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Wer sind die Frauen zentralasiatischer Präsidenten?

Ende November nahm die First Lady von Usbekistan, Ziroat Mirziyoyeva, an einem internationalen Bildungsgipfel in Katar teil. Dies war die zweite Veranstaltung innerhalb kurzer Zeit, bei der die Frau des Staatschefs das Land ohne ihren Ehemann vertrat. Auch wenn nicht alle First Ladys Zentralasiens im Zentrum des politischen Geschehens stehen, werfen wir einen Blick auf die Präsidentengattinen.

Usbekistans First Lady Ziroat Mirziyoyeva empfängt Gäste (u.a. Mehriban Aliyeva) in Samarkand. Quelle: prezident.az
Usbekistans First Lady Ziroat Mirziyoyeva empfängt Gäste (u.a. Mehriban Aliyeva) in Samarkand. Quelle: prezident.az

Ende November nahm die First Lady von Usbekistan, Ziroat Mirziyoyeva, an einem internationalen Bildungsgipfel in Katar teil. Dies war die zweite Veranstaltung innerhalb kurzer Zeit, bei der die Frau des Staatschefs das Land ohne ihren Ehemann vertrat. Auch wenn nicht alle First Ladys Zentralasiens im Zentrum des politischen Geschehens stehen, werfen wir einen Blick auf die Präsidentengattinen.

Ziroatxon (Ziroat) Xoshimova stammt aus einer wohlhabenden Familie in der Stadt Kokand (Region Farg‘ona). Ihr Vater war Abteilungsleiter bei der Eisenbahn, wovon er auch privat profitierte und in Sowjetzeiten rare Güter nach Kokand karren ließ. Dieses „Geschäft“ brachte ihm ein solides Einkommen, das dem Unternehmer nicht nur in seiner Heimatstadt, sondern im gesamten Ferghanatal Einfluss verschaffte. Über Ziroats Mutter liegen keine Informationen vor.

Die aktuelle First Lady Usbekistans ist Absolventin des Taschkenter Instituts für Bewässerung und Melioration (heute TIIAME) und besitzt ein Diplom als Ingenieurin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Sie arbeitet jedoch nicht in ihrem Beruf, sondern offiziell als Hausfrau – ein beliebter Beruf für verheiratete Frauen in Usbekistan. Bereits im Studium lernte Ziroat Shavkat Mirziyoyev kennen. Beide waren sehr erfolgreich: Ziroat war eine der besten Studierenden, während der gleichaltrige Shavkat bereits das Amt des Sekretärs des Komsomol-Komitees innehatte. Seine Karriere begann übrigens an derselben Universität, wo er nach seinem Abschluss als Maschinenbauingenieur vom Nachwuchsforscher bis zum Vizerektor tätig war.

Als First Lady im Rampenlicht

Während Mirziyoyevs Amtszeit als Premierminister Usbekistans (2003–2016) war wenig über seine Frau bekannt. Erst mit seiner Wahl zum Präsidenten im Dezember 2016 begann sie, bei offiziellen Anlässen aufzutreten und ihren Mann auf Auslandsreisen zu begleiten. Neben ihrer Stiftung engagiert sich Ziroat in weiteren karitativen Projekten und öffentlichen Aktivitäten. So half sie im März dieses Jahres mit einer Schaufel in der Hand Umweltaktivistinnen und -aktivisten beim Pflanzen von Bäumen an ihrer Heimatuniversität.

Die Mirziyoyevs haben drei Kinder. Ihr Sohn Miralisher geht noch zur Schule, aber ihre Töchter machen bereits Karriere im öffentlichen Dienst. Die jüngere, Shakhnoza, ist stellvertretende Direktorin der Nationalen Agentur für soziale Sicherheit. Die älteste, Saida, wurde von ihrem Vater im August dieses Jahres als Assistentin des Präsidenten bestätigt und mit der Leitung seiner Verwaltung betraut.

Aigul Dschaparowa: Stütze und Besitzerin geheimer Vermögenswerte

Bei der Ehefrau von Sadyr Dschaparow, dem derzeitigen Präsidenten Kirgistans, beginnen die Ungereimtheiten bei ihrem Namen. Überall wird sie als Aigul geführt, laut Pass ist ihr Name aber Gulnura. Die Hintergründe dieser „Verschwörung“ sind unklar. Aigul (oder Gulnura) Asanbajewa wurde im Dorf San-Tasch im Osten der Region Ysyk-Köl geboren. Über ihre Mutter ist nicht viel bekannt, ihr Vater arbeitete in der Kumtör-Mine – dem größten Goldbergbauunternehmen der Republik.

