In der Reihe „Zentralasien durch die Linse von…“ stellt Novastan Fotografinnen und Fotografen aus Zentralasien vor und befragt sie zu ihrem Schaffen.
Als Behzod Boltayev sich der Street Photography widmete und begann, den Alltag der Bewohner Bucharas zu dokumentieren, trat der Fotograf in die Fußstapfen seines Vaters, Shavkat Boltayev. In der hauseigenen „Buchara Fotogalerie“ hat Behzod nun eine Ausstellung eröffnet, in der er neben eigenen Aufnahmen auch die seines Vaters zeigt.
Name: Behzod Shavkatovich Boltayev
Geburtstag: 31. März 1996
Stadt und Land: Buchara, Usbekistan
Staatsangehörigkeit: Usbekisch
Novastan: Warum hast du die Fotografie als Ausdrucksmittel gewählt?
Behzod Boltayev: Ich fühlte mich schon als Kind zu dieser Form der Kunst hingezogen. Das liegt auch daran, dass mein Vater, Shavkat Boltayev, selbst ein sehr bekannter Dokumentarfotograf war. Er war mein erster Mentor und hat mir viel über die Fotografie beigebracht.
Für mich bedeutet Fotografie das Herausstellen einzelner Momente aus dem echten Leben. Mein Vater hat mir einige Prinzipien mit auf den Weg gegeben, die mir nach wie vor ein Leitstern sind. Darum fotografiere ich so, dass die Menschen noch in hunderten von Jahren beim Betrachten der Fotos eine klare Vorstellung davon haben, wie unsere Lebensrealität aussah.
Erzähl noch mehr über deine eigene Fotografie.
Mein Vater, Shavkat Boltayev, gründete 1985 in Buchara das Amateurfilmstudio „Sitora“ (tadschikisch für „Stern“). Später, im Jahr 2003, eröffnete er an diesem Ort die Buchara Fotogalerie, die erste ihrer Art. Mit der Zeit haben sich nicht nur meine Werke zu seinen dazugesellt, wir sind auch bekannter geworden und werden von Reiseführern auf der ganzen Welt empfohlen!
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Wie reagieren die Menschen in eurer Heimat auf die Aufnahmen?
Die Menschen in Usbekistan reagieren unterschiedlich auf meine Arbeit, aber insgesamt positiv. Ich lege großen Wert auf das Feedback von Kunstkritikern und auf Kommentare in sozialen Netzwerken.
Meiner Heimat Buchara möchte ich einen Platz in der Geschichte sichern – mit all ihren Einwohnern, Straßen, Denkmälern, ihrem Leben, ihren Traditionen und Ritualen. Als Hauptaufgabe empfinde ich, den Moment einzufangen und damit die Geschichte festzuhalten. Aus diesem Grund können sich meine Landsleute mit den Fotos identifizieren.
Wie schaut dein aktuelles Projekt aus?
Meine Stadt ist kosmopolitisch, sie beherbergt Menschen verschiedenster Nationalitäten. Aktuell sitze ich an einem Projekt über das Leben der Roma in Zentralasien. Sie leben gleichermaßen im Zentrum wie am Stadtrand. Damit führe ich das von meinem Vater initiierte Projekt fort.
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Mein Vater arbeitete an dem fotografischen Langzeitprojekt „Überleben der kleinen Nationen auf der Großen Seidenstraße“, das aus zwei Teilen bestand: „21. Jahrhundert: Buchara ohne die Juden von Buchara“ und „Geheimnisvoller Stamm“ über die Roma in Zentralasien. Knapp 30 Jahre hatte er an diesem Projekt gearbeitet. Darum sehe ich es als meine Aufgabe an, dieses Werk fortzuführen.
Ich interessiere mich für die Lebensweise der Roma. Sie leben in gewisser Weise abgeschieden und so manche Vorteile der zivilisatorischen Errungenschaften bedeuten ihnen wenig. Denn ihr Ideal heißt Freiheit.



Welches Bild bedeutet dir besonders viel und weshalb?
Ich liebe alle meine Aufnahmen. Sie sind allesamt meinem Schaffen, meiner Fantasie entsprungen. Wenn ich nur eines auswählen dürfte, wäre es vielleicht „Porträt einer Keramikmeisterin“, das Kubaro Babayeva zeigt. Sie war eine enge Freundin der Familie und darüber hinaus eine großartige Töpferin. Sie töpferte typischerweise Kinderspielzeug wie Pfeifen aus rotem und blauem Ton. Das machte sie noch bis an ihr Lebensende aus.

Warst du auch in anderen Städten in Usbekistan und Zentralasien? Wo, wenn nicht in Buchara, hat es dir am besten gefallen?
Ich habe viele Städte besucht, in Usbekistan und in anderen Ländern. Meine Lieblingsstadt ist natürlich meine Heimatstadt Buchara. Aber mir haben auch Khiva, Sankt Petersburg, Schamachi (Aserbaidschan; Anm. d. Ü.) und New York gefallen. Andere zentralasiatische Länder habe ich leider nicht besucht, aber die stehen auf meiner Liste.
Was machst du in deiner Freizeit, wenn du gerade nicht fotografierst?
Ich mache sehr gerne Sport und spiele oft Fußball mit Freunden.
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an Bildern von Behzod Boltayev. Für weitere Bilder folgen Sie ihm auf Instagram: @b_photo_gallery oder treffen Sie ihn direkt in der Buchara Fotogalerie in Buchara.








Simone Bergonzi, Redakteurin für Novastan
Arthur Siavash Klischat, Übersetzer für Novastan
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