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Glanz der Oasen: Usbekische Kunst im Louvre ausgestellt

Nach zwei Verschiebungen findet nun endlich die Ausstellung über usbekische Kunst im Wandel der Zeiten im Pariser Museum Louvre statt. Dargestellt werden die verschiedenen Einflüsse, die im Laufe der Jahrhunderte in Usbekistan aufeinandertrafen.

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Redigiert von: evulpillieres

Übersetzt von: Berenika Zeller

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Usbekistan Ausstellung im Louvre
Der Louvre zeigt Artefakte aus verschiedenen Epochen, von Alexander dem Großen bis zur Ankunft des Islams (Foto: Eléonore de Vulpillières)

Nach zwei Verschiebungen findet nun endlich die Ausstellung über usbekische Kunst im Wandel der Zeiten im Pariser Museum Louvre statt. Dargestellt werden die verschiedenen Einflüsse, die im Laufe der Jahrhunderte in Usbekistan aufeinandertrafen.

Es ist eine Ausstellung, die seit langem erwartet wurde. Eröffnet worden ist sie schließlich am 23. November 2022 und wird bis zum 6. März 2023 für Besucher:innen zugänglich sein. Der Louvre stellt usbekische Kunst aus, die ein kultureller und religiöser Knotenpunkt zwischen Indien, Persien, China und der arabisch-islamischen Welt ist.

Deshalb zeigt die Ausstellung im Louvre Kunst, die von verschiedenen Kulturen durchdrungen ist. In Frankreich ist sie bisher oft unentdeckt geblieben, obwohl sie gerade dem Austausch zwischen verschiedenen Kulturkreisen und Menschen über mehr als zwei Jahrtausende hinweg ihren Reichtum verdankt.

Von Alexander dem Großen über den Buddhismus bis zum Islam

Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut. Ein Zeitstrahl ermöglicht es den Besucher:innen, die verschiedenen Phasen der usbekischen Geschichte zu verstehen. Das Zentralasien vor der Ankunft Alexanders des Großen wird durch eine schöne Skulptur bestehend aus zwei Schlangen aus Chrysotil und Serpentin repräsentiert. Doch erst mit den Feldzügen Alexanders des Großen nach Baktrien und Sogdien und der Einnahme Samarkands beginnt der Auftakt der folgenden bewundernswerten Kunst dieses Teils der Welt.

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Ausgestellt sind im Louvre aber auch Tonfiguren Buddhas und der Bodhisattvas. Im 1. Jahrhundert v. Chr. blühte in Zentralasien der Buddhismus auf, nachdem er durch die Karawanenzüge in die Region getragen worden war. Diese Handelsrouten durch die von Oasen und Wüsten geprägten Gebiete entwickelten sich weiter und wurden Teil des Imperiums Kuschana. So steht es in chinesischen Schriften.

Besucher:innen der Ausstellung zu usbekischer Kunst im Louvre (Foto: Eléonore de Vulpillières)

Ein Schatz aus goldenen Schmuckstücken und aus Halbedelsteinen wurde bei der Ausgrabungsstätte Dalverzin-Tepe entdeckt. Er befindet sich heutzutage im Besitz der usbekischen Zentralbank. Verschiedene der ausgestellten Armbänder und Anhänger weisen Ähnlichkeiten mit Schmuckstücken des Antiken Roms aus derselben Entstehungszeit auf.

Die Wandmalereien von Varaxsha als Leihgabe

Im ausgehenden 3. Jahrhundert wurde nicht nur das Kuschan-Reich aufgelöst, sondern der Handel blühte in einer neuen Form auf. Die sogdischen Königreiche zwischen China und dem Mittelmeer prosperierten. Nachdem sich die Hunnen in der Region niederließen und sich in das aristokratische System vor Ort integrierten, eroberten Turkvölker im 6. Jahrhundert das Territorium.

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Die Städte Samarkand und Buchara werden in der Ausstellung besonders gepriesen. Zu den unverzichtbaren Ausstellungsstücken gehören die monumentalen Wandmalereien des Varaxsha-Palasts, der westlich von Buchara liegt. Normalerweise sind die Exponate Teil verschiedener Sammlungen, doch für diese Ausstellung wurden sie vom Museum der Bildenden Künste in Taschkent ausgeliehen.