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Die Familie des zukünftigen Präsidenten lebte in einem Nachbardorf. Als sie sich kennenlernten, war Aigul 18 Jahre alt und Sadyr fünf Jahre älter. Drei Jahre nach ihrer ersten Begegnung heirateten sie.

Sadyr Dschaparows politische Karriere war nicht einfach. Während seiner Zeit in der Opposition war er wiederholt in Strafverfahren verwickelt, unter anderem wegen Überfällen und gewaltsamer Machtübernahme. Anfang der 2010er Jahre mussten der spätere Präsident und seine Familie ins Ausland fliehen. Nach seiner Rückkehr im Jahr 2017 musste er einige Zeit in einer Haftanstalt für Sonderdienste verbringen. Während sich ihr Ehemann in der Heimat gegen die damalige Regierung stellte, lebte Aigul Dschaparowa mit den Kindern in Russland und Polen. Nach ihrer Rückkehr nach Kirgistan nahm Aigul aktiv an Kundgebungen, Demonstrationen und anderen Aktionen zur Unterstützung ihres politisch inhaftierten Mannes teil.

Aiguls politische Ambitionen beschränkten sich nicht auf die Unterstützung ihres Mannes. Im Jahr 2020 bewarb sie sich für die Mekentschil-Partei um einen Parlamentssitz. Berichten zufolge führte sie einen energischen Wahlkampf, schaffte den Sprung in den Dschogorku Kengesch (Parlament Kirgistans, Anm. d. R.) aber nicht.

Auch in Kirgistan scheint Wohltätigkeit Frauensache zu sein

Allerdings ist die derzeitige First Lady Kirgistans sehr erfolgreich in der Wohltätigkeitsarbeit. Aigul leitet die Stiftung Ene-balaga tirek (zu dt. „Unterstützung für Mütter und Kinder“), die vergangenen September in die Schlagzeilen geriet. Journalistischen Recherchen zufolge habe die chinesische Botschaft in Bischkek Aiguls Stiftung 109 Mio. US-Dollar (ca. 99.2 Mio. Euro) zur Verfügung gestellt. Die Steuerbehörde eilte, die Situation zu klären: Die Werte seien falsch in das Buchhaltungsprogramm eingegeben worden und die Spende habe bloß 109.000 US-Dollar (ca. 99.000 Euro) betragen. Der große Nachbar China wirkte daraufhin nicht mehr gar zu großzügig, was die Öffentlichkeit beruhigte.

Bereits zuvor hat das Vermögen der First Lady für Schlagzeilen gesorgt. Der Präsident, der nicht nur über sein eigenes Einkommen, sondern auch über die Einkünfte seiner Familienmitglieder Rechenschaft ablegen muss, hatte die Gewinne der Firma Ak Ümüt, die auf den Namen seiner Frau läuft, nicht angegeben. Unabhängige Recherchen bestätigten, dass diese Firma, deren offizielle Miteigentümerin Aigul Dschaparowa ist, seit 2021 ordnungsgemäß Steuern zahlt. Es ist allerdings unklar, was für Geschäfte die Firma treibt, und auch in den sozialen Netzwerken ist sie nicht aufzufinden.

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Anhand von Katasterauszügen lässt sich allerdings belegen, dass Ak Ümüt Eigentümerin des Asman-Geschäftszentrums in Bischkek ist, in dem auch Aiguls Stiftung ein Büro gemietet hat und in dem sich während der Präsidentschaftswahlen das Büro ihres Mannes befand. Dieses kleine Detail hat das Staatsoberhaupt jedoch übersehen – als vielbeschäftigter Mann kann das schon mal passieren.

Nadezhda Davydovna: Geschieden, aber weiterhin wohltätig

Im Gegensatz zu den First Ladys in Usbekistan und Kirgistan stehen diejenigen der übrigen zentralasiatischen Länder deutlich stärker im Schatten ihrer Ehemänner.

