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No Name: Die beliebteste Bar Bischkeks

Zuerst hieß sie Bad Boys Bar, bis Gäste aus dem Ausland sagten, dass so nur Strip- oder Gay-Clubs heißen können. Deshalb hat die beliebteste Bar in Bischkek jetzt gar keinen Namen mehr. Die Mitinhaberin Jewgenija Saratowa erzählt ihren Weg, wie sie von einer einfachen Kellnerin zur erfolgreichen Barbetreiberin wurde. Folgendes Interview erschien im russischen Original bei The Steppe.

Christina Spitzmüller 

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Barbetreiberin Jewgenija Saratowa

Zuerst hieß sie Bad Boys Bar, bis Gäste aus dem Ausland sagten, dass so nur Strip- oder Gay-Clubs heißen können. Deshalb hat die beliebteste Bar in Bischkek jetzt gar keinen Namen mehr. Die Mitinhaberin Jewgenija Saratowa erzählt ihren Weg, wie sie von einer einfachen Kellnerin zur erfolgreichen Barbetreiberin wurde. Folgendes Interview erschien im russischen Original bei The Steppe.

The Steppe: Wie kamst du auf die Idee, eine Bar zu eröffnen?

Jewgenija: Mit 17 bin ich zum Studieren nach St. Petersburg gegangen, wo ich sechs Jahre lang gelebt habe. Während des Studiums habe ich viel gejobbt, unter anderem als Kellnerin. Freitags nach der Arbeit bin ich immer in meine Lieblingsbar gegangen, habe ein Glas Wein getrunken und meinen Lieblingssalat gegessen, bevor ich nach Hause gegangen bin. Das war so eine Art Tradition. Aus der Zeit stammt der Traum, selbst eine Bar zu eröffnen. Ich wusste noch nicht, was für eine Bar es genau sein sollte. Aber ich wusste, dass es eine schöne, helle Bar sein würde, wo die Leute einfach hingehen, was Leckeres trinken und sich wohlfühlen. Die ganzen Details kamen dann im Prozess. Das ist mein erstes Business, ich hab keine Ahnung, wie sowas eigentlich abläuft.Wir haben auch überhaupt nicht damit gerechnet, dass die Bar so beliebt wird.

The Steppe:Was hast du davor gearbeitet?

Jewgenija: Ich arbeite seit sieben Jahren in der Gastronomie. Ich wusste: Wenn ich meine eigene Bar eröffnen will, muss ich jedes Detail dieses riesigen Systems verstehen. Zuerst habe ich als Kellnerin in St. Petersburg gejobbt. Dann habe ich hier in Bischkek als Barista in einem Café gearbeitet. Nach einer Weile wurde mir angeboten, die Eröffnung eines neuen Cafés zu betreuen. Das habe ich dann acht Monate lang geleitet. Schritt für Schritt habe ich all diese Etappen durchlaufen, von der Kellnerin zur Geschäftsführerin. Und eines Tages wurde mir angeboten, eine eigene Bar mitzugründen. Jetzt bin ich Mitinhaberin der Bar The No Name.

Alles läuft über Mundpropaganda

The Steppe: Wieviel Geld habt ihr in die Bar gesteckt?

Jewgenija: Das kann ich leider nicht verraten, auch nicht, wieviel wir jetzt verdienen. Das ist der Deal mit meinem Partner.

The Steppe:Wie promotet ihr die Bar?

Jewgenija: Wir geben kein Geld für Marketing aus. Null Werbung. Alles läuft über Mundpropaganda. Am Anfang kamen unsre Freunde, sie haben wiederum ihre Freunde mitgebracht. Inzwischen hat sich eine tolle, große Gruppe an Leuten entwickelt, die zu uns kommen.

The Steppe: Warum hieß die Bar zuerst Bad Boys Bar und später The No Name Bar?

Jewgenija: Ich bin ganz schlecht darin, Namen zu geben – mein zweiter Kater heißt einfach Kater. Die Bar hieß zuerst Bad Boys, weil das gut klingt und einfach zu merken ist. Aber Gäste aus dem Ausland haben uns erklärt, dass Bad Boy nur Strip- oder Gay-Clubs heißen können. Deshalb haben wir kurzerhand die Metallbuchstaben von der Wand genommen und entschieden, dass wir erstmal keinen Namen haben, bis uns ein guter einfällt. Die Leute haben unsere Bar dann „Die Bar ohne Namen an der Bokonbajew-Straße“ genannt, und die Ausländer sagten: „It’s a bar with no name!“ So kam das.

