Tadschikistan ist die Heimat vieler bedrohter Tierarten. Anlässlich des Geburtstags des World Wide Fund for Nature (WWF) am 11. September stellt Asia Plus zehn von ihnen vor. Wir übersetzen den Artikel mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Am 11. September feiert der World Wide Fund for Nature (WWF) seinen Geburtstag. Er stellt die weltweit größte Nichtregierungsorganisation für Naturschutz dar, die sich um die Lösung aktueller Umweltprobleme in allen Ecken der Welt bemüht. Mit seiner Tätigkeit in über 100 Ländern vereint der Fond über fünf Millionen Unterstützer auf der ganzen Welt und fördert circa 1300 Naturschutzprojekte auf der ganzen Welt.
In Tadschikistan stellt das Rote Buch – die russische Bezeichnung für die Rote Liste – die Grundlage zum Schutz seltener und vom Aussterben bedrohter Tierarten dar. Darin finden sich 222 Tierarten, die sich auf folgende Gruppen aufteilen: 43 Vogel-, 44 Säugetier-, 31 Reptilien-, 14 Fisch-, 81 Insekten- und 9 Weichtierarten.
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Den Daten des Fünften Nationalen Berichts zur Artenvielfalt zufolge haben sich die Bestände von Tieren wie dem Bucharahirsch, dem Sikahirsch, der Kropfgazelle, der Wildziege und dem Sumpfbiber im Vergleich zum Jahr 1991 stark verringert. Dasselbe gilt für Vögel wie Rebhuhn, Wanderfalke, Storch und andere.
Insgesamt sind in Tadschikistan über 13.000 Arten von Wirbellosen, 49 Fisch-, 2 Amphibien-, 44 Reptilien-, 346 Vögel- und 84 Säugetierarten heimisch.
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Von besonderem Interesse für die Wissenschaft und von großer Bedeutung für den Artenschutz sind die endemischen Tiere. Diese Bezeichnung bedeutet, dass die Tiere nur in einem bestimmten, begrenzten Gebiet vorkommen.
Folgenden zehn außergewöhnlichen Säugetieren der tadschikischen Fauna möchten wir hier unsere Aufmerksamkeit schenken.
Die Bucharische Waldspitzmaus
Dieses kleine Tier mit einer Länge von 5-6 cm gehört zur Familie der Spitzmäuse und ist im Pamir-Alai-Gebirgssystem auf tadschikischem, kirgisischem und teilweise auch auf usbekischem Staatsgebiet endemisch.
Die Bucharische Waldspitzmaus bewohnt Hochgebirgslagen der Darwas-Kette und der Peter-I.-Kette sowie des Alaigebirges und der nordwestlichen Pamir-Region.
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Das Leben dieses Tiers ist wenig erforscht. Es lebt in Birken-, Pappel- oder Sadebaumwäldern auf Berghängen in einer Höhe von 2000-3000 Metern über dem Meeresspiegel. Es bevorzugt feuchte Standorte mit einer dicht ausgeprägten Rasendecke und ernährt sich von unterschiedlichen Insekten, ihren Larven oder auch Spinnen.
Menzbiers Murmeltier
Menzbiers Murmeltier ist ein Nagetier aus der Familie der Hörnchen. Das Verbreitungsgebiet ist ungewöhnlich klein und umfasst nur den Westen des Tienschan-Gebirges.
Mit einer Körperlänge von 40-45 cm und einem durchschnittlichen Gewicht von 2,5 Kilogramm ist diese Art die kleinste aller Murmeltiere. Die Tiere siedeln auf steilen Hängen, die eine dichte und gut ausgebildete Rasendecke haben. Den Sonnenaufgang begrüßen sie mit ihren Pfiffen.
Ihr Fleisch ist genießbar, weswegen die Tiere in den Bergregionen Zentralasiens von wirtschaftlicher Bedeutung sind. In Tadschikistan wurde Menzbiers Murmeltier zum ersten Mal 1960 im östlichen Teil des Quramagebirges, an der Grenze zwischen Tadschikistan und Usbekistan, entdeckt.
Der Pfeifhase
Der Pfeifhase gehört zu den hasenartigen Tieren, hat aber kleine Ohren. Er ist im Pamir auf einer Höhe bis zu 4800 Metern beheimatet. Die oberste Grenze seiner Verbreitung wird weder durch Gletscher oder Schneefelder noch durch die absolute Höhe der Orte gezogen, sondern durch das Vorhandensein von Geröllhalden und Vegetation.
Die Tiere ernähren sich von grünen Pflanzenteilen und Blüten; im Herbst von Nadeln, Moosen und Flechten, die zusammen mit Baumrinde die Hauptnahrung im Winter darstellen. Im Gegensatz zu anderen Arten legen diese Tiere keinen nennenswerten Vorrat aus Heu für den Winter an.
Der Bucharahirsch
Der Bucharahirsch ist das größte paarhufige Säugetier in Tadschikistan, Böcke können ein Gewicht von bis zu 250 Kilogramm erreichen. Heute ist das Tier vom Aussterben bedroht und steht auf der Roten Liste.
