Vor 80 Jahren, am 6. September 1940, wurden die Bauarbeiten am Pamir-Highway beendet. Der Bau der Straße, die Tadschikistans Hauptstadt Duschanbe mit Chorugh in der Autonomen Region Berg-Badachschan verbindet, erfolgte innerhalb von dreieinhalb Monaten und stellt eine wahrscheinlich bis heute nie wieder erreichte Leistung dar. Der folgende Artikel erschien im russischsprachigen Original auf Asia-Plus. Wir übersetzen ihn mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Der Osten der Tadschikischen SSR, die Autonome Region Berg-Badachschan war durch unüberwindbare Berge vom Zentrum der Republik abgeschnitten. Bis 1940 konnte man nur von Chorugh nach Duschanbe gelangen, indem man 732 Kilometer nach Osch in Kirgistan fuhr (auf dem bereits existierenden Abschnitt des Pamir-Highway, Anm. d. Red.) und von dort aus weitere 1551 Kilometer mit der Eisenbahn zurücklegte. Der Versuch, eine direkte Straße von Duschanbe nach Chorugh zu bauen, war zwar schon in den Jahren 1932-1933 unternommen worden, jedoch aufgrund des Umfangs der Arbeiten und des fehlenden Materials nicht von Erfolg gekrönt.
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Güter konnten nur mit Lastwagen auf schmalen, schwindelerregenden Wegen über Bergpässe und entlang von Abgründen transportiert werden. Diese Wege waren darüber hinaus einen erheblichen Teil des Jahres nicht passierbar.
Gemeinnütziger Arbeitseinsatz
1939 wandten sich die EinwohnerInnen des Bezirks Gharm und der Autonomen Region Berg-Badachschan mit der Bitte an die Regierung der Republik, den Bau der Straße Duschanbe – Chorugh mit der schnellsten Methode – der gemeinsamen, gemeinnützigen Arbeit – zu starten. Die Regierung unterstützte diese Initiative des Volkes und bald gab die Sowjetregierung die Anweisung, Duschanbe und Chorugh als das Zentrum des Pamirs mit einer Straße zu verbinden.
Alexander Wassilijewitsch Masajew wurde zum Bauleiter ernannt. Im März 1940 begannen die Vorarbeiten. Ende Mai wurde mit dem massenhaften Arbeitseinsatz der EinwohnerInnen von Gharm, Darwas und des Pamirs der Bau begonnen. An dem Riesenprojekt waren mehr als 30.000 Menschen beteiligt. Die Bauarbeiten waren auf fünf Jahre angesetzt. Auf der ganzen Welt gab es kein vergleichbares Projekt in Bezug auf die Schwierigkeit der Arbeit angesichts der Höhe, Steilheit und Härte der Felsen.
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Wie wurde gebaut? Man ging auf Bergpfaden und hing an Seilen. Man schwang sich über den Fluss, bohrte Löcher für den Sprengstoff und stieß Brocken von der Größe eines Hauses in den Fluss Pandsch. Die Straße wurde in einem Atemzug gebaut – in einem einzigen Ansturm, der durch geschickte Vorbereitung, klare Führung, technische Berechnung und verlässlicher Versorgung ermöglicht wurde.
Zwei Millionen Kubikmeter Granit, die gleiche Menge an steinigem Boden und eine weitere Million heimtückischstes Geröll wurden gesprengt. Dabei wurden 1149 Tonnen Dynamit verbraucht. Die 567 Kilometer lange Straße wurde in 104 Tagen gebaut – fünf Kilometer pro Tag.
Der Pamir wird erschlossen
452 ArbeiterInnen wurden mit Orden und Medaillen der UdSSR ausgezeichnet. Im selben Jahr bauten die EinwohnerInnen von Ischkoschim und dem Wachan-Tal eine weitere Straße von 240 Kilometern Länge. Zur gleichen Zeit wurden Brücken und Dämme gebaut und eine Telegraphenleitung gelegt. 1940 erhielten die meisten Ortschaften im Pamir einen Telegraphenanschluss. Außerdem wurden regelmäßige Flugverbindungen auf den Strecken Duschanbe – Chorugh und Duschanbe – Ischkoschim eingerichtet.
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Am 12. Oktober 1940 ging die erste Verbindung von Duschanbe nach Chorugh. Seitdem wird der Weg von Duschanbe in den als ‚Dach der Welt‘ bekannten Pamir nicht in einem Monat, sondern in ein bis zwei Tagen bewältigt. Und die von Legenden und Sagen umwobene Region, die früher von uneinnehmbaren Bergen umgeben war, wurde durch den Bau des Pamir-Highways an den Rest des Landes angeschlossen.
Weitere Fotos von den Bauarbeiten findet ihr im Artikel von Asia-Plus.
Gafur Schermatow für Asia-Plus
Aus dem Russischen von Robin Roth
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