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Oppositioneller Journalist aus Kasachstan in Kyiv ermordet

Die internationale Journalist:innen-Gemeinschaft trauert um Aıdos Sadyqov. Der kasachstanische Journalist, bekannt für seine scharfe Kritik an den Behörden seines Heimatlandes, erlag nach einem Attentat seinen Verletzungen. Der Mord verdeutlicht die Risiken, denen oppositionelle Journalist:innen  selbst im Exil ausgesetzt sind.

SLS 

Aidos und Natalia Sadyqova, Photo: Screenshot Youtube

Die internationale Journalist:innen-Gemeinschaft trauert um Aıdos Sadyqov. Der kasachstanische Journalist, bekannt für seine scharfe Kritik an den Behörden seines Heimatlandes, erlag nach einem Attentat seinen Verletzungen. Der Mord verdeutlicht die Risiken, denen oppositionelle Journalist:innen  selbst im Exil ausgesetzt sind.

Am 18. Juni ist der kasachstanische Journalist Aıdos Sadykov Opfer eines bewaffneten Angriffs geworden. Sadyqov wurde durch einen Schuss in den Kopf schwer verletzt, als er sich in der Nähe seines Hauses in Kyiv aufhielt. Der Journalist betrieb zusammen mit seiner Frau Natalia Sadyqova den oppositionellen YouTube-Kanal BÄSE, der zuletzt mehr als eine Million Abonnent:innen hatte.

Nachdem er 13 Tage lang auf der Intensivstation um sein Leben gekämpft hatte, ist er am 2. Juli seinen Verletzungen erlegen. Seine Frau gab seinen Tod auf Facebook bekannt und schrieb dabei die moralische Verantwortung für den Mord Kasachstans Präsidenten Qasym-Jomart Toqaev zu.

Eine lange Geschichte der Verfolgung

Denn den Sadyqovs ist die politische Verfolgung nicht fremd. Wie das kasachstanische Nachrichtenportal Vlast berichtet, verließ das Paar im Jahr 2014 Kasachstan ins ukrainische Exil, nachdem ein Strafverfahren gegen Natalia Sadyqova eröffnet worden war. Aidos Sadyqov sei bereits 2010 wegen Rowdytums in seinem Heimatland inhaftiert worden, berichtet Radio Azattyq, der kasachstanische Dienst von Radio Free Europe. Ein Vorwurf, den er stets als aus politischen Gründen erfunden bezeichnete. Im Exil üben sie auf ihrem YouTube-Kanal weiterhin offene Kritik am kasachstanischen Regime.

Im Oktober 2023 setzten Kasachstans Behörden Aıdos Sadyqov und Natalia Sadyqova auf die Liste der wegen Anstiftung zum Hass gesuchten Personen. Diese Anschuldigung wird allgemein als Versuch angesehen, unliebsame Stimmen zum Schweigen zu bringen. Aıdos Sadykov selbst verurteilte diesen Vorwurf als politisch motiviert und verglich den entsprechenden Artikel des Gesetzes mit einem anderen, sehr ähnlichen Artikel aus der Stalin-Zeit, berichtet Radio Azattyq.

Reaktionen und Ermittlungen

Die Ermordung des Journalisten löste bei Verfechter:innen der Pressefreiheit sowie bei Menschenrechtsorganisationen Schockreaktionen aus. Reporter ohne Grenzen (RSF) betont, dass dieser brutale Akt, der darauf abzielte, einen oppositionellen Journalisten zum Schweigen zu bringen, nicht ungestraft bleiben dürfe. Daher brauche es eine transparente Untersuchung.

Jeanne Cavelier, Leiterin der RSF-Abteilung für Osteuropa und Zentralasien, forderte die kasachstanischen Behörden auf, uneingeschränkt mit ihren ukrainischen Kolleg:innen zusammenzuarbeiten, um die Drahtzieher dieses Verbrechens zu identifizieren und vor Gericht zu stellen.

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Die ukrainischen Behörden leiteten noch am Tag des Anschlags eine Untersuchung wegen versuchten Mordes ein und identifizierten schnell zwei Verdächtige: Altaı Jakanbaev und Meıram Qarataev, beide kasachstanische Staatsbürger. Einer der Verdächtigen stellte sich der kasachstanischen Polizei, die seine Auslieferung an die Ukraine aber trotz eines internationalen Haftbefehls ablehnt.

So verdeutlicht die Ermordung von Aıdos Sadyqov die Gefahren, denen Journalist:innen und politische Aktivist:innen ausgesetzt sind, selbst wenn sie im Ausland Zuflucht suchen. Während die Ermittlungen andauern, beobachtet die internationale Gemeinschaft die Ereignisse aufmerksam und hofft, dass dem Journalisten Gerechtigkeit widerfährt und die Täter und Hintermänner dieses Verbrechens bestraft werden.

Roman Selosse für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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