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Neuer Weltrekord: Das Manas-Epos für mehr als 14 Stunden rezitiert

Doolot Sydykow hat über 14 Stunden lang das kirgisische Nationalepos Manas auf dem zentralen Platz der Hauptstadt Bischkek rezitiert. Vor der imposanten Statue des Nationalhelden versuchte er, einen neuen Weltrekord aufzustellen und der kirgisischen Kultur in diesen politisch turbulenten Zeiten Sichtbarkeit zu verleihen.

La rédaction 

Doolot Sydykow hat über 14 Stunden lang das kirgisische Nationalepos Manas auf dem zentralen Platz der Hauptstadt Bischkek rezitiert. Vor der imposanten Statue des Nationalhelden versuchte er, einen neuen Weltrekord aufzustellen und der kirgisischen Kultur in diesen politisch turbulenten Zeiten Sichtbarkeit zu verleihen.

Doolot Sydykow, ein kirgisischer Erzähler des Manas-Epos, oder auch Manastschy, hat am 12. November den Weltrekord für die längste Lesung des Epos ohne Unterbrechung gebrochen. Dies berichtet die kirgisische Nachrichtenagentur AKIPress. Er begann die Lesung des Epos auf dem Ala-Too-Platz im Zentrum der kirgisischen Hauptstadt Bischkek um 10 Uhr morgens und endete erst um Mitternacht.

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Das dreiteilige Manas-Epos ist ein kulturelles Erbe und eine der Traditionen der mündlichen Kreativität der kirgisischen NomadInnen. Das Gesamtvolumen der Trilogie in der Version des berühmtesten Manastschy Sajakbaj Karalajew enthält 500.553 Zeilen. Zum Vergleich: Homers Ilias enthält lediglich 15.000 Verse. 1995 feierte Kirgistan das tausendjährige Jubiläum des Epos. Das Werk ist in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO und ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen worden.

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Sydykow hatte angekündigt, das Epos für mehr als 12 Stunden rezitieren zu wollen, um so ins Guinness-Buch der Rekorde einzugehen. Am Ende hielt der Manastschy sogar noch länger – genau 14 Stunden und 27 Minuten – durch, bis er von Freiwilligen und Organisatoren der Veranstaltung unterbrochen wurde. Der vorherige Rekord im Manas-Rezitieren lag bei knapp 10 Stunden.

Ein lang vorbereiteter Rekord

Sydykow erklärte gegenüber dem kirgisischen Nachrichtenportal Kloop, dass er das Nationalepos seit der Grundschule rezitiere. „Mein Vater und meine Vorfahren waren Manastschy. Als ich sieben Jahre alt war, träumte ich von Sajakbaj Karalajew. Zuvor hatte ich angefangen, von den Helden des Epos zu träumen, von Manas selbst, Bakaj, Kanikej und anderen. All dies hat mir erlaubt, zum Manastschy zu werden“, sagte der neue Weltrekordhalter.

Laut Sydykow stammt die Idee, den Weltrekord zu brechen, aus seinem Familienkreis. Später wurde das Vorhaben vom Mäzenen Asat Isakunow und der Aktivistin Elnur Kulujewa unterstützt.

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Die Aktion hat auch einen politischen Aspekt, da Kirgistan seit dem 4. Oktober turbulente politische Zeiten und revolutionäre Ereignisse erlebt. „Auf dem Ala-Too-Platz gab es verschiedene Ereignisse. Daher wurde beschlossen, das Epos in der Nähe des Manas-Denkmals zu rezitieren, um das Volk zu Harmonie und Frieden aufzurufen. Die Vorbereitung erfolgte mit einem Besuch der heiligen Stätten im Atbaschy, am Yssykköl und in Talas. Ich habe versucht, gut zu Essen, und einen Tag vor Beginn der Veranstaltung mit dem Essen aufgehört“, erklärte er.

Ein Aufruf zur Einheit

Sydykow kündigte darüber hinaus an, dass ein Film über den Rekord gemacht werden würde, für den seine gesamte Darbietung aufgenommen wurde. Seiner Meinung nach werde dies dazu beitragen, das Manas-Epos sowie die kulturelle und historische Tradition Kirgistans sichtbar zu machen.

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Rysbaj Isakow, ein anderer bekannter Manastschy, merkte auf einer Konferenz im November gegenüber der Regierung an, dass das Manas-Epos in Kirgistan vielen unbekannt sei. „Bei Reisen in die Regionen stellen wir fest, dass unsere Alten keine Informationen über Manas haben. Selbst Menschen in hohen Positionen wissen nichts über Manas, ganz zu schweigen von jungen Menschen. Das bedeutet, dass die Kirgisen heute ohne Manas erzogen werden“, erklärte er.

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Die neuen, nach der Revolution an die Macht gekommenen kirgisischen Staatsvertreter betonen, dass das Manas-Epos eine jahrhundertealte Geschichte des kirgisischen Volkes sei, die als Literatur betrachtet werden müsse. Das Epos umfasse die Geschichte, ethnische Pädagogik, nationale Medizin, nationale Armee, Außenpolitik und öffentliche Verwaltung. Der Rekord von Doolot Sydykow ist daher auch eine Möglichkeit, Manas in einer Zeit zu fördern, in der das Land noch politisch zerrissen ist.

Die Redaktion von Novastan France

Aus dem Französischen von Robin Roth

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