Die letzte Podcast-Folge des Projekts „Zentralasien 2030“ führte die Studierenden nach Tadschikistan mit der Frage: Warum studiere ich Deutsch? Ehrom sprach mit Studierenden und Dozenten an der Pädagogischen Universität Duschanbe.
Die tadschikische Regierung hat die Studierenden Tadschikistans verpflichtet, mit dem Universitätsabschluss mindestens zwei Sprachen zu beherrschen. Neben Englisch und Chinesisch steht Deutsch bei den Studenten in Tadschikistan hoch im Kurs. Wir waren an der Pädagogischen Universität Duschanbe und haben unter den Studierenden eine Umfrage durchgeführt. Wir haben gefragt, warum sie sich für Deutsch entschieden haben.
„Nachdem ich die zentralen Prüfungen zur Universitätszulassung abgelegt hatte, war meine erste Wahl ein Bachelor in Englisch. Da ich jedoch nicht genug Punkte hatte, wurde ich für den 2-Fach-Bachelor Deutsch und Englisch eingeschrieben.“
Über die Dichtung zur deutschen Sprache
Manchmal führt das tadschikische System also zu Zufallsbelegungen des Studiengangs Deutsch. Oft wird Deutsch als Fremdsprache aber auch bewusst ausgewählt. „Wer das Dichten will verstehen, muss ins Land der Dichtung gehen“, sagte einst der berühmteste deutsche Dichter Goethe. Es gibt Studenten, die sich für deutsche Literatur interessieren, und so kommen sie über die Literatur zur deutschen Sprache.
„Deutschland hat viele berühmte Dichter. Einer von ihnen ist Goethe. Ich habe vor in Zukunft seine Gedichte ins Tadschikische zu übersetzen, um die deutschen Dichter meinen Mitmenschen näher zu bringen. Ich möchte außerdem mein Studium in Deutschland fortsetzen.“
Auffallend ist auch, dass einige über ihr Interesse für Fußball zum Deutsch-Lernen gekommen sind.
„Der Hauptgrund, warum ich Deutsch lerne, ist dass ich seit meiner Kindheit großer Fan von Borussia Dortmund bin. Und ich dachte, dass die Amtssprache von Deutschland Englisch ist. Erst als ich in die zehnte Klasse kam, habe ich verstanden, dass nicht Englisch sondern Deutsch die Amtssprache ist. Für die Zukunft hege ich den Traum, Deutsch in allen seinen Details zu lernen und dann nach Dortmund zu fahren.“
Deutschland, ein fortschrittliches Land
Ein anderer Student hat seine Wahl wie folgt begründet:
„Diese Sprache gefällt mir sehr, und wir wissen, dass Deutschland ein sehr fortschrittliches Land ist. Und es ist bekannt, dass die Deutschen sehr ordentlich und korrekt sind. Außerdem gibt es mehr Möglichkeiten nach Deutschland als in andere Länder zu kommen. Deshalb will ich diese Sprache lernen.“
Interessant und was sagen die Deutschdozenten dazu?
„Das stärkste Argument für mein Studium der deutschen Sprache ist, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern in allen Bereichen sehr weit entwickelt ist: sowohl in Technik, Bildung, als auch Kultur und Geschichte. Unsere Kinder wollen Deutsch lernen, weil sie Deutschland und seine Fortschrittlichkeit kennen lernen wollen, und aus dem selben Staat kommen wollen wie die Deutschen.“
Ein märchenhaftes Land
Da Deutschland weltweit als Industrienation bekannt ist und es viele positive Klischees gibt – etwa dass die Deutschen sehr ordentlich und korrekt sind – wollen viele junge Tadschiken das Land für sich entdecken. Die deutsche Sprache sehen sie als einen Schlüssel, der die Tür zu ihrem Traumland öffnet. Noch einmal ein Lehrer der Pädagogischen Universität Duschanbe:
„Bei uns haben schon viele Studenten Deutsch gelernt und viele von ihnen sind nach Deutschland gefahren. Jährlich fahren etwa 700 – 800 Studenten und außerdem circa 300 – 400 Schüler nach Deutschland. Wenn sie zurück kommen, erzählen sie davon, wie sie die Deutschen kennen gelernt haben. Jeder von ihnen brennt darauf, zu erzählen, wie sie Land und Leute erlebt haben. Das entfacht eine große Wirkung.“
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Zusammengefasst kann man sagen, dass Deutschland für die Deutschstudenten hier in Tadschikistan ein märchenhaftes Land ist. Als einzigen Weg dorthin sehen sie das Studium der deutschen Sprache. Sie glauben Deutsch sei das Ticket in dieses verheißungsvolle Land. Leider reicht das oft nicht aus, um nach Deutschland zu kommen; trotzdem wünschen wir ihnen viel Erfolg.
Ehrom Dodobojew
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