Das tadschikische Kulturministerium hat zum Jahresbeginn Chursched Mustafojew zum Direktor des staatlichen Majakowski-Theaters in Duschanbe ernannt. Der Schauspieler, Regisseur und Bühnenbildner arbeitet seit 20 Jahren mit der Truppe des Theaters zusammen. Ein Interview mit einem der bedeutendsten Vertretern der tadschikischen Gegenwartskultur.
Anfang Februar wurde Chursched Mustafojew zum Direktor des Staatlichen russischsprachigen Majakowski-Theaters in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe ernannt. Er ist seit 2001 Mitglied der Theatertruppe des Theaters, als er Caligula im gleichnamigen Stück von Albert Camus spielte. Seitdem ist er dort jeweils als Schauspieler, Regisseur und Bühnenbildner tätig.
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Seine zeitgenössischen und originellen Interpretationen könnten dem tadschikischen Theater eine neue Modernität verleihen. Sein Hauptziel ist es, den Platz und die Rolle des Theaters in der zeitgenössischen und traditionellen tadschikischen Kultur durch einen frischen Blick auf verschiedene Werke zu entwickeln.
Novastan: Haben Sie Ihre Karriere als Schauspieler begonnen, oder gleich als Schauspieler und Regisseur?
Chursched Mustafojew: Im Jahr 1995 habe ich mich gleich nach dem Schulabschluss im Fachbereich für Schauspiel des Instituts der Künste eingeschrieben. Ich habe angefangen zu arbeiten, nachdem ich mein Diplom als Schauspieler am tadschikischen Theater erlangt hatte. Meine Karriere als Regisseur begann ich etwas später.
Es begann mit einem Interesse an diesem Beruf: Ich habe versucht, meine Fantasien auf der Bühne zu verwirklichen. Dann wurde es zu einer echten Leidenschaft, und jetzt ist es mein Beruf. Obwohl ich nicht als Regisseur ausgebildet bin.
Entwerfen Sie auch das Bühnenbild für die Stücke, die Sie leiten?
Ich habe schon immer gerne gezeichnet. Bevor ich anfing, Shows zu inszenieren, habe ich mich als Künstler in meinen Theaterproduktionen versucht. Ich entwarf Kostüme und Kulissen für die Aufführungen. Als ich begann, selbst Regie zu führen, wollte ich immer auch das Bühnenbild machen.
Was sind Ihre Ziele für das Majakowski-Theater?
Ich habe ein Ziel: das Theater finden, das zu mir passt. Obwohl ich bereits einen eigenen Stil gebildet habe, an dem ich weiterarbeite, möchte ich mehrere andere erforschen und mich dann auf einen festlegen. Diese Richtung werde ich dann mit der Unterstützung der Theatertruppe weiterverfolgen. Ich möchte, dass unser Theater zum neuen Gesicht des tadschikischen Theaters wird!
Ihre letzten Produktionen – zum Beispiel Hamlet – sind sehr modern und zeitgenössisch. Diese Art der Inszenierung ist neu für das tadschikische Theater. Planen Sie ihre Arbeit in diese Richtung zu führen?
Ich liebe das klassische Theater, aber es ist für mich grundlegend wichtig, in einem modernen Stil zu arbeiten. Ich mag es, das Klassische und das Moderne zu mischen. Und ich denke, dass ich das auch weiterhin machen werde.
Sie haben mit Ihrem Hamlet eine lange Russland-Tour gemacht. Planen Sie weitere Touren in russischsprachigen Ländern?
Ich denke, jeder kreative Mensch geht gerne auf Tour. Ich möchte, dass mehr Länder unsere Theaterkreationen sehen. Ich möchte, dass sie unser Land, unser Volk, unsere Kultur kennenlernen. Und ich möchte Beziehungen zu Künstlern aus anderen Ländern aufbauen. Wir werden also mit großer Freude auf Touren gehen. Natürlich liegt es nicht nur an uns. Ich hoffe, wir werden unterstützt und können öfter reisen. Ich möchte unsere Aufführungen nicht nur in russischsprachigen Ländern, sondern auch in europäischen und östlichen Ländern zeigen, durch Tourneen oder Festivals.
Planen Sie, abwechselnd russisch- und persischsprachige Stücke zu zeigen?
Ich habe schon Aufführungen in mehreren Sprachen gleichzeitig inszeniert, darin sprachen die Schauspieler zwei oder drei Sprachen. Manchmal habe ich ein Stück gleichzeitig auf Russisch und Persisch inszeniert. Das gefällt mir. Ich denke, ich werde weiterhin mit mehreren Sprachen arbeiten. Allerdings werden die Aufführungen häufiger auf Russisch sein, da das die Sprache des Theaters ist. Ich schreibe unsere orientalischen Geschichten gerne auf Russisch, das ist sehr poetisch und ungewöhnlich.
Welche Art von Autoren und Repertoires reizen Sie besonders?
Ich mag Stücke, die mich berühren, der Autor spielt dabei keine Rolle. Hauptsache die Arbeit ist interessant. Ich mag es sehr, wenn ich mich in Stücke hineinprojizieren kann oder eine Verbindung zu ihnen spüre. Das motiviert mich an ihnen zu arbeiten.
Sie inszenieren gerade ein Stück für Kinder. Planen Sie dem Kindertheater in Form von Workshops oder Schauspielunterricht einen wichtigen Platz einzuräumen?
Es ist nicht einfach, Aufführungen für Kinder zu inszenieren. Allerdings liebe ich Kinder sehr und führe oft Stücke für sie auf, immer mit großer Sorgfalt. Kinder kann man nicht täuschen, sie sind schwer zu überzeugen.
Ich mag bunte Kindergeschichten. Neben dem Theater arbeite ich immer auch an Schulen, leite Theaterworkshops. Es ist einfach wunderbar, mit Kindern zu arbeiten.
Das Gebäude des Majakowski-Theaters wurde 2016 abgerissen und wird derzeit rekonstruiert. Wird diese Renovierung den Schauspielern bessere Arbeitsbedingungen ermöglichen?
Das Gebäude unseres Heimtheaters wurde abgerissen und das haben wir sehr schmerzlich miterlebt. Aber wir arbeiten, machen weiter, schaffen und leben. Bald werden wir ein neues Theater haben, es befindet sich im Bau. Wir freuen uns schon auf den Tag, an dem wir einziehen werden.
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Mit welchen tadschikischen oder ausländischen kulturellen Partnern planen Sie zu kooperieren?
Wir arbeiten oft mit dem Kulturzentrum Bactria zusammen und führen jedes Jahr bei Veranstaltungen, die mit der französischen Kultur zu tun haben, Stücke von französischen Autoren auf. Und ich hoffe wirklich, dass unsere Freundschaft und Zusammenarbeit lange halten wird. Natürlich würden wir gerne mit vielen anderen Organisationen zusammenarbeiten. Ich denke, sie werden auch auf uns aufmerksam werden, und wir können mehr Kooperationen entwickeln.
Interview: Amal Khanoum Gadjieva und Christine Wystup
Französische Redaktion von Novastan
Aus dem Französischen von Florian Coppenrath
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