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Von der Hochzeitsreise in Kasachstan zur Plattform für P2P-Zentralasienreisen

Nach ihrer Hochzeitsreise in Kasachstan haben Alexandra und Ati Tosun Indy Guide gegründet, eine schweizer Start-up und Reiseplattform für lokale Anbieter in Zentralasien und der Mongolei. Im Skype-Gespräch mit Novastan sprachen sie über die Entstehung ihres Projektes und den Tourismus in Zentralasien.   

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Redigiert von: Florian Coppenrath

Ati Tosun Indy Guide
Ai Tosun bei einer Erkundungstour.

Nach ihrer Hochzeitsreise in Kasachstan haben Alexandra und Ati Tosun Indy Guide gegründet, eine schweizer Start-up und Reiseplattform für lokale Anbieter in Zentralasien und der Mongolei. Im Skype-Gespräch mit Novastan sprachen sie über die Entstehung ihres Projektes und den Tourismus in Zentralasien.   

Indy Guide setzt sich als Ziel, Zentralasien über die direkte Vernetzung von Touristen mit lokalen Anbietern besser zu erschließen. Momentan bietet es Kontakt zu über 1000 Anbietern in den fünf postsowjetischen zentralasiatischen Staaten und der Mongolei. Die Start-up sitzt in Zürich und wurde vom Ehepaar Alexandra und Ati Tosun im Anschluss an ihre erste Reiseerfahrung in der Region gegründet.

Wie ist Indy Guide entstanden?

Alexandra: Vor 2 Jahren haben mein Mann Ati und ich unsere Hochzeitsreise in Kasachstan verbracht. Wir haben unsere Wohnung aufgegeben, unsere Jobs gekündigt und sind losgezogen. Ati stammt ursprünglich aus Kasachstan, seine Eltern sind Kasachen. Er ist aber in der Schweiz aufgewachsen und hatte das Land noch nie besucht.

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Es hat uns in Zentralasien sehr gut gefallen. Wir dachten, dass wir die Region bekannter machen sollten, damit mehr Touristen sie besuchen. Denn es ist eine wunderschӧne Gegend, die Kultur ist sehr interessant und die Leite sind wahnsinnig nett. So ist die Idee entstanden, Indy Guide zu gründen. Wir haben allmählich geplant und das Projekt dann vor einem Jahr gestartet.

Ich habe gelesen, dass „Indy Guide“ etwas mit Indiana Jones zu tun hat. Könnten Sie mehr darüber erzählen?

Alexandra: Der Name passte irgendwie. Eigentlich ist es ein Fantasiename, er setzt sich aus „independent“ und „guide“ zusammen, also „unabhängiger Fremdenführer“ auf Deutsch. Aber Indy erinnert auch an einen Kosenamen von Indiana Jones.

Ati Alexandra Tosun Indy Guide
Ati und Alexandra Tosun

Die Filmfigur basiert auf dem amerikanischen Forscher Roy Chapman (1884-1960). Chapman war einer der Ersten, der die Gobi-Wüste besucht und erforscht hat. Das passt für uns ganz schӧn zusammen, weil wir auch in der Mongolei arbeiten. Wir mӧchten einfach, dass unsere Kunden auch so abenteuerlustig sind, wie Indiana Jones.

Aus welchen Ländern kommen Ihrer Erfahrung nach die meisten Touristen nach Zentralasien?

Ati: Über die Hälfte unserer Kunden kommt aus Westeuropa und ein Viertel aus Nordamerika. Die restlichen 20 Prozent kommen aus asiatischen Ländern wie Japan, Korea, Hongkong und Singapur.

Wie schätzen sie das touristische Potenzial von Zentralasien ein?

Ati: Die Region hat sehr viel zu bieten, eine sehr große Vielfalt für alle Reisearten. Natürlich gilt das in erster Linie für Natur- und Outdoor-Aktivitäten: Berge, Seen, Schluchten, Küsten. Es gibt auch viel Geschichtliches. Und für Tierforscher und Botaniker bietet die Region eine große Vielfalt an Wildtieren und Pflanzen.

Das touristische Potential ist sehr groß: Viele Menschen kennen diese Staaten nicht gut oder haben vielleicht sogar Angst, sie zu bereisen. Natürlich zu unrecht. Für uns bietet das die Chance, diesen Leuten zu zeigen, was Zentralasien zu bieten hat.

Bergen Kirgistan
Wenn in den Bergen Kirgistans der Frühling einzieht, gibt es wenig Schöneres, als eine Fahrt über die zwar schwierigen aber immerhin befahrbaren Bergstraßen.

Alexandra: Das gilt auch für die meisten jungen Europäer, die viel reisen und schon fast überall waren. Jeder ist auf der Suche nach etwas Neuem, Unentdecktem. So auch Zentralasien: Dort war noch lange nicht jeder und es bietet das bisschen Abenteuer, das sehr viele Leute suchen. Da liegt das Potential.

Sie unterhalten sich mit jemanden, der noch nie etwas von Zentralasien gehört hat. Wie würden Sie die Region beschreiben?

Alexandra: Wir würden erzählen, dass die Natur wunderschӧn ist. Wenn man gerne draußen ist, gibt es viel zu entdecken. Die Nomadenkultur ist sehr besonders: Man kann in Jurten schlafen, so etwas kennen wir hier nicht. Die Leute sind sehr gastfreundlich, sie freuen sich über Touristen und wollen neue Leute kennenlernen.

