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Fargʻona – Usbekische Wiege der Zivilisation

Sie ist die Hauptstadt des malerischen Fergana-Tals: Fargʻona (Fergana), nach dem mittelalterlichen Gelehrten Al-Ferghani benannt, hebt sich städtebaulich von anderen usbekischen Städten ab: Die Straßen sind nicht eng und verschachtelt, sondern ausgebaut und durchgeplant. Statt traditioneller zentralasiatischer Architektur findet man alte Gebäude im Kolonialstil vor. In jüngster Zeit wurde Fargʻona mit Kunstobjekten im nationalen Stil geschmückt. Es ist diese Vermischung der Stile, die der Stadt ihren kontrastreichen Charakter verleiht. Asia-Plus führt uns auf eine Reise in die Stadt.

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Fargʻona ist die Hauptstadt des Fergana-Tals, Photo: с pac.ru (via Asia-Plus)

Sie ist die Hauptstadt des malerischen Fergana-Tals: Fargʻona (Fergana), nach dem mittelalterlichen Gelehrten Al-Ferghani benannt, hebt sich städtebaulich von anderen usbekischen Städten ab: Die Straßen sind nicht eng und verschachtelt, sondern ausgebaut und durchgeplant. Statt traditioneller zentralasiatischer Architektur findet man alte Gebäude im Kolonialstil vor. In jüngster Zeit wurde Fargʻona mit Kunstobjekten im nationalen Stil geschmückt. Es ist diese Vermischung der Stile, die der Stadt ihren kontrastreichen Charakter verleiht. Asia-Plus führt uns auf eine Reise in die Stadt.

Während die meisten Besucher Fargʻona sich auf der Durchreise zum Kurort Chimyon befinden, ist diese für Usbekistan untypische Stadt selbst für Geschichtsinteressierte interessant. Denn statt von einem Herrscher des Ostens wurde sie vom russischen General Michail Dmitrijewitsch Skobelew gegründet.

Besucher sollten sich auch Ausflüge in die alten Städte des Khanats Kokand nicht entgehen lassen, das seit Anfang des 18. Jahrhunderts existiert hatte, bis es Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der russischen Eroberungen in Zentralasien annektiert wurde. Jene geschichtsträchtigen Städte sind in weniger als einer Stunde zu erreichen und bieten neben einer Fülle an Aktivitäten auch geschichtlich sowie handwerklich spannende Orte.

Die beste Zeit für Reisen nach Fargʻona ist April bis Mitte Mai, sowie von Mitte September bis Oktober. In dieser Zeit ist es angenehm warm, ohne dass die Hitze zu sehr drückt. Im Frühling erstrahlt die Stadt in schönstem Grün, und im Herbst sind die Marktstände voller Früchte, deren Preise nicht der Rede wert sind.

Sehenswürdigkeiten

Das wichtigste Bauwerk der verhältnismäßig jungen usbekischen Stadt ist die großflächige Militärfestung. Von ihr aus wurden fächerförmig die neuen Straßen angelegt. Im Gegensatz zu den alten Städten Usbekistans sind die Straßen hier gerade, der Grundriss ist klar, und die historischen Sehenswürdigkeiten sind im klassischen europäischen Stil gebaut. Die ersten architektonischen Bauten der Stadt waren das HausdesGouverneurs(heute ein Theater), das Haus des GouverneursAssistenten und die Militärversammlung, in der sich Offiziere trafen. Im Herzen der Stadt befindet sich ein großer Park.

Es gibt Sehenswürdigkeiten zweierlei Arten: Die alten erscheinen im kolonialen, die modernen im orientalischen Stil. Dies ist geschichtlich zu erklären. Fargʻona wurde 1876 im Zuge der russischen Eroberungen des damaligen Turkestans von Michail Skobelew, General des Zaren, gegründet. Die Stadt sollte dem Russischen Reich als künftiges Verwaltungszentrum der Region dienen. Darum erhielt sie auch den Spitznamen „Stadt der Generäle“, obwohl sie aufgrund ihrer Nähe zur uralten Stadt Margʻilon (russ. Margelan) zunächst Nowy Margelan, also Neu-Margelan, genannt wurde.  1907 wurde die Stadt in Skobelew, 1924 schließlich in Fargʻona umbenannt.

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Die alte Festung im Zentrum hat das Zeitliche gesegnet. Noch erhalten und begehbar ist dagegen die ehemalige Gouverneursresidenz, die im späten 19. Jahrhundert erbaut wurde und die Hauptattraktion darstellt. Das Gebäude weist zum einen harmonische Proportionen im Stile des Klassizismus auf, zum anderen ist es mit anmutigen, typisch orientalischen Bogenfenstern verziert.
Die Stadt zählt noch eine Reihe weitere vorrevolutionäre Gebäude, wie die Männerturnhalle, die Militärversammlung und die Alexander-Newski-Kapelle, die im byzantinischen Stil erbaut wurde.
Denkmäler und Kunstobjekte sind heute in nationalem Glanz geschmückt. Wer von der Autobahn aus Richtung Taschkent und Qoʻqon (Kokand) in die Stadt einfährt, den grüßt ein Bogen im mittelalterlich-orientalischen Stil.

