Startseite      Zeitgenössische Kunst erstmals in Turkmenistan gezeigt

Zeitgenössische Kunst erstmals in Turkmenistan gezeigt

Im Rahmen der Woche der Europäischen Kulturen wurden in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat in Zusammenarbeit mit dem Institut Français und der deutschen Botschaft verschiedene Videokunstausstellungen organisiert. Damit erhielt die zeitgenössische Kunst in Turkmenistan nicht nur zum ersten Mal Sichtbarkeit, sondern es scheint, dass sich das am stärksten abgeschottete Land Zentralasiens allmählich für neue Kunstformen öffnet. Aschgabat ist durch Videokunst mit verschiedenen künstlerischen und kulturellen Veranstaltungen in Szene gesetzt worden. So fand vom 25. bis 31. Oktober 2022 in der Nationalen Kunstakademie eine große Videokunstausstellung statt, während eine kleinere Ausstellung bis Januar 2023 in der Galerie Nadar des Institut Français zu sehen ist. Beide Kunstveranstaltungen wurden im Rahmen der Woche der Europäischen Kulturen durchgeführt.

Im Rahmen der Woche der Europäischen Kulturen wurden in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat in Zusammenarbeit mit dem Institut Français und der deutschen Botschaft verschiedene Videokunstausstellungen organisiert. Damit erhielt die zeitgenössische Kunst in Turkmenistan nicht nur zum ersten Mal Sichtbarkeit, sondern es scheint, dass sich das am stärksten abgeschottete Land Zentralasiens allmählich für neue Kunstformen öffnet. Aschgabat ist durch Videokunst mit verschiedenen künstlerischen und kulturellen Veranstaltungen in Szene gesetzt worden. So fand vom 25. bis 31. Oktober 2022 in der Nationalen Kunstakademie eine große Videokunstausstellung statt, während eine kleinere Ausstellung bis Januar 2023 in der Galerie Nadar des Institut Français zu sehen ist. Beide Kunstveranstaltungen wurden im Rahmen der Woche der Europäischen Kulturen durchgeführt.

Novastan ist das einzige deutschsprachige Nachrichtenmagazin über Zentralasien. Wir arbeiten auf Vereinsgrundlage und Dank eurer Teilnahme. Wir sind unabhängig und wollen es bleiben, dafür brauchen wir euch! Durch jede noch so kleine Spende helft ihr uns, weiter ein realitätsnahes Bild von Zentralasien zu vermitteln.

Zu diesem Anlass wurden kreative Ausstellungen sowie Vorträge und Konzerte veranstaltet, berichtet das staatliche turkmenische Medium Türkmenmetbugat. Im Halbdunkel des großen Saals der Kunstakademie wurden auf großen, weißen Wänden die Videoarbeiten dreier europäischer Künstler gezeigt: die des Franzosen Robert Cahen, des Anglo-Äthiopiers Theo Eshetu und des Italieners Samuele Malfatti. Letzterer war persönlich anwesend, um zudem Kunstkurse für die Schüler:innen der Kunstakademie zu geben. Das seit Herbst 2020 vorbereitet Projekt ist auch das erste, das vom Deutsch-Französischen Kulturfonds (DFKF) in Turkmenistan ausgeführt wird. Dieses globale Programm wurde anlässlich der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag des Élysée-Vertrags im Jahr 2003 ins Leben gerufen.

