Startseite      Fünf ökologische Probleme Zentralasiens

Fünf ökologische Probleme Zentralasiens

Zentralasien ist mit einer Reihe von Bedrohungen für die Umwelt- und Klimasicherheit konfrontiert. Diese Probleme können nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Länder in der Region und nur mit Unterstützung internationaler Organisationen gelöst werden.

Austrocknung des Aralsees als Ausdruck von Wasserknappheit und Ursache für weitere Umweltprobleme in der Region, Photo: Wikimedia Commons.

Zentralasien ist mit einer Reihe von Bedrohungen für die Umwelt- und Klimasicherheit konfrontiert. Diese Probleme können nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Länder in der Region und nur mit Unterstützung internationaler Organisationen gelöst werden.

Der am meisten gefährdete Bereich aller zentralasiatischen Länder ist die Landwirtschaft und die damit verbundenen Sektoren. Das gemeinsame BIP der Region beträgt etwa 300 Milliarden Dollar (ca. 280 Milliarden Euro) und die Landwirtschaft ist in den meisten Ländern der Region der wichtigste Motor für die wirtschaftliche Entwicklung. Mehr als 50 Prozent der Bevölkerung sind im Agrarsektor beschäftigt. Außerdem lebt die Mehrheit der Bevölkerung der Region im Einzugsgebiet des Aralsees.

Aral-Krise

Die größte Umweltbedrohung für die zentralasiatische Region ist die Austrocknung des Aralsees. Der Wasserspiegel sinkt vor allem wegen klimatischer Faktoren und der Entnahme von Wasser für Bewässerungszwecke. Die Küste des Meeres des Aralsees hat bereits 95 Prozent ihrer Flora und Fauna verloren.

Die Bewältigung der Probleme des Aralsees erfordert einen umfassenden, sektorübergreifenden Ansatz und die Zusammenarbeit aller Staaten in der Region. Heute erstreckt sich der ausgetrocknete Boden des Aralsees über 38 Tausend Quadratkilometer und ist eine der Hauptquellen für Schadstoffemissionen. Jedes Jahr werden von diesem Gebiet 75 Millionen Tonnen Sand und Staub und 65 Millionen Tonnen fein verteilte Salze in die Atmosphäre freigesetzt, die vom Wind getragen und Tausende von Kilometern entfernt abgelagert werden.

Das Staub-Salz-Gemisch aus dem Aralsee wurde bereits auf den Gletschern Tadschikistans und Kirgistans gefunden und verstärkt dort das Abschmelzen. Experten zufolge müssten zur Rettung des Aralsees jede Sekunde etwa 86 Kubikmeter Wasser (ca. 34 25-m Bahnen im Schwimmbad) geliefert werden.

Lest auch auf Novastan: Die Stadt Aralsk: Sinnbild für den verschwundenen Aralsee

Nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser

Eine der größten ökologischen Herausforderungen bzw. Rettungsaktionen in Zentralasien ist die Verringerung der Wasserressourcen aufgrund des Klimawandels, die zu Wasserknappheit führt. Die Situation wird durch die unterschiedlichen Prioritäten der Länder der Region hinsichtlich der gemeinsamen Nutzung und des Austausches von Wasser- und Energieressourcen noch problematischer. Dies zeigt sich in Kirgistans Rückzug aus dem gemeinsamen Aktionsprogramm des Internationalen Fonds zur Rettung des Aralsees. Ein weiteres Beispiel ist der Bau des großen Kusch-Tepa-Kanals durch Afghanistan ohne die Rücksprache der anderen Staaten des Amudarja-Beckens.

Darüber hinaus ist es wichtig, auf interne Probleme wie Wasserverschmutzung, schlechten Zugang zu sauberem Trinkwasser, hohen Verbrauch von Bewässerungswasser für landwirtschaftliche Nutzflächen, schlechte Wasserwirtschaftsorganisationen und die hohen Kosten der Wasserversorgung aufmerksam zu machen. Etwa 90 Prozent des Wassers werden in der Landwirtschaft verwendet. Diese Wasserknappheit erfordert neue, effiziente und wassersparende Anbaumethoden wie zum Beispiel Tropfbewässerungssysteme.

Lest auch auf Novastan: Klimawandel und Wasserressourcen in Zentralasien: Wachsende Unsicherheit

Schmelzende Gletscher

Schmelzende Gletscher verursachen immer häufiger Schlammlawinen und andere Naturkatastrophen. Deren wirtschaftlicher Schaden kann nach Angaben der Weltbank zwischen 0,4 und 1,3 Prozent des jährlichen BIPs der Länder der Region liegen.

Tadschikistan, das die höchste Anzahl an Gletschern in der Region aufweist, ist in der Tat der Wasserspender der Region. Die „Schneekrone“ der Republik erstreckt sich über 8.500 Quadratkilometer und speist die Flusssysteme Amudarja und Serafschan, von denen Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan weitgehend abhängig sind. Jedoch schrumpfen diese von Jahr zu Jahr.

