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Fahrradfahren in Usbekistan – Interview mit einem Extremsportler

Usbekistan, Taschkent: Hallo Herbst, tschüss Tschillja! So nennen die Usbekistaner ihren Hochsommer, der mit lähmenden Temperaturen über 40° Celsius aufwartet. Die kühlere Luft treibt die Menschen in die Berge und Nationalparks, um die vielfältige Natur ihrer Heimat zu erkunden, und kurbelt den Tourismus an. Und wer beim Stichwort Kurbeln nicht nur ans Reisen, sondern auch ans Radfahren denkt, der liegt hier goldrichtig, denn in diesem Interview verrät der Extremsportler und Mountainbiker Umid Salamullayev die besten Radrouten und weist auf Vorzüge und Gefahren beim Radeln hin.

Radsport wird in Usbekistan immer beliebter (Symbolbild). Foto von form PxHere.

Usbekistan, Taschkent: Hallo Herbst, tschüss Tschillja! So nennen die Usbekistaner ihren Hochsommer, der mit lähmenden Temperaturen über 40° Celsius aufwartet. Die kühlere Luft treibt die Menschen in die Berge und Nationalparks, um die vielfältige Natur ihrer Heimat zu erkunden, und kurbelt den Tourismus an. Und wer beim Stichwort Kurbeln nicht nur ans Reisen, sondern auch ans Radfahren denkt, der liegt hier goldrichtig, denn in diesem Interview verrät der Extremsportler und Mountainbiker Umid Salamullayev die besten Radrouten und weist auf Vorzüge und Gefahren beim Radeln hin.

Warum sollte der Ottonormalverbraucher auf das Rad umsteigen, wenn er in der freien Natur unterwegs ist?

Das Fahrrad bietet als Verkehrsmittel sowohl in der Stadt als auch in den Vororten eine Reihe von Vorteilen. Erstens  trainiert es verschiedene Muskelgruppen und wirkt sich insgesamt positiv auf die Gesundheit aus. Zweitens spart es Geld, denn statt Treibstoff braucht es nur die Kraft des Fahrers. Dieser selbst über seinen Fahrstil entscheiden, um im Nu sein gewünschtes Ziel zu erreichen. Zuletzt ist es auch das umweltfreundlichste Verkehrsmittel: Es ist wichtig, die Natur zu schützen!

Ist Radfahren in Usbekistan beliebt?

Überraschenderweise schon. In den letzten Jahren hat das Interesse am Radfahren und am Radtourismus zugenommen, vor allem im Frühling und im Herbst.

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Ich bin einige Male Fahrern begegnet, die mit dem Rad von der Hauptstadt Taschkent bis in den Oblast Tash und wieder zurück fahren. 

Verfügt Usbekistan über die nötige Infrastruktur für solche Ausflüge und Reisen?

In den Städten ist das ein leidiges Thema, da lässt der Ausbau der Radwege noch zu wünschen übrig. Sicher wurde das Netz in den letzten zwei bis drei Jahren ausgebaut, doch es ist noch viel Luft nach oben. Der Überlandverkehr ist ebenfalls eine Zumutung: Die Bürgersteige bieten keinen Schutz, weder für Fußgänger noch für Radfahrer, beide sind der Gefahr des Autoverkehrs ausgesetzt. Und wer kennt nicht den Fahrstil unserer Landsleute? Wenn man das überhaupt Stil nennen kann. Pro Saison werden sicher fünf meiner Kollegen Opfer rücksichtsloser Autofahrer und brauchen lange, um sich von den Unfällen zu erholen.

Welche Vorteile und Besonderheiten bietet Usbekistan als Radreiseziel im Vergleich zu anderen zentralasiatischen Ländern?

Auf jeden Fall die Gastfreundschaft! Jede Fahrt ist ein potenzielles Erlebnis mit Einheimischen. Sie fragen mich, ob ich Hilfe bräuchte, und laden mich zu nach Hause zum Essen ein. Außerdem ist die Vielfalt der Felsreliefs und gut befahrbaren Straßen beeindruckend: Diese reichen von Serpentinen bis hin zu endlosen Geraden durch die Wüste. 

Gibt es „Hotspots“ des Radtourismus? Gibt es Orte, die im Frühling, Sommer oder Herbst besonders beliebt sind?

Die Hauptstädter können sich am Taschkenter See oder rund um die Stadt Sukok austoben. Dort befinden sich die beliebtesten Routen, am Wochenende fahren viele dorthin. Gut erreichbar und sehr beliebt ist auch der Bezirk Bostanlyk. Man schwingt sich entweder aufs Rad oder nimmt die Regionalbahn, steigt in Xoʻjakent aus und von dort geht es auf eigene Faust weiter nach Charvak und zu den Serpentinen in den Bergen. Das ist mit Abstand die beliebteste Sommertour, die Radler besetzen förmlich alle Züge!

Welche Strecken empfehlen Sie Radfahrern und warum?

Der Einfachheit halber unterteile ich meine Tipps in drei Kategorien:

Leicht: Darunter fällt die besagte Route Taschkent – Sukok. Eine schöne grüne, von Weinbergen gesäumte Strecke mit wenigen Anstiegen.

Mittel: Die Route von Xoʻjakent oder G‘azalkent nach Chimgan. Der Straßenverlauf ist hier etwas steiler und die Beine ermüden schneller.

Schwer: Die Runde um den Chorvoq-Stausee. Die Teilstrecke um Chimgan ist wegen der Serpentinen, der Höhenlage und der hohen Luftfeuchtigkeit anspruchsvoll. 

Welche klimatischen Besonderheiten in Usbekistan sollten Radfahrer beachten?

Klimatisch gesehen ist Usbekistan wie gemacht zum Radfahren, und zwar aus dreierlei Gründen: geringe Niederschläge, viele Sonnentage und warme Temperaturen. Im Sommer, wenn die Temperaturen besonders ansteigen, sollte jeder die folgenden Dinge dabeihaben: einen Helm mit Visier, leichte langärmlige, atmungsaktive Kleidung und genügend Wasser.

Auf welche Gefahren müssen Radfahrer auf den Wegen gefasst sein?

In der Natur sind Fahrbahnschäden die größten Risikofaktoren, dazu gehören Auswaschungen, Schlaglöcher und andere Verformungen. Ebenso gefährlich sind Tiere, vor allem Hunde, die häufig in der Nähe von Dörfern, Bauernhöfen und weidenden Tierherden anzutreffen sind. Nicht selten greifen sie vorbeifahrende Radfahrer an. Und zu guter Letzt ist da noch der berüchtigte Autoverkehr. Es gilt also aufmerksam zu sein und auch parkenden Autos auszuweichen: Kaum ein Fahrer schaut auf die Straße, bevor er die Tür öffnet.

Welche Ausrüstung brauche ich für Fahrradtouren?

Für eintägige Touren reichen Wasser, eine Kleinigkeit zu Essen, Werkzeug, Regenschutz, eine Taschenlampe, eine Powerbank und etwas Geld aus. Bei Mehrtagestouren kommen noch Zelt, Schlafsack und Gaskocher hinzu.

Ewgenij Odintzow

Aus dem Russischen von Arthur Siavash Klischat

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