Khorgos Grenze Kasachstan China

Coronavirus: Kasachstan unterbricht die Transportverbindungen nach China

Innerhalb weniger Tage unternahm die Regierung Kasachstans eine Reihe von Maßnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus im Land zu verhindern. Die Arbeit des Wirtschaftszentrums Qorǵas, die Ausstellung von elektronischen Visa für chinesische Bürger sowie die Bahn-, Flug- und Busverbindungen nach China sind damit vorerst auf Eis gelegt.

Am Mittwoch, den 29. Januar beschloss ein Regierungskomitee in Nur-Sultan die Bus-, Flug- und Zugverbindungen nach China zu unterbrechen. Die Aussetzung der Busverbindungen tritt ab sofort in Kraft, bei Bahnverbindungen ab dem 1. Februar und bei Flugverbindungen ab dem 3. Februar. Die kasachische Regierung hat keine Frist für diese Transportunterbrechungen mit China genannt.

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Dies ist nur der jüngste Schritt, den die kasachstanischen Behörden angesichts des Auftretens des Coronavirus im mächtigen Nachbarland unternommen haben. Premierminister Asqar Mamın leitete am 26. Januar ein Treffen, um zu definieren, wie die Verbreitung des Coronavirus in Kasachstan verhindert werden soll, so die Nachrichtenagentur Kazinform. Alle Maßnahmen betreffen direkt die Beziehungen nach China, das zum 30. Januar 170 Todesfälle durch den Virus zählte.

Neben Verkehrsstopps wurde auch der Betrieb der internationalen Freihandelszone Qorǵas vorübergehend eingestellt. Dieser Trockenhafen ist ein Symbol der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern im Rahmen der Belt and Road Initiative.

Maßnahmen zur Einschränkung der Migration

Darüber hinaus hat die kasachstanische Regierung zunächst den 72-stündigen visumsfreien Aufenthalt für chinesische Staatsbürger suspendiert – eine neue Regelung, die erst seit dem 1. Januar dieses Jahres galt und somit nach kaum einem Monat bereits wieder entkräftet wird –, und inzwischen sogar die Ausstellung von Visa für chinesische Staatsangehörige überhaupt unterbrochen.

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Des Weiteren forderte Premierminister Mamın die chinesische Regierung auf, die 230 kasachstanischen Studierenden aus Wuhan, das als Epizentrum der Epidemie gilt und sich in einer Quarantäne-Situation befindet, dringend in ihre Heimat zurückzuführen.

Besorgnis eindämmen

Nach Angaben des kasachstanischen Gesundheitsministers Eljan Birtanov, zitiert von Kazinform, sind seit dem 6. Januar mehr als 25.000 Menschen aus China nach Kasachstan eingereist. Davon wurden 23 mit Fieber gemeldet, und bei vier von ihnen bestand der Verdacht auf eine Atemwegsinfektion mit vergleichbaren Symptomen wie beim neuen Coronavirus. Diese vier Personen wurden ins Krankenhaus eingeliefert.

Kasachstan hat sich bereits auf die Krankenhauseinweisung von Personen vorbereitet, bei denen der Verdacht einer Infektion mit dem Coronavirus besteht. In der Wirtschaftsmetropole Almaty, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes, wurden am Flughafen und an den Bahnhöfen Quarantänestationen eingerichtet, wie Tengrinews.kz berichtet. Apotheken und Krankenhäuser wurden entsprechend ausgestattet und der Bevölkerung wurden Masken zur Verfügung gestellt.

Auswirkungen auch auf sportlicher Ebene

Diese Maßnahmen zeigen, wie sehr sich Kasachstan vor der Ausbreitung der Epidemie auf seinem Territorium schützen will. Das gilt auch für andere Länder der Region. So hat Kirgistan seit dem 23. Januar die Flugverbindungen nach China ausgesetzt, insbesondere die Linie Urumqi-Bischkek. Auch die Eröffnung einer Telefon-Hotline im kirgisischen Gesundheitsministerium wird vom Bischkeker Online-Medium Kaktus erwähnt.

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Die genannten Reisebeschränkungen haben auch andere Auswirkungen auf Kasachstan. Das größte Land in Zentralasien wurde mit der Ausrichtung der ersten Runde des Asien/Ozeanien Fed-Cups beauftragt, die ursprünglich in Dongguan (China) stattfinden sollte. Der Wettbewerb sollte vom 4. bis 8. Februar in Nur-Sultan stattfinden, aber am 29. Januar kündigte die kasachstanische Regierung an, dass sie die Fed-Spiele im Rahmen der Epidemievorbeugung  nicht ausrichten werde.

Victor Nicolas
Novastan Frankreich

Aus dem Französischen von Florian Coppenrath

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Ich bin dem frisch gegründeten Novastan gleich bei meiner ersten Kirgistan-Reise Ende 2011 beigetreten. Erst war ich Redakteur, dann Begründer der deutschsprachigen Version. Heute bin ich für die Verbindungen zwischen den verschiedenen Teilen von Novastan und für die strategische Entwicklung des Projektes zuständig. Nach drei Jahren in Kirgistan, zuletzt als Bosch-Lektor in Osch, arbeite ich heute an der Entwicklung von "Wikistan" einer baldigen Netzwerkplattform für die Zentral-Eurasien-Forschung. Seit März diesen Jahres bin ich ebenfalls in der Forschung tätig und schreibe eine Doktorarbeit über Hip-Hop in Kirgistan am Zentralasienseminar der Humboldt Universität zu Berlin. --------------------------------------------------------------- Mon premier voyage à Bichkek en décembre 2011 m'amena à rejoindre le magazine Novastan.org fraichement fondé. J'y étais d'abord actif en tant que rédacteur, puis en tant que fondateur et coordinateur de la version germanophone en été 2013. Aujourd'hui je suis en charge des liens entre les différentes parties d Novastan et du développement stratégique du projet. Après trois ans au Kirghizstan, dernièrement en tant que médiateur culturel pour la fondation Bosch à l'université d'Och, je travaille au développement de "Wikistan", un réseau pour la recherche sur l'Eurasie centrale. Depuis mars 2018, je suis également doctorant en études centre-asiatiques et étudie le Hip-Hop dans les villes du Kirghizstan.

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