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Trotz Verbot: Polygamie bleibt in Usbekistan verbreitet

In Usbekistan ist es Männern per Gesetz verboten, mehrere Ehefrauen zu haben. Diese Praxis ist jedoch insbesondere in der Region Samarkand noch weit verbreitet, wo mehr als 5 000 Fälle gemeldet wurden. Der folgende Artikel erschien im russischsprachigen Original auf Fergana-News. Wir übersetzen ihn mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Zwei Hände mit Eheringen
Viele verheiratete Männer heiraten in Usbekistan eine zweite Frau, ohne sich zuvor von der ersten scheiden zu lassen

In Usbekistan ist es Männern per Gesetz verboten, mehrere Ehefrauen zu haben. Diese Praxis ist jedoch insbesondere in der Region Samarkand noch weit verbreitet, wo mehr als 5 000 Fälle gemeldet wurden. Der folgende Artikel erschien im russischsprachigen Original auf Fergana-News. Wir übersetzen ihn mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Im Gebiet Samarkand leben derzeit mehr als 5 000 Männer, die ohne von ihrer ersten Frau geschieden zu sein, in einer Ehe mit einer zweiten Frau leben. Dies berichtet die lokale Zeitung Samarkandskij Vestnik mit Verweis auf das regionale Frauenkomitee.

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Nach den usbekischen Gesetzen wird Vielehe mit Strafen im Bereich des 50- bis 100-fachen des Mindestlohns bestraft. Dies entspricht im Jahr 2019 zwischen 11 und 22 Millionen Sum (74 000 bis 148 000 Euro). Auch Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren sind möglich. Im Jahr 2017 verbot Präsident Shavkat Mirziyoyev den Imamen des Landes, die Nikah (Eheschließung gemäß der Scharia) durchzuführen, wenn die Paare keine Eheurkunde aus einem Standesamt vorweisen.

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Viele Männer heiraten jedoch ihre zweite Ehefrau nicht offiziell und lassen sich von der ersten nicht scheiden. Stattdessen leben sie in zwei Häusern. Dies ist einer der Hauptgründe für Familienskandale und die steigende Zahl unglücklicher Familien.

Fälle von Gewalt gegen Frauen

Zudem leiden derzeit gemäß den Daten des Frauenkomitees 600 Frauen in der Region Samarkand unter ständiger Gewalt und Verhöhnung von Seiten ihrer Ehemänner.

Ein Fall von häuslicher Gewalt, der sich im Frühling in genau dieser Region ereignete, erregte besondere Aufmerksamkeit. Ein Einwohner des Bezirks Bulungur verstümmelte seine Ehefrau, die er erst zwei Woche zuvor geheiratet hatte, und wurde deswegen zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und acht Monaten verurteilt.

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Das Paar heiratete nicht standesamtlich, sondern führte nur in der Moschee die Nikah durch. Der Mann hatte sich zu diesem Zeitpunkt nicht scheiden lassen und war demnach offiziell mit einer anderen Frau verheiratet. Diese verließ ihn aber wegen ständiger Prügel und seiner Alkoholabhängigkeit.

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Anfang Mai diesen Jahres hatte das nationale Frauenkomitee einen Gesetzentwurf in die öffentliche Diskussion eingebracht, der Frauen vor Gewalt schützen soll. Bereits im Jahr 2018 wurden landesweit in weniger als drei Monaten mehr als 130 Frauenhäuser eröffnet, um betroffene Frauen vor ihren Ehemännern und deren Angehörigen zu schützen.

Fergana-News

Aus dem Russischen von Robin Roth

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