Tadschikistan plant den Kohleabbau im Land auszubauen. Bis 2040 sollen 15 Millionen Tonnen pro Jahr erreicht werden. Der folgenden Artikel erschien im russischsprachigen Original auf Asia-Plus. Wir übersetzen ihn mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Laut dem von der tadschikischen Regierung vorgestellten Konzept zur Entwicklung der Kohlebranche soll der Kohleabbau in den nächsten Jahren forciert werden. Erklärtes Ziel ist es, dass Tadschikistan im Jahr 2040 15 Millionen Tonnen fördern soll. Im letzten Jahr belief sich der Kohleabbau auf etwas mehr als 1,9 Tonnen.
„Um das Erreichen der Zielindikatoren der nationalen Entwicklungsstrategie der Republik Tadschikistan für den Zeitraum bis 2030 zu gewährleisten, wird eine Erhöhung der Kohleproduktion um das 7,6-fache auf 10,4 Millionen Tonnen und in der Folge um das 11-fache auf 15 Millionen Tonnen bis 2040 vorgesehen“, heißt es in dem Konzept.
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Die AutorInnen des Dokuments betonen, dass die Kohleindustrie eine der wichtigsten Strukturen des Brennstoff- und Energiekomplexes des Landes ist. In Tadschikistan sind 21 Lagerstätten registriert, die insgesamt 3,6 Milliarden Tonnen Kohle umfassen.
Die Entwicklung der Branche soll unter anderem dadurch erreicht werden, dass günstige Bedingungen für den Abbau geschaffen werden und indem schrittweise zur Untertageförderung übergegangen wird. Außerdem sollen Probleme wie die Modernisierung der Fördertechnik, der Zufluss von Investitionen, das Finden neuer Lagerstätten oder die Startbedingungen neuer Unternehmen gelöst werden.
Der Zustand der Kohleindustrie
In dem Konzept heißt es, dass die jährliche Gesamtfördermenge in Tadschikistan zu Sowjetzeiten circa 1 Million Tonnen erreichte, der jährliche Bedarf aber bei 1,5 Million Tonnen lag. Zwischen dem Erlangen der Unabhängigkeit (1991, Anm. d. Red.) und 2001 waren nur die Kohlelagerstätten „Fon-Jagnob“ und „Schurab“ in Betrieb, deren Gesamtausbeute bei durchschnittlich 20 600 Tonnen lag. 2015 wurden an insgesamt sechs Orten bis zu einer Million Tonnen abgebaut.
Die Zahl der Unternehmen in der Kohleindustrie stieg von zwei auf 18. In die meisten von ihnen flossen in- und ausländische Investitionen von mehr als 50 Millionen US-Dollar.
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2018 wurden 1,9 Millionen Tonnen Kohle abgebaut. Dies ist der höchste Wert in der Geschichte der tadschikischen Kohleindustrie. Im Vergleich zum Jahr 2000 erhöhte sich der Gesamtumfang um das 93-fache. Derzeit fördern an den acht Lagerstätten und Kohleschächten des Landes vier staatliche und sechs private Unternehmen im Tagebau und unter Tage.
Gemäß dem neuesten Daten des Industrieministeriums zählen das Heizkraftwerk von Duschanbe (60 Prozent) und Industrieunternehmen (32,1 Prozent) zu den größten Kohleverbrauchern im Land. Die Bevölkerung verbraucht weitere 6 Prozent, staatliche Einrichtungen 1 Prozent. 0,9 Prozent gehen in den Export.
ÖkologInnen mahnen zu Einhalt
Tadschikische ÖkologInnen rufen hingegen die Regierung dazu auf, kurzfristige Wirtschaftsprobleme nicht mit Hilfe der Kohle zu lösen.
„Die Regierung Tadschikistans beabsichtigt, bis 2020 das Niveau der Produktionskapazität in der Kohleindustrie auf ein Niveau zu erhöhen, das nicht nur den inländischen Bedarf deckt, sondern auch den Export von Kohle und Kohleerzeugnissen ins Ausland gewährleistet. Dies bedeutet eine Erhöhung der Kohleförderung um ein Vielfaches“, heißt es in einer zuvor verbreiteten Erklärung verschiedener Umweltorganisationen des Landes.
Die NGO-Netzwerke Tadschikistans erklären in Bezug auf den Klimawandel, dass „Kohle der schmutzigste fossile Brennstoff und die klimaschädlichste Energiequelle“ sei. Sie merken an, dass die tadschikische Kohle zwar billig, ihre Qualität aber niedrig sei. Dies verstärke die negativen Folgen, die bei der Verbrennung für die Umwelt entstehen.
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Laut den Daten von Umweltorganisationen spürt Tadschikistan schon jetzt die Folgen des Klimawandels. Es liege daher im Interesse der Republik, nicht nur auf strengere Ziele zur Reduzierung der globalen Treibhausgasemissionen zu bestehen, sondern auch alles zu tun, um den Klimawandel auf nationaler Ebene zu bekämpfen.
Timur Idrisow von der Umweltorganisation „Kleine Welt“ meint, dass der Ausbau des Kohlesektors das Entstehen einer „grünen“ Wirtschaft im Land bremse. „Die Republik wird die nächsten 30 bis 40 Jahre auf schmutzigen Brennstoff setzen. Die Kohle wird finanzielle Mittel abziehen, die für Projekte und Programme zur Energieeinsparung, zur Entwicklung alternativer Energiequellen und für andere «grüne» Initiativen eingesetzt werden könnten“, meint der Ökologe abschließend.
Pajraw Tschorschanbajew für Asia-Plus
Aus dem Russischen von Robin Roth
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