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Miss World 2025: Vertreterin Kirgistans prangert Gewalt gegen Frauen an

Bei der Miss World 2025 in Indien bricht Ajdschan Tschanatschajewa das Schweigen: Vor den Kameras prangert die kirgistanische Vertreterin Ala-Katschuu, die Praxis der Entführung und Zwangsheirat, an.

Ajdschan Tschanatschajewa, Miss Kirgistan 2025

Bei der Miss World 2025 in Indien bricht Ajdschan Tschanatschajewa das Schweigen: Vor den Kameras prangert die kirgistanische Vertreterin Ala-Katschuu, die Praxis der Entführung und Zwangsheirat, an.

Beim Miss-World-Wettbewerb 2025, der dieses Jahr in Indien stattfand, prangerte die kirgistanische Vertreterin Ajdschan Tschanatschajewa die Praxis des Ala-Katschuu an, der Entführung von Frauen zum Zwecke der Zwangsheirat – eine Praxis, von der in Kirgistan viele junge Frauen betroffen sind. Mit ihrem Dokumentarfilmprojekt „New Way“ hat sie diesen Brauch ins Rampenlicht gerückt und dabei die Tragödien der beiden jungen Frauen Burulaj Turdaliewa im Jahr 2018 und Ajzada Kanatbekowa im Jahr 2021 hervorgehoben, die beide Opfer dieser Praxis wurden.

Das Model verurteilt diesen Brauch: „Untersuchungen zufolge sind in den letzten Jahren Tausende junger Mädchen Opfer dieser grausamen Praxis geworden. Viele von ihnen wurden anschließend Opfer von Gewalt, verfielen in Depressionen und nahmen sich sogar das Leben“, erklärt Tschanatschajewa gegenüber Kloop.

Nach wie vor tief verwurzelte Praxis

In Kirgistan findet Ala-Katschuu, was übersetzt „fangen und fliehen“ bedeutet, sehr oft unter Anwendung von Gewalt und Zwang statt, um sie zur Heirat zu drängen. Obwohl Brautraub seit 2012 illegal ist und mit Strafen von bis zu zehn Jahren Gefängnis geahndet wird, ist er nach wie vor weit verbreitet.

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Ala-Katschuu geht für die betroffenen Frauen oft mit sozialem und familiärem Druck einher, da sie bei einer Ablehnung Stigmatisierung befürchten.

Eine Stellungnahme gegen das Schweigen des Staates

Die Stellungnahme von Ajdschan Tschanatschajewa steht im Zusammenhang mit einer Mobilisierung gegen Gewalt gegen Frauen in Kirgistan. Bereits 2022 hatte die kirgistanische Vertreterin beim Miss-Universe-Wettbewerb Altynaj Botojarowa mit einem Outfit für Aufsehen gesorgt, das Gewalt gegen Frauen anprangerte.

Das von Tschanatschajewa vorgestellte Projekt sieht die Einrichtung eines umfassenden kostenlosen Bildungsprogramms für Frauen vor, das wichtige Themen wie Politik, Recht, Berufsleben und Gesundheit behandelt.

Gleichzeitig belegen offizielle Zahlen eine Verschärfung der Lage: Laut Amnesty International hat die Polizei zwischen Januar und Oktober in Kirgistan 14.293 Fälle häuslicher Gewalt registriert, was einem Anstieg von 37 Prozent gegenüber 2023 entspricht.

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Seit 2010 wurden laut einer von der Open Society Foundation in Auftrag gegebenen und von Radio Free Europe/Radio Liberty veröffentlichten Studie mehr als 1.100 kirgisische Frauen getötet. In 80 Prozent der Fälle waren die Täter Männer, und rund 75 Prozent der Opfer kannten ihren Angreifer persönlich.

In einem Land, in dem patriarchale Strukturen nach wie vor verwurzelt sind, bleiben die Täter dieser geschlechtsspezifischen Gewalt oft straffrei. Die öffentliche Anklage von Ajdschan Tschanatschajewa unterstreicht die dringende Notwendigkeit, die Maßnahmen zum Schutz von Frauen zu verstärken und die kirgisische Gesellschaft für die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frauen zu sensibilisieren.

Bérénice Miniot, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Michèle Häfliger

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