Mit nur neunzehn Jahren ist der usbekische Spieler Javohir Sindarov kürzlich der jüngste Schach-Weltcup-Sieger im indischen Goa geworden. Seit seinem zwölften Lebensjahr ist er Großmeister und sein Erfolg ist Ausdruck für die anhaltende Beliebtheit des Sports in Zentralasien sowohl unter Jugendlichen als auch älteren Menschen.
Schachmatt für die Gegner von Javohir Sindarov, der am 26. November 2025 im Alter von 19 Jahren in Indien den Schachweltcup gewann. Als jüngster Spieler, der jemals dieses Turnier gewonnen hatte, erzielte er einen historischen Sieg für Usbekistan, das sich seit 2004 nicht mehr für die Kandidatenrunde der Weltmeisterschaft qualifiziert hatte.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Javohir Sindarov, der im Alter von 12 Jahren zum Internationalen Großmeister (einem Ehrentitel, der den besten Schachspielern vorbehalten ist) ernannt wurde, ist ein Beispiel für die anhaltende Beliebtheit des Schachspiels im postsowjetischen Zentralasien. Während die Schulen in der Region zunehmend Programme zum Erlernen dieses Sports anbieten, war Schach zu Zeiten der UdSSR lange Zeit ein Förderer der Gleichheit zwischen den Bürgern und Symbol der intellektuellen Überlegenheit der kommunistischen Doktrin.
„Sowjetische Schule“ des Schachspiels oder „intellektuelle Propaganda“?
Vor der Oktoberrevolution 1917 war Schach der Bourgeoisie vorbehalten, doch wurde dann von den Bolschewiki demokratisiert. Zum Spielen braucht man nichts weiter als ein Schachbrett und ein paar Figuren: Praktisch und kostengünstig, wurde Schach in der UdSSR für alle zugänglich und stand für den Willen zur Abschaffung der Klassenunterschiede.
Schnell entstand eine sowjetische Schachschule unter der Leitung eines der ersten Weltmeister der Geschichte, Michail Botwinnik. Schach wurde in der Schule unterrichtet, Trainingsprogramme und Turniere staatlich finanziert. Genau der Sport, der für seinen strategischen Wert bekannt ist, ermöglichte es der UdSSR, ihre intellektuelle Dominanz zu behaupten – ein wichtiges Instrument der Soft Power im Kalten Krieg.
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Noch heute florieren Akademien, internationale Festivals und Schachlernprogramme in Zentralasien. Ob in Usbekistan, wo der Sport in der Schule unterrichtet wird, oder in Kasachstan mit dem Programm „Schach im Dorf“. Und diese Strategie erweist sich als erfolgreich: Allein 2024 wurden in Kasachstan nicht weniger als 92 Turniere organisiert und fünf kasachische Frauen waren 2025 weltweit unter den Top 100.
Laut Timur Turlov, Geschäftsmann aus Kasachstan und Präsident des kasachstanischen Schachverbands, soll Schach ein Schaufenster für das intellektuelle Kapital des Landes sein; ein Ziel, das an die sowjetische Vergangenheit dieses Sports erinnert.
Leidenschaft für Schach auch in Kirgistan ungebrochen
In Kirgistan führte der Zusammenbruch der UdSSR zu einem abrupten Ende der staatlichen Fördermittel, doch die Liebe zu diesem Sport ist nach wie vor ungebrochen. Auf dem freien Schachspielplatz im Zentrum von Bischkek, der Hauptstadt Kirgistans, lassen sich einige Fünfzigjährige, die unter dem Schein der Straßenlaternen eine Partie nach der anderen spielen, nicht von der Dezemberkälte entmutigen. Manchmal sitzen bis nach Einbruch der Dunkelheit einige von ihnen mit gebeugtem Rücken und den Blick auf das Schachbrett geheftet um einen Tisch herum.

Auch wenn die Spieler mit großer Ernsthaftigkeit bei der Sache sind, bleibt die Stimmung ausgelassen. Die Fans, die sie umringen, lachen laut, einige singen, während andere ihrem Lieblingsspieler mit einem diskreten Schubs zu helfen versuchen.
Eines unserer „Bilder des Tages“: Schachspiel
„Wir sind keine Profis, wir spielen aus Liebe zum Schach“, erklärt Tyntschtyk, ein Einwohner von Bischkek, der sich seit seiner Jugend für dieses Spiel begeistert. Jeden Sonntag trifft er sich mit seinen Freunden und spielt stundenlang bei gemeinsamem Essen und Trinken.
Dieser Denksport ist mehr als nur ein Spiel, er ist für diejenigen, die die Sowjetunion erlebt haben, zu einer grundlegenden Form der Sozialisierung geworden. Die Kirgisen haben diese Praxis in ihrem Alltag verankert, da Schachspielen nach wie vor ein Synonym für sozialen Zusammenhalt und Gleichheit ist, unabhängig von Geschlecht, sozialer Klasse oder Herkunft des Spielers. Ob nun vom System vorgegeben oder als Überbleibsel des sowjetischen Erbes: die Leidenschaft für Schach bleibt in Zentralasien bestehen, manche behaupten sogar, dass sie derzeit eine echte Renaissance erlebt.
Salomé Aldeguer-Roure für Novastan
Aus dem Französischen von Elisabeth Rudolph
Schach – eine sowjetische Leidenschaft und in Zentralasien nach wie vor präsent