Alexander Sodiqov wurde vorerst aus der Untersuchungshaft entlassen und ist nun bei seiner Familie. Die Ermittlungen wegen Landesverrats und Spionage sind noch nicht abgeschlossen.
Der internationale Protest zeigte Wirkung: Am 22. Juli, gut einen Monat nach seiner Verhaftung, wurde Alexander Sodiqov unter gewissen Auflagen aus der Haft entlassen. Bis die Ermittlungen abgeschlossen sind, darf der tadschikische Blogger und Politikwissenschaftler Duschanbe, die Hauptstadt Tadschikistans, nicht verlassen. Sodiqov war im Juni während einer Forschungsreise in der Autonomen Region Gorno-Badakhschan (GBAO) von Sicherheitsbeamten festgenommen und in eine Einrichtung des Komitees für nationale Sicherheit in Duschanbe gebracht worden. Ihm werden Landesverrat und Spionage für eine ausländische Regierung vorgeworfen, bei einem Schuldpruch droht eine mehrjährige Gefängnisstrafe.
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Freude über Wiedersehen mit Familie
Nach 36 Tagen Haft genießt der junge Familienvater seine wiedergewonnene Freiheit: „Ich bin sehr glücklich darüber, frei zu sein und die Möglichkeit zu haben, bei meiner Familie zu sein. Die letzten Tage habe ich hauptsächlich mit meiner kleinen Tochter, mit meiner Familie, verbracht,“ erklärte Sodiqov im Interview mit Radio Ozodi. Natürlich sei er mit den ihm gemachten Vorwürfen nicht einverstanden, er hoffe aber, dass die Untersuchung die Wahrheit ans Licht bringen werde. „Bis jetzt sind die Ermittlungen professionell und neutral verlaufen, ich denke, dass man merken wird, dass ich ein gesetzestreuer Staatsbürger bin.“
Gegenüber Radio Ozodi und Asia Plus betonte Sodiqov wiederholt, er sei in der Untersuchungshaft gut behandelt worden: „Das Essen war gut, man sorgte sich um meine Gesundheit und ließ mir alle Zusendungen meiner Familie zukommen.
Obwohl ihm wohl schon einige Presseanfragen vorliegen, möchte Sodiqov in der nächsten Zeit keine weiteren Interviews geben. Zuerst solle sich der Rummel um den Fall etwas legen. Laut Medienberichten gehört der Verzicht auf Interviews zu den Auflagen seiner Entlassung.
Internationaler Protest gegen Verhaftung erfolgreich
Sodiqovs Inhaftierung erregte internationales Aufsehen: Internationale Organisationen wie Human Rights Watch und die OSZE forderten seine Entlassung, Amnesty International und ein Unterstützerkreis aus Freunden, Wissenschaftlern und Journalisten setzten sich mit Petitionen für Sodiqov ein. Auch internationale Diplomaten und Politiker sprachen sich für die Freilassung des Nachwuchswissenschaftlers aus. So wurde der tadschikische Außenminister, Sirojiddin Aslov, während seiner Großbritannienreise Anfang Juli wiederholt auf Sodiqov angesprochen. Nach Einschätzung Radio Ozodis könnte dies den Ausschlag für seine Freilassung gegeben haben.
Sodiqov wurde während seiner Forschung zu Zivilgesellschaft und Konfliktlösungsstrategien für die britische Universität Exeter verhaftet. Im Rahmen des Forschungsprojekts war er nach Khorog, in die Provinzhauptstadt GBAOs, gereist, wo er nach einem Interview mit dem Oppositionspolitiker Alim Sherzamonov festgenommen wurde. Gegenüber Radio Ozodi betonte Sodiqov, dieses Projekt habe nichts mit der Forschung für seine Doktorarbeit, an der Universität Toronto, zu tun. Vielmehr sei er von der Universität Exeter damit beauftragt worden.
„Ein Schritt in die richtige Richtung“
Die Unterstützer Sodiqovs begrüßen die nun erreichte Freilassung, sie wird aber nicht zum Anlass für Entwarnung genommen. Man werde den Fall weiter beobachten, so zum Beispiel eine Sprecherin der OSZE-Niederlassung in Duschanbe. Sodiqovs Doktorvater Edward Schatz, Universität Toronto, wertet die Entlassung als Schritt in die richtige Richtung. Er will solange weiter an die tadschikischen Behörden appellieren bis sie Sodiqov freisprechen. Mit dem Feiern warte man daher bis Alexander zurück in Toronto sei.
Sodiqov und seine Familie leben seit einigen Jahren in Kanada, Tochter Erika hat die kanadische Staatsbürgerschaft. Trotz der jüngsten Erfahrungen in seinem Heimatland möchte Sodiqov auf lange Sicht nicht in Kanada bleiben. Wenn alles gut ausgehe, wolle er nach dem Fertigstellen seiner Doktorarbeit zurück nach Tadschikistan.
Die Redaktion