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Usbekistans Auslandsschulden höher als die Hälfte des BIP

Nach Angaben der Zentralbank ist die Auslandsverschuldung Usbekistans in der ersten Jahreshälfte 2021 um 2 Mrd. US-Dollar auf 57 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Ein Anstieg, der sich durch die allmähliche Wiederaufnahme der Handelstätigkeit erklären lässt. Folgender Artikel erschien am 11. Oktober auf der französischen Seite von Novastan.org.

Nationalbank Taschkent
Die Nationalbank in Taschkent

Nach Angaben der Zentralbank ist die Auslandsverschuldung Usbekistans in der ersten Jahreshälfte 2021 um 2 Mrd. US-Dollar auf 57 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Ein Anstieg, der sich durch die allmähliche Wiederaufnahme der Handelstätigkeit erklären lässt. Folgender Artikel erschien am 11. Oktober auf der französischen Seite von Novastan.org.

Usbekistans Schulden steigen immer weiter an. In der ersten Hälfte des Jahres 2021 sind die gesamten Auslandsschulden des Landes um sechs Prozentpunkte auf 57 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestiegen. Wie aus den Daten der Zentralbank hervorgeht, wurden bis zum 1. Juli dementsprechend neue Schulden in Höhe von 35,9 Milliarden US-Dollar (31 Milliarden Euro) aufgenommen.

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Der schnelle Anstieg der Verschuldung sei auf die Attraktivität ausländischer Anleihen und auf deren Rückzahlungen, den Rückgang internationaler usbekischer Staatsanleihen sowie auf Zinsänderungen zurückzuführen, so das usbekische Medium Spot.uz. Aufgrund des Coronavirus hat auch der usbekische Präsident Shavkat Mirziyoyev eine weitere Verschuldung eingeleitet [fr], um die Wirtschaft über Wasser zu halten.

Entwicklung und Verteilung der Auslandsschulden des Landes

Im Einzelnen setzt sich die Auslandsverschuldung aus öffentlichen Schulden in Höhe von 22 Milliarden US-Dollar (19 Milliarden Euro) und 13,9 Milliarden US-Dollar (12 Milliarden Euro) privater Schulden zusammen. Erstere beinhalten die Anleihen öffentlicher Einrichtungen einschließlich des usbekischen Staates, letztere die von privatwirtschaftlichen Organisationen wie Banken, dem Energie-, Telekommunikations- und Textilsektor und anderen Sektoren aufgenommenen Kredite. Es gibt keine Garantien von Seiten des usbekischen Staats auf die Verbindlichkeiten des Privatsektors Diese sind allein seit Januar um 11 Prozent auf 1,4 Milliarden US-Dollar (1,2 Milliarden Euro) angestiegen.

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Im Allgemeinen sind die usbekischen Schuldenzahlen repräsentativ für die wirtschaftliche Öffnung [fr], die Mirziyoyev seit seinem Amtsantritt vorangetrieben hat. So hat sich die Staatsverschuldung seit Dezember 2016 verdreifacht, während die Behörden große Anstrengungen unternommen haben, um einige Schlüsselsektoren der usbekischen Wirtschaft, wie unter anderem den Baumwollsektor, zu reformieren. Usbekistan hat sich auch in großem Umfang bei internationalen Organisationen verschuldet, wobei im November 2019 mehr als eine Milliarde US-Dollar beschafft wurden [fr].

Andere Quellen zeigen sogar eine noch höhere Auslandsverschuldung Usbekistans. Der Internationale Währungsfonds (IWF) etwa schätzt, dass sich die usbekischen Schulden bereits 2020 auf 58,4 Prozent des BIP beliefen. Im April dieses Jahres prognostizierte der IWF in seiner jährlichen Bewertung eine Gesamtaußenverschuldung Usbekistans von 62,3 Prozent für das gesamte Jahr 2021.

Kein Grund zur Beunruhigung

Diese Tatsache scheint den usbekischen Präsidenten nicht sonderlich zu beunruhigen. Am 12. Mai betonte Mirziyoyev in einer Sitzung, die der Analyse des Wirtschaftswachstum im ersten Quartal gewidmet war,  die Bedeutung der Auslandskredite für Usbekistans Wirtschaft. „Jeder spricht über die steigende Auslandsverschuldung im Land. Wenn wir kein Geld aus dem Ausland nehmen würden, wären wir dann in der Lage, unsere Wirtschaft auf einem so hohen Niveau zu entwickeln?“, zitiert ihn das usbekische Medium Gazeta.uz.

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Durch Missmanagement oder mangelnde Transparenz können Schulden jedoch zu einem Risiko werden. Dies sei aber bei Usbekistan nicht der Fall, meint Anna Bjerge, Vizepräsidentin der Weltbank für Europa und Zentralasien, auf dem Usbekischen Wirtschaftsforum, das am 29. und 30. September in Taschkent stattfand. Ihrer Ansicht nach ist die usbekische Auslandsverschuldung trotz des starken Wachstums weiterhin tragbar. In der Zwischenzeit zieht Mirziyoyev weiterhin ausländische Kredite an, indem er zunehmend öffentlich-private Partnerschaften eingeht. Im Anschluss an das Usbekische Wirtschaftsforum wurden laut dem Finanzministerium mehr als 50 internationale Abkommen unterzeichnet. Es bleibt abzuwarten, wie nachhaltig diese Kreditaufnahmen sein werden.

Nerphalone Saint-Rival für Novastan

Aus dem Französischen von Florian Coppenrath

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