Kasachstans Präsident Qasym-Jomart Toqajev ist geschieden und seine Ex-Frau Nadezhda Davydovna war nur für kurze Zeit First Lady. Sie wurde in Nizhnij Tagil geboren und besitzt somit die russische Staatsbürgerschaft. Sie engagiert sich aktiv in der Wohltätigkeit sowie in der Wirtschaft, und besaß Nadezhda mehrere Jahre lang eine Immobilienvermietungsfirma in Moskau. Auch wenn diese aufgelöst wurde, blieb Nadezhda sie als Geschäftsfrau tätig. Außerdem soll sie von 1998 bis 2011 ein Schweizer Bankkonto in Höhe von 1,5 Millionen Franken besessen haben. Die Toqajevs haben einen Sohn, Timur, der dieses Jahr 40 Jahre alt wird. Er arbeitet in der Ölindustrie und engagiert sich wie seine Mutter in der Wohltätigkeitsarbeit, indem er eine nach seinem Großvater Kemel Toqaev benannte Stiftung leitet.

Azizmo Rahmonowa: Gläubig und kinderreich

Noch weniger ist über die Ehefrau des Staatschefs Tadschikistans, Emomali Rahmon, bekannt. Offiziellen Angaben zufolge wurde Azizmo Asadullaewa (in der Presse manchmal auch als Azizmo Rahmonowa bezeichnet) Ende der 1950er Jahre in der Tadschikischen SSR geboren. Sie tritt nicht in der Öffentlichkeit auf und begleitet ihren Mann, der den Titel „Führer der Nation“ trägt, nur sehr selten auf Auslandsreisen. Im Jahr 2016 schlug ein lokaler Theologe vor,  Azizmo einen ähnlichen Titel zu geben, da sie als erste Präsidentenfrau Zentralasiens das Gebet bei der heiligen Kaaba in Mekka verrichtet habe. Die Idee, Azizmo zur „Führerin der islamischen Frauen“ zu erklären, wurde jedoch abgelehnt.

Drei Jahre zuvor hatte ein Geschäftsmann bei einem Treffen mit dem Präsidenten vorgeschlagen, Azizmo zur Vorsitzenden des Unternehmerverbandes Tadschikistans zu ernennen. Rahmon lehnte dies jedoch kategorisch mit der Begründung ab, die Aufgabe einer Frau sei es, für Kinder und Ehemann zu sorgen.

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Der tadschikische Staatschef ist übrigens der kinderreichste Präsident der ehemaligen Sowjetrepubliken. Gemeinsam mit Azizmo hat er neun Kinder: sieben Töchter und zwei Söhne. Die meisten der Töchter sind im öffentlichen Leben tätig oder heirateten erfolgreiche Politiker, Diplomaten, Geschäftsleute und Sportler. Vor ein paar Jahren kletterte Tochter Ozoda Rahmon rasch die Karriereleiter empor und wurde Leiterin der Präsidialverwaltung. Die meisten politischen Analysten halten es jedoch für wahrscheinlich, dass Rahmon von seinem Sohn Rustam Emomali abgelöst wird, der bereits im Alter von 29 Jahren Bürgermeister von Duschanbe wurde. Er ist zudem Sprecher im Oberhaus des Parlaments.

Ogulgerek Berdimuhamedova: Keine öffentliche Spur einer First Lady

Wer Genaueres über die First Lady Turkmenistans herausfinden will, befindet sich auf dem Holzweg. Aus den spärlichen Informationen im Internet erfährt man nur, dass Präsident Serdar Berdimuhamedov verheiratet ist und seine Frau wohl den gleichen Namen wie seine Mutter trägt: Ogulgerek. Sie brachte drei Kinder zur Welt: zwei Mädchen und einen Sohn. Letzterer gründete bereits eine eigene Familie mit der Tochter eines hochrangigen Beamten im Innenministerium.

Auf dem trilateralen Gipfeltreffen mit Aserbaidschan und der Türkei im Dezember 2022 präsentierte das amtierende Staatsoberhaupt kurioserweise nicht seine Ehefrau, sondern seine Mutter, der er zuvor den Titel „Verdiente Teppichknüpferin des Landes“ verliehen hatte. Sie vertrat Turkmenistan auch im Kulturprogramm, an dem jeweils die First Ladys aus der Türkei und Aserbaidschan teilnahmen.

Serdars Vater, Gurbanguly Berdimuhamedov, verbot der Presse während seiner Präsidentschaft, über seine Frau zu schreiben und Fotos von ihr zu veröffentlichen. Das Tabu wurde 2021 aufgehoben, als die damalige First Lady während des Besuchs des Ehepaars Erdogan in Aschgabat auftrat. Dabei trug die damalige First Lady die turkmenische Nationaltracht und verhielt sich zurückhaltend.

Fergana News

Aus dem Russischen von Michèle Häfliger

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