In Kasachstan sind am 14. Mai die Leichen von 350 Saiga-Antilopen gefunden worden. Die Tiere sollen vom Blitz getroffen worden sein. Das Ereignis ist umso tragischer, da die Art vom Aussterben bedroht ist.
Es ist eine Tragödie für die Erhaltung der zentralasiatischen Fauna. Am 14. Mai meldete die Agence France Presse (AFP) den Tod von rund 350 Saiga-Antilopen. Kasachstan hatte dies am selben Tag bekanntgegeben, nachdem DorfbewohnerInnen die Tierleichen in der Steppe im Westen des Landes gefunden hatten.
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Die Huftiere wurden wahrscheinlich durch einen Blitz getötet. Das kasachstanische Umweltministerium unterstützte diese These in einer Erklärung. „Es gibt Spuren von Blitzeinschlägen an den Kadavern“, sei laut AFP dort zu lesen. Die Erklärung wurde jedoch nicht auf der Seite des Ministeriums veröffentlicht.
Eine äußerst bedrohte Art
Der Unglücksfall trat während der Paarungszeit der Saigas ein. Die Art ist für ihre charakteristische Schnauze bekannt, die wie ein kurzer Rüssel aussieht. Saigas sind vom Aussterben bedroht.
Die Internationale Naturschutzunion (IUCN) verwendet eine Rote Liste als wissenschaftlichen Maßstab für gefährdete Wildtiere. In dieser Liste wird die Saiga-Antilope als eine von fünf vom Aussterben bedrohten Antilopenarten mit einer Population von nur rund 124.000 Ausgewachsenen Tieren geführt.
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Saiga-Antilopen leben hauptsächlich auf dem Territorium Kasachstans. In der Mongolei und in der Republik Kalmückien im Westen Russlands gibt es auch Populationen, die aber deutlich kleiner sind.
Im Jahr 2015 starben infolge einer Epidemie rund 200.000 dieser Antilopen – damals weit über die Hälfte der weltweiten Population. Nach dieser Tragödie stellten WissenschaftlerInnen fest, dass sich Nasenbakterien unter ungewöhnlich heißen und feuchten Bedingungen ausgebreitet hatten.
Bedroht durch Wilderei
Der Hauptgrund, warum Saiga-Antilopen als gefährdete Art gelten, liegt in der Wilderei. Die Tiere werden aufgrund ihrer Hörner gejagt, die insbesondere in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet werden. Laut einer Zählung im Jahr 2019 wurden acht Tonnen Hörner pro Jahr verwendet.
Die Jagd auf Saigas führte am 23. Juli 2019 auch zum Tod eines Rangers, der von Wilderern erschossen worden war [fr/ru]. Wie das kasachstanische Nachrichtenportal Tengrinews berichtete, ereignete sich im Januar desselben Jahres ein ähnlicher Mord. Laut dem Central Asian Bureau for Analytic Reporting (CABAR) schwor Kasachstans Staatsführung nach diesen Ereignissen, entschieden gegen die Wilderei vorzugehen.
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Die Jagd aufgrund ihrer Hörner ist aber nicht die einzige Bedrohung für das Überleben der Saigas. Bauern im Nordwesten des Landes werfen den Tieren vor, sie würden Weizenfelder schädigen, und rechtfertigen die Jagd auf sie trotz des Status als gefährdete Art [fr/ru].
Verheißungsvolle Beobachtungen
Aufgrund ihrer Verwundbarkeit werden die Saiga-Populationen besonders stark überwacht und die Zahl der Exemplare regelmäßig erfasst. In Usbekistan konnte am 11. Februar 2020 erstmals seit fünf Jahren eine Gruppe von 35 Saigas beobachtet werden [fr/ru], was Hoffnung auf das Überleben der Art macht.
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Anhand von Luftaufnahmen aus dem Jahr 2019 schätzte Kasachstan seine Saigas-Bevölkerung auf mehr als 330.000 Tiere. Die Zählung der Bestände wurde am 15. April wieder aufgenommen, wie die Vereinigung zur Erhaltung der biologischen Vielfalt Kasachstans mitteilte.
Léonard Dillies, Redakteur für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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