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Präsidententochter rettet unabhängiges Theater

Wurde das Ilhom-Theater in Taschkent noch vor kurzem davon bedroht, aus seinen Räumlichkeiten vertrieben zu werden, scheint eine Intervention der Präsidententochter Saida Mirziyoyeva die Lage beruhigt zu haben. Jedoch wird das Theater für bis zu zwei Jahre keinen Aufführungsort haben.

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Wurde das Ilhom-Theater in Taschkent noch vor kurzem davon bedroht, aus seinen Räumlichkeiten vertrieben zu werden, scheint eine Intervention der Präsidententochter Saida Mirziyoyeva die Lage beruhigt zu haben. Jedoch wird das Theater für bis zu zwei Jahre keinen Aufführungsort haben.

Am 10. Februar gab das Ilhom-Theater, ein ikonischer Ort der usbekischen Hauptstadt Taschkent, bekannt, dass es durch die neuen Grundstücksbesitzer der Firma Ofelos Plaza in Gefahr sei, vertrieben zu werden. Das Shodlik-Hotel, in dessen Keller das Theater bisher mietfrei ansässig war, wurde 1991 privatisiert. Nachdem das Hotel vor drei Jahren zurück in staatliche Hände gelangte, wurde das Theater jetzt aufgefordert, bis April zu räumen.

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Für das Theater, das gemeinnützig und ohne öffentliche Förderung auskommt, hätte die Räumung das Ende bedeutet. Es wäre somit das jüngste Opfer des seit 2017 anhaltenden Baubooms geworden, der für die Zerstörung vieler Orte von kultureller und historischer Bedeutung in der usbekischen Hauptstadt verantwortlich ist.

Am Folgetag nahm sich jedoch Saida Mirziyoyeva, Tochter des Präsidenten Shavkat Mirziyoyev, mit einem Post auf ihrem Telegramkanal der Sache an. Mirziyoyeva, die inzwischen Vizedirektorin eines Fonds zur Unterstützung von Journalisten ist, gab bekannt, dass „wir [das Theater] nicht fallen lassen werden“, ohne allerdings zu konkretisieren, wer mit „wir“ gemeint sei.

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Das Ilhom-Theater bedankte sich ebenfalls auf Telegram „in hohem Maße“ bei Saida Mirziyoyeva für ihre Unterstützung und teilte mit, nun gerettet zu sein. Am Abend des elften Februar präzisierte das Theater, dass bei einem Treffen mit der Direktorin der neuen Eigentümergesellschaft sich darauf geeinigt wurde, das Theater in seiner jetzigen Form aufrechtzuerhalten. Das Treffen fand im Beisein des Kultusministers statt.

Die nun abgewendete Räumung hätte das Ende des traditionsreichen Theaters bedeutet. Bereits seit Sowjettagen gilt es als Zentrum der Meinungsfreiheit und des künstlerischen Ausdrucks in Usbekistan. Das Ilhom-Theater wurde 1976 durch Initiative des avantgardistischen Theatermachers Mark Weil gegründet. In der Sowjetunion galt es als erstes unabhängiges und zensurfreies Theater des Landes.

Umbauten zu einem Geschäftszentrum

Die neuen Eigentümer des Grundstücks planen, ein Geschäftszentrum um das Theater herum zu bauen. Das Theater müsste während der Arbeiten geschlossen werden. Das usbekische Medium Gazeta.uz zitiert den Direktor des Theaters Boris Gafurov damit, dass das Gebäude in einem schlechten Zustand sei und notwendigerweise umgebaut werden müsse. Dies könne anderthalb bis zwei Jahre dauern. Ebenfalls müsse sich das Theater bis zum Ende der Arbeiten nach einer provisorischen Örtlichkeit umsehen.

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In Kürze werde zwischen den neuen Eigentümern und dem Theater ein Mietvertrag über weitere zehn Jahre abgeschlossen. Somit könne das Theater vorerst aufrechterhalten werden.

Gazeta.uz zufolge verbindet auch die ehemaligen usbekischen Präsidententöchter eine lange Geschichte mit dem Ilhom-Theater. „Gulnara Karimova hatte versucht, die Aktivitäten des Theaters zu beaufsichtigen. Dann stand ihr Lola Karimova, eine enge Freundin des Direktors Boris Gafurovs, zur Seite“, so der Nachrichtenkanal über die Töchter des zwischen 1989 und 2016 amtierenden Präsidenten Islam Karimov. Nun reiht sich Saida Mirziyoyeva in die Liste der Unterstützer des Theaters ein.

Die Redaktion von Novastan France

Aus dem Französischen von Robin Shakibaie

 

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