Wir würden erzählen, dass das Essen ganz anders ist, dass man es ausprobieren muss. Es gibt wunderschӧne und spannende Städte mit vielen Basars, wie die alten Städte der Seidenstraße in Usbekistan. Man kann viel reiten, ganz anders, als in der Schweiz, wo es viele Verbote und Regeln gibt. In Zentralasien kann man sich auf ein Pferd setzen und überall hinreiten.

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Ati: Ich würde hinzufügen, dass die Region noch vom Massentourismus, wie es ihn in Südostasien gibt, verschont ist. In Zentralasien gibt es genauso beeindruckende Sehenswürdigkeiten, nur ohne Massentourismus.

Das postsowjetische Zentralasien besteht aus fünf Ländern. Haben Sie zwischen den Ländern Unterschiede bemerkt?

Ati: Unterschiede gibt es. Aber uns ist aufgefallen, dass die Kirgisen und Kasachen sich sehr nah sind. Sie haben ähnliche Kulturen und Sprachen. Bei den Usbeken merkt man sehr den orientalischen Einfluss. Und im persischen Tadschikistan ist es wieder ganz etwas anderes. Tadschikistan ist das ärmste Land der Region und der Tourismus ist dort am wenigstens entwickelt.

Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten, beispielsweise das touristische Potenzial. Das betrifft alle Länder gleichermaßen.

Alexandra: Kirgistan und Tadschikistan sind eher landschaftlich etwas besonderes. Kasachstan hat sowohl eine schӧne Natur als auch spannende Städte. Usbekistan bietet vor allem Kultur, Geschichte und Architektur und ist dafür landschaftlich nicht so attraktiv, wie zum Beispiel Kirgistan. Turkmenistan hat auch etwas von beidem, ist aber ein sehr geschlossenes Land.

Welches Land wird von Touristen am meisten besucht?

Ati: Bei uns liegen Kirgistan und Kasachstan auf dem ersten und zweiten Platz, vor der Mongolei.

Tourismus Kirgistan

Die Mongolei gehört auch zu ihrem Angebot. Was hat sie mit den restlichen zentralasiatischen Ländern gemein?

Alexandra: Die Nomadenkultur im Westen ist tatsächlich ähnlich. Die Kulturen stehen sich sehr nahe. Auch das Essen ist ähnlich: Es wird viel Schaf gegessen und Milchtee getrunken.

Ati: Und die Mongolei bietet wie die anderen Länder Zentralasiens viel unberührte Natur.

Eines Ihrer Merkmale ist die direkte Vernetzung von Touristen mit lokalen Anbietern. Wie funktioniert das ganz konkret? Wie wählen Sie die lokalen Anbieter aus?

Ati: Die lokalen Anbieter kӧnnen selbst bei Indy Guide kostenlos Profile erstellen und ihre Touren, Unterkünfte usw. anbieten. Wir übernehmen die Vermarktung und versuchen, unseren Kunden das passendste Angebot zu vermitteln.

Genau das haben wir auf unserer eigenen Reise vermisst. Wir suchten immer nach lokalen Anbietern: mal einen Guide, mal eine Unterkunft, mal einen Fahrer. Es war ziemlich schwierig, die entsprechenden Informationen online auf Englisch oder in anderen Fremdsprachen zu finden. So dachten wir uns, dass es ein Portal braucht, um Zugang zu lokalen Anbietern zu finden, die am besten auch etwas englisch können. Wir haben während unserer Flitterwochen schon begonnen, lokale Anbieter zu kontaktieren, um sie ins Boot zu holen.

Alexandra: Ati spricht ein bisschen kasachisch, das hat uns bei unserer Reise sehr weitergeholfen. Wir sprechen aber nicht gut russisch. Als wir in Öskemen (im Nordosten Kasachstans) waren, wurde nur russisch gesprochen und wir konnten uns nicht verständigen. Wir wollten eine Tour ins Altaj-Gebirge buchen und fanden echt niemanden, der uns irgendwie helfen konnte. Einfach wegen der sprachlichen Barrieren. Für die Touristen, die keine lokale Sprache können, ist es noch schwieriger. So ist die Idee entstanden, einen Ort zu schaffen, wo man einfach solche Informationen finden kann.

Was sind, außer der Sprache, die größten Herausforderungen für Ihre Arbeit vor Ort?

Ati: Das wichtigste ist auf jeden Fall die Sprache. Auch der Internetzugang und die Erreichbarkeit sind entscheidend. Aber das ist zum Glück in den meisten Ländern schon relativ gut abgedeckt. Die Anbieter müssen per E-mail, WhatsApp oder Skype erreichbar sein.

Wie sieht es um Ihre Zukunftspläne aus?

Ati: Unser Traum, unsere Vision ist es, dass Zentralasien eine Top-Reisegegend wird. Dass die ganze Welt die Region kennt und weiss, was sie zu bieten hat. Und dass Indy Guide die grӧßte Reisecommunity für die Region bleibt.

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Wir werden uns auch in Zukunft nur auf Zentralasien beschränken. Wir möchten dort noch tiefgründiger arbeiten und vielleicht noch mehr Gebiete abdecken. Und vielleicht können wir in Zukunft Trainingscamps für Guides anbieten und sie besser vernetzen. Das sind unsere Ziele. Ansonsten ist der nächste Schritt, weitere Anbieter und Kunden in Zentralasien zu betreuen.

Mit Alexandra und Ati Tosun sprach Zhyldyz Zhainakova
Novastan.org, Bischkek

Redaktion: Florian Coppenrath

 

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