Startseite      Tadschikistan: Das Internet bald unter staatlicher Kontrolle?

Tadschikistan: Das Internet bald unter staatlicher Kontrolle?

In Tadschikistan ist seit kurzem die Testversion des Einheitlichen Kommunikationszentrums (EKZ) in Betrieb, das die tadschikischen Telekommunikationsfirmen bündeln soll. Ein kritisiertes Vorhaben, wie Radio Ozodi, die lokale Redaktion von Radio Free Europe, berichtet. Den Artikel übersetzen wir mit der freundlichen Genehmigung der Redaktion.

rferl 

Komputerkurs Tadschikistan
Ein Computerkurs in Tadschikistan, 2007

In Tadschikistan ist seit kurzem die Testversion des Einheitlichen Kommunikationszentrums (EKZ) in Betrieb, das die tadschikischen Telekommunikationsfirmen bündeln soll. Ein kritisiertes Vorhaben, wie Radio Ozodi, die lokale Redaktion von Radio Free Europe, berichtet. Den Artikel übersetzen wir mit der freundlichen Genehmigung der Redaktion.

Im Gespräch mit Radio Ozodi erklärte Alichon Beknasarow, Vertreter des tadschikischen Kommunikationsdienstes, dass die gesamte notwendige technische Ausstattung für das Einheitliche Kommunikationszentrum (EKZ) aus dem Ausland eingeführt wurde. Das Zentrum arbeitet derzeit noch im Testmodus.

Zu Beginn des Jahres hatte der tadschikische Präsident Emomalii Rachmon die Anordnung zur Erschaffung des EKZ unterschrieben. Diese schreibt vor, dass bis Ende 2016 alle tadschikischen Telefonoperatoren und Internetprovider internationale Telefon- und Internetverbindungen ausschließlich über das neue Zentrum anbieten sollen.

Das offizielle Ziel der Gründung des Zentrums ist „die Garantie der nationalen- und Informationssicherheit“, die Möglichkeit, den „grauen Datenaustausch“ und Telefonverbindungen zu überwachen. Doch laut einiger Experten ist das neue System für die Regierung vor allem ein Mittel, um Internet- und Telefonverbindungen wenn nötig selektiv unterbrechen zu können.

Außerdem gehen Spezialisten davon aus, dass das Zentrum entgegen der offiziellen Erklärung mehr Gefahr mit sich bringt, als es unterbindet. In einem Gespräch mit dem TV-Programm „Nastojascheje Wremja“, sagte die tadschikische Expertin Parwina Obodowa: „Es kann nichts Gutes bringen, wenn alle Provider und alle Mobilfunkanbieter an ein Netz gebunden werden.“ Jede externe Bedrohung, zum Beispiel ein Hacker-Angriff auf ein Netz von Tadschiktelekom, würde alle treffen. „Dann verlieren wir im ganzen Land unser Kommunikationsnetzwerk“, so Ibodowa.

Experten befürchten auch, dass eine Monopolisierung des Kommunikationsmarktes zu Qualitätsverlusten führt. Die staatliche Telekom, auf deren Grundlage das EKZ eingerichtet wird, gehört nicht einmal zu den fünf hochwertigsten Providern im Land, und das bei staatlicher Unterstützung. Die Anschaffung der Ausstattung für das EKZ wird zudem ca. 50 Millionen Dollar kosten, Spezialisten zufolge zu Lasten der Steuerzahler.

Die Idee eines EKZ stammt von Bek Zuchurow, ehemaliger Vize-Transportminister Tadschikistans. Noch vor zehn Jahren hatte die Regierung unter dem Druck internationaler Organisationen die Idee verworfen. Aber laut Experten hat Zuchurow in seiner jetzigen Position als Direktor des Kommunikationsdienst die Regierung von der Notwendigkeit eines EKZ überzeugt.

Ozodi.org

Aus dem Russischen übersetzt von Florian Coppenrath

Kommentare

Your comment will be revised by the site if needed.