Auch Kirgistans Gletscher, welche eine Fläche von mehr als 6.500 Quadratkilometern aufweisen, schrumpfen jedes Jahr um etwa ein Prozent. Die starke Schmelze sowie die hohe Wasserentnahme für den landwirtschaftlichen Bedarf lassen ebenfalls den Yssykköl-See schrumpfen. Die Uferlinien der zentralasiatischen Perle, wie der See auch genannt wird, sind in einigen Gebieten bereits um bis zu zehn Meter zurückgegangen.

Experten gehen davon aus, dass das Abschmelzen der tadschikischen und kirgisischen Gletscher in absehbarer Zeit zu einem starken Anstieg des Abflusses in die Flüsse führen wird. In Zukunft bedeutet dies jedoch eine ernsthafte Wasserknappheit. Davon wird nicht nur die Landwirtschaft betroffen sein, sondern auch die Energiegewinnung durch Wasserkraft, die von den Flüssen abhängt. Das Wasserkraftpotenzial Tadschikistans beispielsweise entspricht fast 80 Prozent seines derzeitigen Stromverbrauchs. Glaziologen schätzen, dass bis 2080 die Fläche und das Volumen der Gletscher so stark geschrumpft sein werden, dass die Flüsse nicht mehr in der Lage sein werden, den Bedarf an Wasserkraft zu decken.

Lest auch auf Novastan: Klimawandel: Kirgistans Gletscher in Gefahr

Bodenverschlechterung

Das trockene Klima in Zentralasien trägt zur Bodendegradation und Wüstenbildung bei.

Die wichtigsten Faktoren für die Bodendegradation sind das Bevölkerungswachstum in den Deltas der wichtigsten Flusseinzugsgebiete und der Klimawandel. Nach Angaben internationaler Organisationen sind heute mehr als 90 Millionen Hektar Land in Zentralasien degradiert, die meisten davon in Kasachstan (80 Millionen Hektar oder 36 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche) und Tadschikistan (3,9 Millionen Hektar oder mehr als 70 Prozent). Davon sind mehr als 30 Millionen Hektar von Wassererosion betroffen. In Usbekistan sind bis zu 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche von Wassererosion betroffen. Trockenes Klima und Dürren verschärfen auch den Prozess der Bodenversalzung. Heute beträgt die Gesamtfläche der bewässerten Flächen in der Region acht Millionen Hektar, von denen mehr als 60 Prozent in gewissem Umfang versalzen sind.

Das Ausmaß der Versalzung ist in den zentralasiatischen Ländern unterschiedlich, und die Versalzung betrifft nicht nur Ackerland, sondern auch Weiden und Felder.

Lest auch auf Novastan: Vereinte Nationen kündigen Dürre für Zentralasien an

Klimaerwärmung

Die zentralasiatischen Länder sind im Sommer mit einem anormalen Temperaturanstieg konfrontiert. In einigen Regionen Tadschikistans und Turkmenistans steigt die Temperatur bis zu 48 Grad Celsius, in Usbekistan bis zu 45 Grad. Vorhersagen zufolge werden die Temperaturen in Zentralasien bis 2050 um weitere 1-3 Grad Celsius steigen. Mit der Erwärmung wird die Verdunstung von der Wasseroberfläche der Ozeane, Meere, Seen und Stauseen unweigerlich zunehmen.

Die meisten der Risiken von Naturkatastrophen, denen die zentralasiatischen Länder ausgesetzt sind, stehen in direktem Zusammenhang mit der Klimaerwärmung. Nach Angaben der Weltbank hat es allein in den letzten 30 Jahren etwa 500 Überschwemmungen und Erdbeben gegeben. 25 Millionen Menschen waren davon betroffen und es entspricht einem wirtschaftlichen Schaden von 80 Milliarden Dollar (ca. 75 Milliarden Euro). Dürreperioden erwiesen sich als die bedeutendste Naturkatastrophe. Schätzungen zufolge sind 90 Prozent der wirtschaftlichen Schäden, die durch alle Naturkatastrophen im Laufe der Jahre verursacht wurden, auf Dürren zurückzuführen. Experten schätzen den wirtschaftlichen Schaden, der der tadschikischen Wirtschaft durch Dürren entsteht, auf 5,4 Millionen Dollar (ca. 5 Millionen Euro) und durch Erdbeben auf 3,3 Millionen Dollar (ca. 3,1 Millionen Euro).

Um die Nachhaltigkeit des Agrarsektors zu gewährleisten und die Bedrohung durch schwere Dürrefolgen zu verringern, müssen die Länder der Region aktiv Agrartechnologien einsetzen, die die Wassernutzungseffizienz verbessern, die Bodenfeuchtigkeit erhalten und Ökosysteme schützen. Des Weiteren braucht es eine Umstellung auf den Anbau von an Trockenheit und Salzgehalt angepassten Pflanzen.

Lest auch auf Novastan: Immer stärkere Temperaturschwankungen durch den Klimawandel in Zentralasien

Asia-Plus

Aus dem Russischen von Sara Derbishova

Noch mehr Zentralasien findet ihr auf unseren Social Media Kanälen: Schaut mal vorbei bei Twitter, Facebook, Telegram, Linkedin oder Instagram. Für Zentralasien direkt in eurer Mailbox könnt ihr euch auch zu unserem wöchentlichen Newsletter anmelden.

Kommentare

Your comment will be revised by the site if needed.