Natürliche Bestände des Bucharahirschs gibt es im Tigrowaja-Balka-Naturreservat sowie in den Gebieten der sogenannten Tugai, einer für Zentralasien typischen Auenlandschaft, am rechten Ufer des Pjandsch an der Grenze zu Afghanistan.
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Eine wiederangesiedelte Population des Bucharahirschs konnte sich im Zarafshon-Reservat und in den Wäldern des Sari-Chosor-Naturparks etablieren. Zum Schutz dieser Art wird versucht eine optimale Anzahl des Bestands wiederherzustellen.
Die Schraubenziege (Markhor)
Dieses Tier ist ebenso vom Aussterben bedroht und aus diesem Grund in der Roten Liste der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) erfasst. Die größten Herden dieser Art leben entlang der Grenze zu Afghanistan auf den südwestlichen Ausläufern der Darwaskette sowie den südlichen Ausläufern des Chasratischoch-Gebirges.
Als heutiges Verbreitungsgebiet der Schraubenziege ist ein schmaler Streifen mit einer maximalen Länge von 80 Kilometern und einer Breite von 5-25 Kilometern übriggeblieben. Aufgrund von Wilderei zu Beginn der 80er Jahre ist die Tierpopulation aus ihrem über 30.000 Hektar großen Lebensraum im Sarsarak-Gebirge verschwunden. Im Daschtidschum-Reservat beträgt die Anzahl von Schraubenziegen zurzeit 120-130 Tiere.
Die Tiere werden bis zu 1,70 Meter lang, haben eine Schulterhöhe von 90 cm und wiegen bis zu 90 Kilogramm. Die Hörner der Böcke können bis zu 1,50 Meter lang sein, während die weiblichen Tiere kurze Hörner mit einer Länge von 20-30 cm haben.
Der Schneeleopard (Irbis)
Laut Statistiken von Umweltschutzorganisationen wird der aktuelle Bestand des Schneeleoparden auf 3000-7000 wildlebende Tiere geschätzt. Tadschikische Wissenschaftler erklären, dass die Anzahl der Tiere auf tadschikischem Lebensraum zurzeit 260 Exemplare beträgt.
Von allen zentralasiatischen Ländern kommt der Irbis in Tadschikistan am häufigsten vor. Er ist nicht nur in der tadschikischen, sondern auch in der internationalen Roten Liste erfasst.
Der Isabellbär
Der Lebensraum des Isabellbären ist vielerorts in den Bergen Zentralasiens. Heutzutage ist der Bär aber in den meisten Gebieten nur mehr selten zu finden, aus manchen ist er ganz verschwunden. Schon zu Zeiten der Sowjetunion wurde der Bär in die Rote Liste aufgenommen. Heute befindet er sich in den Roten Listen aller Länder Zentralasiens. In Tadschikistan ist die Jagd auf den Bären strengstens verboten.
Laut unterschiedlicher Quellen beträgt die Anzahl der Tiere zurzeit über 1000.
Die Kropfgazelle
Die Kropfgazelle bewohnt Halbwüsten mit hartem Untergrund sowie Ebenen im Vorgebirge und Flachgebirge (400-800 Meter über dem Meeresspiegel). Sie ist sowohl in Tadschikistan als auch in den anderen Ländern Zentralasiens beheimatet.
Die Tiere sind sehr vulnerabel. In der Natur leben sie bis zu sieben Jahre, in Zoos können sie ein Alter von bis zu zehn Jahren erreichen. Aufgrund ihres guten Fleisches wurden Kropfgazellen gejagt.
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Anfang der 90er Jahre betrug die Anzahl der Tiere in Tadschikistan 100-150. Als Resultat von Wilderei und Zerstörung des Lebensraums der Kropfgazelle, ist diese nun in Gefahr und steht in der Roten Liste Tadschikistans sowie der IUCN als vom Aussterben bedrohte Art. Zum heutigen Zeitpunkt sind in Tadschikistan nicht mehr als 70 Exemplare der Kropfgazelle bekannt.
Der Urial
Von globaler Bedeutung ist der Urial, ein Wildschaf, dessen Verbreitungsgebiet sich über ganz Zentralasien, Pakistan, Iran und Indien erstreckt. Die Tiere leben auf steilen Hängen auf einer Höhe von 6.000 m über dem Meeresspiegel.
Ebenso wie die Kropfgazelle fielen sie der Jagdindustrie zum Opfer.
Riesenwildschaf (Argali)
Das Riesenwildschaf oder auch Argali gehört zu den Huftieren im tadschikischen Hochgebirge. Das Wachsen der Bestände hat zum Schutz anderer Wildtiere – wie beispielsweise dem Schneeleoparden – beigetragen, da Argalis für diesen eine wichtige Nahrungsquelle darstellen.
Nach den neuesten Zählungen (Stand 2018) beträgt der Bestand des Argali 27.000 Exemplare: ein positiver Faktor für die Entwicklung des Ökotourismus.
Aus dem Russischen von Gisela Zeindlinger
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