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The Steppe: Ist es schwer, eine Bar in Kirgistan zu betreiben?

Jewgenija: Das kommt ganz drauf an. Ich sage meinen Leuten immer: Wenn man euch wie Dienstboten behandelt, lasst ihr offensichtlich auch zu, so behandelt zu werden. Ich selbst bin sehr gastfreundlich und nehme oft auch winzige Details war. Was ich nicht kann, ist handeln. Die Händler durchschauen mich sofort und verlangen das Dreifachen, was ich dann einfach bezahle. Deshalb kümmert sich mein Partner um den Einkauf. Dafür weiß ich, was es braucht, damit die Gäste sich wohl fühlen – wie warm es sein muss, welches Licht wir brauchen, welcher Cocktail gut schmeckt und welcher nicht.

The Steppe:Ist Personalmanagement auch eine deiner Stärken?

Jewgenij: Inzwischen kann ich das ganz gut, aber am Anfang tat ich mich schwer. Ich war sehr unsicher und musste mich oft überwinden. Das ist mit der Zeit besser geworden.

The Steppe: Mit welchen Problemen habt ihr zu kämpfen?

Jewgenija: Wir können hier fast keinen spannenden Alkohol kaufen. Aber das ist alles eine Frage der Zeit. Früher haben wir Craft-Beer aus Almaty importiert. Das war mehr so ein Image-Ding, verdient haben wir daran fast nichts. Zwei Lieferungen waren gut. Aber beim dritten Mal waren 70 Prozent des Biers abgelaufen. Es hätte sich für uns nicht gelohnt, das zurückzuschicken. Das war so ärgerlich. Seither importieren wir nichts mehr aus Almaty.

„Gute Arbeit muss gut bezahlt werden“

The Steppe: Verkauft ihr jetzt mehr kirgisisches Bier?

Jewgenija: Mit Bier ist es schwierig in Kirgistan. Letztendlich arbeiten wir jetzt mit der Brauerei Arpa zusammen. Die Qualität schwankt ein klein wenig, aber das Bier ist sehr lecker. Trotzdem ist die Zusammenarbeit nicht so leicht. Zum Beispiel stellt uns Arpa keine Anlagen zur Verfügung. Wir müssen 700 US-Dollar extra dafür zahlen. Und wir machen erst um 17 Uhr auf, Arpa liefert das Bier aber nur um 11 Uhr. Das heißt, wir müssen morgens da sein, die Lieferung entgegennehmen und dann wieder nach Hause gehen.

The Steppe: Erzähl ein bisschen von deinem Team. Wie sucht ihr euer Personal aus?

Jewgenija: Wir haben ein tolles Team. Neun Leute arbeiten in der Bar und drei in der Küche. Davon sind manche Seniors, die die Gäste empfangen, Bestellungen aufnehmen, Cocktails mixen. Die anderen helfen ihnen – bereiten alles vor, räumen das Geschirr ab. Senior kann bei uns jeder werden, der gut mitarbeitet. Ich zahle ein bisschen mehr als marktüblich, weil ich denke, gute Arbeit muss gut bezahlt werden. Mir ist wichtig, dass meine Mitarbeiter ehrlich und freundlich sind. Außerdem ist Teamfähigkeit wichtig. Aber wie ich das Personal genau auswähle, kann ich gar nicht so richtig sagen. Meine Leute sind alle total unterschiedlich.

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The Steppe: Bei euch hängen viele Auszeichnungen an der Wand, die die Barkeeper bekommen haben. Ist es dir wichtig, dein Personal weiterzubilden?

Jewgenija: Unbedingt. Wir gehen zusammen zu diesen Workshops. Unsere Leute werden immer wieder ausgezeichnet und nehmen an zentralasiatischen Wettbewerben teil.

The Steppe:Wo in Zentralasien gibt es die besten Barkeeper?

Jewgenija: In Kasachstan. Dorthat sich die Barkultur viel früher entwickelt. Die Leute dort haben genug Geld, um zu reisen. Wenn sie aus dem Ausland zurückkommen, wollen sie bestimmte Cocktails haben.Deshalb entwickeln die Barkeeper sich weiter. Bei uns fängt das jetzt erst an.

The Steppe:Wollt ihr eine zweite Bar eröffnen?

Jewgenija: Eine zweite The No Name Bar zu eröffnen – das geht gar nicht.

Bektur Elebes , The Steppe

Aus dem Russischen von Christina Spitzmüller

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