Ehrgeiziges Projekt in Turkmenistan

Romain Gouvernet, Leiter des Institut Français in Turkmenistan, erzählt von der Entstehung des Projekts: „Am Anfang war unsere Idee, ein Projekt für den deutsch-französischen Fonds einzureichen. Wir überlegten in viele Richtungen, etwa Musik und Tanz… doch zeitgenössische Kunst war das Passendste.“ Videokunst bei einer offiziellen Veranstaltung in Turkmenistan zu präsentieren sei jedoch keine leichte Aufgabe gewesen: „Abstrakte Kunst ist hier sehr wenig verbreitet und für Student:innen verboten, da sie nur nach sehr akademischen Regeln  zu malen lernen.“Lest auch auf Novastan: Die Unendlichkeit der Schöpfung – ein turkmenischer Holzkünstler verrät sein Geheimnis Für das gesamte Projekt war diplomatisches Geschick gefragt. Die Ausstellung wurde „mit einem pädagogischen Ziel konzipiert, um die Öffentlichkeit zu informieren und nicht zu schockieren“, erklärt der Direktor. Seiner Meinung nach war es diesem Feingefühl zu verdanken, dass der Vorschlag von der turkmenischen Kulturministerin angenommen wurde, da die Digitalisierung der Institutionen zu den „Prioritäten des Präsidenten“ gehörte.

Sorgfältige Kontrolle durch die Behörden

Wie immer in Turkmenistan unterliegt die Organisation offizieller Veranstaltungen strengen Vorschriften: „Alle Veranstaltungen an öffentlichen Orten, wie zum Beispiel Konzerte, müssen bei den turkmenischen Behörden offiziell beantragt werden, und zwar über die französische Botschaft, die sich an das Außenministerium wendet“, erklärt Gouvernet. In den anderen zentralasiatischen Ländern, in denen die Organisation einer Veranstaltung ohne Genehmigung möglich ist, braucht es kein solches Verfahren.

Ganz Zentralasien in deiner Mailbox Abonniert unseren wöchentlichen Newsletter

Entdeckt die neueste Ausgabe

Die Möglichkeit, eine so innovative Veranstaltung in Turkmenistan zu organisieren, bedeutet jedoch nicht, dass die Regeln gelockert wurden: „Es bestehen immer noch dieselben Einschränkungen und man weiß nicht, was in ein oder zwei Monaten sein wird“, sagt der Direktor. Denn nur durch „geschicktes Jonglieren mit den Parametern“ konnte die Ausstellung mit Videokunst stattfinden, insbesondere im Rahmen der Woche der Europäischen Kulturen.

Eine Initiative mit Applaus

Die Ausstellung selbst scheint das Publikum begeistert zu haben. Obwohl zu Beginn der Klasse einige Schülerinnen und Lehrer dieser neuen Art von Kunst mit Unverständnis begegneten, zeigten sich die meisten begeistert und produzierten mit Hilfe von Malfatti sogar ein Videokunstwerk. Der Rektor der Kunstakademie bezeichnete die Initiative seinerseits als „unvergesslich und historisch.“Lest auch auf Novastan: Der Paradigmenwechsel in der modernen zentralasiatischen Kunst Die wenigen turkmenischen Medien, alle unter staatlicher Kontrolle, waren anwesend und lobten die Veranstaltung. Salam News etwa bezeichnete die Ausstellung als „neue Art von Kunst“ und wunderte sich über die Gestaltung des dunklen Raumes als Eintritt in „eine andere Welt.“

Ein erster Schritt für weitere innovative Kulturprojekte

Nach der erfolgreichen Durchführung des Projekts eröffnet sich für Turkmenistan ein Feld der Möglichkeiten. „Das war ein Präzedenzfall und die Behörden haben gesehen, dass damit nichts Gefährliches verbunden ist. Das wird die Dinge für zukünftige Projekte erleichtern“, sagt der Direktor des Institut Français zuversichtlich. Auch im kommenden Jahr 2023 seien im Rahmen der deutsch-französischen Zusammenarbeit geplant, weitere Teile des zeitgenössischen Kunstschaffens nach Turkmenistan zu bringen.

Emma Collet, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Michèle Häfliger

Noch mehr Zentralasien findet ihr auf unseren Social Media Kanälen, schaut mal vorbei bei Twitter, Facebook, Telegram, Linkedin oder Instagram. Für Zentralasien direkt in eurer Mailbox könnt ihr euch auch zu unserem wöchentlichen Newsletter anmelden.

Kommentare

Your comment will be revised by the site if needed.