Die Freske von Varaxsha, aus der Region Buchara (Foto: Eléonore de Vulpillières)

Der damalige Besitzer des Palastes namens Tokespadhe ist zum Islam konvertiert und wurde von einem muslimischen arabischen General auf den Thron gesetzt. Dennoch führte er weiterhin zoroastrische Rituale durch, was sich auf dem Dekor des Roten Saals im Palast zeigt. Auf dem Fresko und in einem Film, in dem der Palast nachrekonstruiert gezeigt wird, kämpft eine indische Königsfigur auf dem Rücken eines Elefanten gegen Raubtiere und Drachen.

Weiter findet sich ein Manuskriptfragment aus dem 9. Jahrhundert wieder. Es ist eine der ältesten bekannten Schriften eines zoroastrischen Gebets, einer Religion persischen Ursprungs. Der Text ist auf Sogdisch und wurde in China vorgefunden. Dies ist ein weiteres Beispiel für den Reichtum an kulturellem Austausch dank der Karawanenstraßen. Der deutsche Geograph Ferdinand von Richthofen nannte die Karawanenstraßen erstmals Seidenstraßen.

Islamische Epoche: Die Ausstellung eines der ältesten Korane der Welt

Ab dem frühen 8. Jahrhundert setzte sich der Islam in Transoxanien und in der damals wichtigsten Stadt Samarkand durch, was eine allmähliche politische und kulturelle Islamisierung der Region zur Folge hatte. Was diese Ausstellung besonders macht, ist, dass den Besucher:innen Werke gezeigt werden, die noch nie  außerhalb Usbekistans ausgestellt worden sind.

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Unter den Exponaten sind auch zwei Blätter aus einem Koran datiert vor dem Jahr 645 und somit einem der ältesten Korane der Welt. Der Koran wird Katta Langar genannt und ist ein Meisterwerk aus der frühislamischen Zeit aus Zentralasien. Gezeigt wird auch ein handgeschriebenes Buch des Philosophen und Mediziners Avicenna aus dem 11. Jahrhundert, das mit Notizen an den Rändern und zwischen den Zeilen versehen ist.

Großartige Manuskripte

Der Ausstellung fehlt es nicht an einer pädagogischen Dimension. Ein Film, der im Hintergrund der Ausstellung abgespielt wird, ermöglicht es den Besucher:innen, in die Bauwerke Samarkands einzutauchen, die heutzutage in Usbekistan besucht werden. Darunter zu sehen sind berühmte Sehenswürdigkeiten wie die Bibi-Chanum-Moschee, der Registan-Platz oder das Observatorium des Astronomen Ulugh Beg. So ist es möglich, die Bauwerke mit der jahrtausendealten Geschichte der Stadt mit dem reichen kulturellen und historischen Erbe in Verbindung zu bringen.

Die usbekische Ausstellung im Louvre kann bis zum 6. März besucht werden (Foto: Eléonore de Vulpillières)

Die Ausstellung endet mit der Erinnerung an Timur, den Gründer der Timuriden-Dynastie. Dieser Schutzherr des sunnitischen Islams war trotz seines Analphabetismus auch ein großer Förderer der bildenden Künste. Die Tür seines Mausoleums, des Gur Emir, das als Wahrzeichen persischer Architektur gilt, wird zum ersten Mal außerhalb Usbekistans gezeigt.

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In dieser Zeit wurde das Medium Buch zu einem wichtigen Instrument für die prestigeträchtige Politik und Kultur. Daher werden prachtvolle Exemplare mit Bildern und Illustrationen präsentiert, die hauptsächlich aus Buchara stammen, darunter etwa das Werk Prinzenfest in einem Garten des Autors Dschami. Eine einmalige Gelegenheit, mehr über die zentralasiatische Bibliophilie zu erfahren.

Das Ergebnis einer bedeutenden Investition Usbekistans mit Hilfe von Paris

Die Eröffnung der Ausstellung am 22. November durch die Präsidenten Emmanuel Macron und Shavkat Mirziyoyev erfolgte nach elf Jahren intensiver Vorbereitung, in denen Usbekistan seine Techniken in Archäologie und Kenntnisse über seine eigene Geschichte erweitern konnte.

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Dank einer aufwändigen Restaurierungskampagne in Zusammenarbeit zwischen dem Louvre und der Stiftung für usbekische Kunst und Kultur konnten viele der zerbrechlichen Stücke ausgestellt werden. Taschkent unternimmt solche Anstrengungen und erhofft sich davon, sich vor dem Hintergrund des zeitgenössischen Projekts der durch den chinesischen Präsidenten Xi Jinping lancierten Neuen Seidenstraße auf der internationalen Bühne als Kulturmacht zu behaupten.

Eléonore de Vulpillières, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Berenika Zeller

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