In Kasachstan steht es nicht gut um die Reallöhne. Trotz leichten Wirtschaftswachstums sinken sie bereits das dritte Jahr hintereinander. Dies geht aus einer von der Investmentbank Halyk Finance veröffentlichen Arbeitsmarktanalyse hervor. Dieser Artikel erschien zuerst auf der Nachrichtenseite Tengri.kz.
In den ersten drei Quartalen 2017 fielen die Löhne im Schnitt um zwei Prozent. Im Jahr 2018 werden sie nach Einschätzung von Experten immerhin nur noch um 0,5 Prozent sinken. „Eine schnellere Normalisierung der Reallöhne verhindern zum einen der geringe Ölpreis und zum anderen schwierige Bedingungen auf dem Geldmarkt. Dazu kommt, dass der Staat weniger Geld in die Wirtschaft fließen lässt und dass der Privatsektor in einer allgemeinen Krise steckt“, heißt es in der Analyse.
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Das verlangsamte Wirtschaftswachstum der letzten Jahre wurde nicht nur von fallenden Preisen für Öl und andere Rohstoffe begleitet, sondern auch von einem Rückgang der Beschäftigungszahlen, so die Experten von Halyk Finance. Seit 2014 sank die Zahl der Arbeitenden im Schnitt um 8.000 pro Jahr, während zwischen 2010 und 2013 noch ein durchschnittlicher jährlicher Zuwachs von 170.000 zu verzeichnen war. Heute arbeiten damit etwa wieder genauso viele Menschen wie 2013: 8,6 Millionen. Dieser Rückgang ist bedingt durch demographische Veränderungen, die mangelnde Flexibilität des Arbeitsmarktes und generelle wirtschaftliche Probleme.
Niederige Löhne in der Landwirtschaft
Die Aufteilung der Bevölkerung nach ihrem Einkommen zeigt, dass fast drei Viertel aller Beschäftigten weniger als den durchschnittlichen Monatslohn in Höhe von 144.000 Tenge (ca. 360 Euro) erhielten.
Gleichzeitig schwanken die Gehälter in verschiedenen Wirtschaftszweigen enorm. So verdienen etwa in der Landwirtschaft fast 90 Prozent der Beschäftigten weniger als 150.000 Tenge (ca. 370 Euro). Wenig besser sieht die Situation in Handel, Bildung und Verwaltung aus. Bei regionaler Betrachtung sind niedrige Löhne in Gebieten mit starker landwirtschaftlicher Ausrichtung vorherrschend.
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In die Analyse der Einkommenssituation seien nicht die Gehälter von Kleinunternehmen und Selbstständige eingeflossen. Deren Löhne lägen deutlich unter dem Durschnitt, was bedeute, dass die Reallöhne insgesamt noch viel niedriger sein dürften. „Nach Behördenschätzungen beträgt die Zahl der Arbeitslosen und Selbstständigen, die monatlich weniger als 60.000 Tenge (etwa 150 Euro) zur Verfügung haben, 853.000 Personen“, heißt es dazu im Bericht.
Existenzminimum bei 50 Euro
Darüber hinaus hätten seit der Einführung der privaten Rentenvorsorge vor 20 Jahren nur etwa 70 Prozent der Beschäftigten in dieses System eingezahlt. „Die im Jahr 2018 neu eingeführte Berücksichtigung der Anzahl der Berufsjahre bei der Berechnung der Basisrente soll Selbstständige dazu bringen, aus der Schattenwirtschaft herauszutreten. Der Effekt dieser Maßnahme wird jedoch eher gering ausfallen, wenn man sich die zu erwartende Höhe der Basisrente ansieht: Diese ist an das Existenzminimum gekoppelt, das wiederum knapp über 20.000 Tenge (etwa 50 Euro) liegt“, so die Experten.
Im Original erschienen bei Tengri.kz.
Aus dem Russischen von Florian Tack
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