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Heikles Thema: Kasachstans Gastarbeiter aus China

Chinesische Arbeitsmigranten in Kasachstan machen fast 25 Prozent der ausländischen Arbeitskräfte im Primärsektor Zentralasiens aus. Das führt oft zu sozialen Konflikten.

juliat 

chinesische Bauarbeiter
Die Chinesen sind nach offiziellen kasachischen Angaben das größte Kontingent an ausländischen Arbeitnehmern im Land. (Foto zur Veranschaulichung)

Chinesische Arbeitsmigranten in Kasachstan machen fast 25 Prozent der ausländischen Arbeitskräfte im Primärsektor Zentralasiens aus. Das führt oft zu sozialen Konflikten.

Im Jahre 2019 erhielten insgesamt 20.557 Ausländer eine Arbeitserlaubnis für Kasachstan. Die Zahlen stammen vom Ministerium für Arbeit und Sozialschutz der Bevölkerung der Republik Kasachstans, das zu diesem Thema am 25. November eine Mitteilung  veröffentlicht hat.

Mit 4.397 registrierten chinesischen Staatsbürgern ist China das Land, aus dem die meisten ausländischen Arbeiter Kasachstans stammen: Sie machen rund 25 Prozent aller Arbeitsmigranten Kasachstans aus. Die Zahlen könnten allerdings noch höher sein, denn viele Unternehmen wurden dafür kritisiert, nicht alle chinesischen Arbeiter zu registrieren, insbesondere im Ölsektor.

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An zweiter Stelle nach China befindet sich Usbekistan als Herkunftsland von 2.254 Gastarbeitern in Kasachstan. Darauf folgen die Türkei mit 1.845 Arbeitern, Indien mit 1.819 Arbeitern und Großbritannien mit 1.420 Fachkräften.

Chinesische Arbeitsmigranten: ein heikles Thema

Laut der offiziellen Mitteilung arbeiten derzeit rund 520.000 Bürger Kasachstans für Arbeitgeber, die eine Genehmigung haben, Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben. Somit machen Kasachen in diesen Unternehmen 96 Prozent der Belegschaft aus, was deutlich macht, dass sie auf dem nationalen Arbeitsmarkt die große Mehrheit sind.

Denn die Arbeitsmigration ist in Kasachstan ein heikles Thema. Zahlreiche Proteste und gewaltsame Ausschreitungen finden regelmäßig zwischen einheimischen und ausländischen Arbeitern statt, bei denen es sich zumeist um chinesische Migranten handelt.

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Im September fanden mehrere Demonstrationen in Kasachstan statt, bei denen China aufgefordert wurde, keine Arbeiter mehr ins Land zu schicken. Die Demonstranten kritisierten vor allem, dass die Löhne für chinesische Arbeitskräfte oftmals höher als für einheimische seien.

Bereits im Juni kam es zu Protesten in der Nähe des größten Ölfelds des Landes, Tengiz, an denen kasachische und arabische Arbeiter beteiligt waren. Ein ähnlicher Konflikt brach im Juli auf der Baustelle des größten Turms Zentralasiens in der Hauptstadt Nur-Sultan aus.

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Ungleiche Löhne: Die Maßnahmen der Regierung

Am 26. November berichtete das Arbeitsministerium, 400 Arbeitsmigranten seien in diesem Jahr wegen zu hoher Lohnunterschiede im Westen Kasachstans des Landes verwiesen worden. Außerdem wurde ein Gesetzesentwurf angekündigt, der strengere Kontrollen von Arbeitgebern vorsieht, die ausländische Fachkräfte einstellen.

Um den nationalen Arbeitsmarkt zu schützen, legt die kasachstanische Regierung jedes Jahr eine Quote fest, um spezialisierte Fachkräfte aus dem Ausland anzuziehen. Laut offiziellen Zahlen machte die Quote 2019 gerade mal 0,54 Prozent der ökonomisch aktiven Bevölkerung aus (ca. 48.700 Menschen). Diese Quote sei jedoch nicht erreicht worden: 816 Arbeitserlaubnisse seien für leitende Führungskräfte ausgestellt worden, 4.595 für Führungskräfte. Es wundert also nicht, dass die Regierung nun vorgeschlagen hat, die Quoten zu halbieren, denn sie werden offensichtlich nicht gebraucht.

Novastan France
Aus dem Französischen von Julia Tappeiner

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