolgreichen Arbeit mit den Kindern in der Liebe zum Detail liegt: „Ich führe bei jeder Schülerin und jedem Schüler eine Diagnostik durch und untersuche, wie sie den Begriff „Frieden“ verstehen und welche Werte sie damit verbinden.“ Vor kurzem habe der Lehrer aus Nooken seine Schulkinder gebeten, darüber zu sprechen, was der Begriff „Frieden“ für sie bedeutet. Es stellte sich heraus, dass jede und jeder von ihnen dieses Wort anders auffasste. Daraufhin erteilte Ulanbek ihnen eine Hausaufgabe: Sie sollten einen Plan erstellen, der ihnen helfen würde, zur Schaffung von Frieden in der Gesellschaft beizutragen.

Ulanbek unterrichtet in „Friedensclubs“ in kirgisischer Sprache, um Kinder aus verschiedenen abgelegenen Regionen Kirgistans zusammenzubringen: “Das Projekt wird für alle Beteiligten zu einer Quelle der Inspiration und des Lernens. Wir bringen den Kindern wertvolle Lektionen darüber bei, was Frieden ist und welche positiven Eigenschaften ein Mensch haben sollte.“

Nicht „einfach noch eine NGO“

Den Gründenden des IPD zufolge will die Organisation mehr sein als nur eine weitere internationale NGO in Kirgistan, sondern ein Katalysator für positive Veränderungen in einer Region, die häufig mit konfliktbezogenen Problemen zu kämpfen hat. Zu den Plänen des IPD gehören die Gründung von 1000 „Friedensclubs“ bis 2030 und die finanzielle Unterstützung von 120 Friedensinitiativen in ganz Kirgistan noch in diesem Jahr.

Das 2019 in Kirgistan gegründete „Institute for Peace and Development“ konzentriert sich auf die Förderung des Friedens in Zentralasien. Die Aktivitäten des IPD zielen darauf ab, junge Menschen in Konfliktlösungsfähigkeiten auszubilden und Friedensprojekte durchzuführen. In den vergangenen fünf Jahren wurden über 5000 junge Menschen ausgebildet.

Sherzod Babakulov für Novastan

Aus dem Englischen von Michèle Häfliger

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