Persönlichkeiten und Umland

Das touristische Aushängeschild der Stadt ist das Denkmal zu Ehren des mittelalterlichen Astronomen und Mathematikers AlFerghani, der im 8. Jahrhundert lebte, und in Bagdad, wo sich die erste Akademie der islamischen Welt befand, studierte. Er legte den Grundstein für viele Erkenntnisse in der Astronomie. Es ist in einem ähnlichen Stil erbaut wie das Denkmal der „Trauernden Mutter“, das den Gefallenen des Großen Vaterländischen Krieges gewidmet ist. Es zeigt eine Frau in traditioneller Kleidung aus Bronze in einem offenen Pavillon, wo sie zwischen dessen Säulen unter einem Baldachin vor den durchbrochenen Gitterstäben eines hohen Bogenfensters sitzt.

Doch damit nicht genug: Auf einem Spaziergang durch die Stadt erwarten Sie noch weitere Skulpturen. Zum Beispiel ein Denkmal des womöglich meist gefeierten turksprachigen Dichters Ali Schir Nawai. An ihn, der seine Verse sowohl auf Persisch wie auf Tschagataisch, einer dem Usbekischen verwandten Sprache, aufschrieb, erinnert eine Komposition aus riesigen Krügen, die ein Blumengarten umgibt. Sogar Figuren aus Baschows in der Sowjetunion allseits bekannten Märchen begegnen sie hier wie der Herrin des Kupferbergs mit Danila. Dies ist erstaunlich, liegt der Ural, der Ursprungsort dieser Märchen, doch mehrere tausend Kilometer entfernt. 

Auch die Freitagsmoschee, die städtische Hauptmoschee, ist einen Besuch wert. Ihre schneeweiße, in traditionell zentralasiatischem, dunkelblauem Dekor verzierte Fassade wirkt so anmutig, als wäre sie geradewegs den Märchen aus Tausendundeinernacht entsprungen.

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In nächster Nähe liegen weitere historisch spannende Städte des Kokand-Khanats, die allesamt als wichtige Knotenpunkte der Seidenstraße dienten:Margʻilon, Quva, Rishton und Qoʻqon, dessen Herzstück eines der letzten islamischen Großbauten des 19. Jahrhunderts darstellt: Der imposante Palast des Xudayar Khan. Seine Innenhöfe und Räumlichkeiten sind größtenteils begehbar und erzählen anhand von Bildern und Infotafeln die Geschichte des ehemaligen Herrschersitzes. Besonders sehenswert sind auch die in den Fassaden verarbeiteten Mosaike.

Doch auch die blühende Natur des  Fergana-Tals lädt zum Verweilen ein. Hier fließen der Naryn und der Qarodaryo zusammen und münden in denSyrdarja, den längsten Fluss Zentralasiens. Der fast komplett von Bergen umgebene Ort gilt als Paradies inmitten der Wüste und als malerische Perle des Ostens.

Einzig Museen sind in der Stadt rar gesät. Nichtsdestotrotz bietet das Staatliche Museum für Geschichte und Kultur des Fergana-Tals eine reiche Sammlung von archäologischen Raritäten, antikem Schmuck und Meisterwerken der Kunst.

Kulinarik

Die wichtigste lokale Spezialität ist der berühmte FargʻonaPlow, wobei sich die lokalen Rezeptvarianten meist in der Würzung, dem Reiskorn, der Zugabe von verschiedenen Beeren oder auch dem Ablauf der Schritte unterscheiden. In Restaurants und Cafés können Sie tiefer in die usbekische Küche eintauchen: Shurpa, Lagman, Kurt, Basma, Manty, Chuchvara sowie eine große Auswahl an orientalischen Süßigkeiten.

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An beinah jeder Straßenecke strömt ihnen der Duft vonTandyr Samsa und gemusterten usbekischen Fladenbroten entgegen – das ist traditionelles lokales Fastfood. Und was wäre ein Besuch in Fargʻona, ohne sich an Früchten, Gemüse, Weintrauben, Melonen und anderen Köstlichkeiten zu laben. Die Früchte und Beeren sind groß, saftig, süß und preiswert.

Souvenirs

Typische Souvenirs aus dem Fergana-Tal sind MargʻilonSeide und RishtonKeramik. Seit der Antike exportierte das nahegelegene Margʻilon Seide nach Bagdad und Kairo. Heute wird dieser Stoff in der Fabrik Yodgorlik hergestellt. In Fargʻona kann man eine Vielzahl von Margʻilon-Stoffen kaufen – Seide, Baumwolle, dünne und dicke Stoffe, Seide mit Kamelhaar, handgefertigt oder maschinell, die Schattierungen sind endlos.

Rishton hat sich derweil auf die Herstellung von Töpferwaren spezialisiert. Diese werden von Hand mit reichen Ornamenten bemalt. Bemalte Schalen, Servierteller für Reis, Krüge, Vasen, Teegeschirr und weitere nationale Gebrauchsgegenstände.

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Zu den beliebtesten Einkäufen der Besucher gehören auch Sultaninen, Aprikosen und andere Trockenfrüchte. Sie sind die Delikatessen des Fergana-Tals. Beliebt sind auch Devzira-Reis und Gewürze, um zu Hause usbekische Gerichte nachzukochen. Vielleicht interessieren Sie sich auch für heilende Tees und Balsame, die auf Kräutern aus der Region basieren.

Alles in allem ist ein Besuch in Fargʻona ein hervorragender Ausgangspunkt für die Erkundung des Fergana-Tals, des fruchtbarsten und schönsten Tals in Usbekistan.

Weitere Fotos findet ihr im Originalartikel.

Asia-Plus

Aus dem Russsichen von Arthur Siavash Klischat

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