Anfang August fand in Astana das 6. Konsultativtreffen der zentralasiatischen Staatschefs statt. Ziel des Treffens war, die Zusammenarbeit in der Region zu vertiefen.
Zentralasiatisches Gipfeltreffen in Astana: Am 9. August sind die Präsidenten Kasachstans, Kirgistans, Tadschikistans, Turkmenistans und Usbekistans sowie, als Ehrengäste, Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev und der Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs, Kaha Imnadse, zu ihrem 6. Konsultativtreffen zusammengekommen. Das Treffen war geprägt von intensiven Diskussionen zu einem breiten Themenspektrum, das von der wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Zusammenarbeit bis hin zur kulturellen und humanitären Integration reichte.
Die versammelten Staatsoberhäupter betonten, wie wichtig es sei, die regionale wirtschaftliche Zusammenarbeit zu stärken, berichtet The Diplomat. Kasachstans Präsident Qasym-Jomart Toqaev hob die Fortschritte in verschiedenen Bereichen hervor, darunter die Modernisierung der Grenzkontrollpunkte, den Ausbau der Verkehrsverbindungen und die Eröffnung neuer Handelsrouten.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Tadschikistans Präsident Emomali Rahmon betonte seinerseits die Bedeutung einer effizienten Nutzung der Wasserkraftressourcen und der Entwicklung gemeinsamer Infrastruktur- und Verkehrsprojekte. Er schlug vor, ein erstes Treffen der Industrieminister der zentralasiatischen Länder in Duschanbe zu organisieren und eine jährliche Ausstellung einzurichten, um den Industrie- und Handelsaustausch zu stärken. Diese Initiativen zielen darauf ab, den intraregionalen Handelsumsatz auf 20 Milliarden US-Dollar (17,98 Milliarden Euro) zu steigern – ein erreichbares Ziel angesichts des jüngsten Handelswachstums in der Region um mehr als 80 Prozent.
Hin zu einer stärkeren kulturellen und humanitären Integration
Über die wirtschaftlichen Aspekte hinaus wurde in den Diskussionen auch die Bedeutung der kulturellen und humanitären Integration hervorgehoben. Präsident Toqaev bestand auf der Einrichtung regelmäßiger Ereignisse wie interkultureller Tage, Ausstellungen im Bereich Kunsthandwerk und anderer kultureller Veranstaltungen. Generell betonten die Präsidenten die Bedeutung der Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Kultur und Entwicklung von Humankapital.
Ein bemerkenswerter Vorschlag im Rahmen des Treffens war die Einrichtung eines regionalen Fernsehsenders oder Online-Nachrichtenportals, um das gegenseitige Verständnis zu stärken und Freundschaft und Solidarität zwischen den Menschen in der Region zu fördern. Dies ist Teil umfassender Bemühungen zur Schaffung gemeinsamer Medienprodukte, einschließlich der Verfilmung gemeinsamer historischer Ereignisse.
Sicherheit und Ressourcenmanagement
Auch die regionale Sicherheit und ein effektives Ressourcenmanagement standen im Fokus der Gespräche. Die Staatschefs sehen eine Notwendigkeit, die Kooperation zu stärken, um so wachsenden globalen Herausforderungen und Bedrohungen zu begegnen. Präsident Rahmon schlug vor, neue Formen der Sicherheitskooperation zu entwickeln und Mechanismen für eine enge Zusammenarbeit zwischen den Strafverfolgungsbehörden der zentralasiatischen Länder zu schaffen.
Im Hinblick auf das Ressourcenmanagement, insbesondere im Bereich Wasser und Energie, betonte Kasachstans Präsident Toqaev die Notwendigkeit, eine konsolidierte Wasserpolitik zu entwickeln, die auf einer fairen und gleichberechtigten Nutzung der Ressourcen basiert. Er schlug außerdem die Gründung eines Wasser- und Energiekonsortiums vor, um gemeinsam Wasserkraftanlagen zu verwalten und die Digitalisierung der Wasserverteilung und unter Einsatz räumlicher Überwachungstechnologien voranzutreiben.
Die Zukunftsaussichten für die regionalen Herausforderungen
Die Ergebnisse des 6. Konsultationstreffens zeigen ein deutliches Engagement für eine stärker integrierte und systematische regionale Zusammenarbeit. Die Staatsoberhäupter genehmigten mehrere wichtige Dokumente, darunter das „Konzept für die Entwicklung der regionalen Zusammenarbeit Zentralasien – 2040“ und eine Roadmap für die Entwicklung der regionalen Zusammenarbeit für die Jahre 2025–2027.
Diese Initiativen zielen darauf ab, die zwischenstaatliche Koordinierung zu verbessern, die Umsetzung regionaler Initiativen besser zu überwachen und Schlüsselprojekte wie den Transkaspischen Transportkorridor und die Transafghanische Eisenbahn zu entwickeln.
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Die Herausforderungen bleiben also zahlreich. Die Präsidenten der Region müssen sich in einem komplexen geopolitischen Umfeld mit unterschiedlichen und manchmal widersprüchlichen Interessen der Großmächte zurechtfinden. Kasachstans Staatschef erinnerte daran, dass die Wahrung von Frieden und Stabilität in der Region von der Fähigkeit abhänge, den politischen Dialog und Maßnahmen für gegenseitiges Vertrauen zu stärken. Darüber hinaus betonte er, wie wichtig es sei, externe Partnerschaften im Rahmen der regionalen Zusammenarbeit zu diversifizieren, um eine übermäßige Abhängigkeit von einigen wenigen Partnern zu vermeiden.
Das Gipfeltreffen von Astana markiert einen bedeutenden Schritt hin zu einer stärkeren regionalen Integration. Die bei diesem Treffen getroffenen Entscheidungen und eingeleiteten Initiativen verdeutlichen den Wunsch, die Zusammenarbeit zu vertiefen. Selbst wenn weiterhin Herausforderungen bestehen, insbesondere in den Bereichen Sicherheit und Ressourcenmanagement, zeigen die Fortschritte der letzten Jahre, dass Zentralasien ein gewisses Potenzial für die Zukunft als integrierte und international einflussreiche Region hat.
Alle angekündigten Maßnahmen und Vorschläge befinden sich jedoch noch im Deklarationsstadium. Den Staatschefs und ihren Kabinetten liegt offenbar großes Interesse daran, dass ihre jeweiligen Vorschläge mediale Wirkung entfalten.
Roman Selosse für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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