Jeden Samstag kommen AfghanInnen auf den Markt von Chorugh, der an der tadschikisch-afghanischen Grenze liegt, um sich dort mit allem Notwendigen zu versorgen. Asia-Plus hat diesen Basar besucht und beobachtet, wer was verkauft. Wir übersetzen den Artikel mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Im ganzen Land gibt es drei Märkte dieser Art: in Chorugh, Darwoz und Ischkaschim. Und nur einmal in der Woche öffnet sich die Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan. Gehandelt wird in der tadschikischen Nationalwährung Somoni. Für die AfghanInnen ist es angenehmer auf den Samstag zu warten und auf dem Grenzmarkt einzukaufen, als in die Kreisstadt zu fahren. Der Grenzmarkt ist näher und günstiger.
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Nicht alle AfghanInnen haben einen Reisepass und die Mehrheit besucht die Grenzzone zu Tadschikistan mit dem Personalausweis. Dabei durchlaufen sie drei Kontrollen – die Grenzkontrolle, dann den Zoll und letztendlich die Drogenpolizei. Erst danach können sie den tadschikischen Markt betreten.
Der Markt wurde mehrmals geschlossen, als sich auf dem angrenzenden Territorium Kämpfer der Taliban und des sogenannten „Islamischen Staates“ häuften. Die AfghanInnen appellierten aber an die eigenen und an die tadschikischen Behörden, die Arbeit des Marktes wieder aufzunehmen, weil sie praktisch ohne Lebensmittel blieben.
Von Öl bis hin zu Schuhen
Auf dem tadschikisch-afghanischen Markt läuft alles nach seinen Regeln – jeder verkauft das, was es auf der anderen Seite der Grenze nicht gibt. So gibt es im tadschikischen Pamir einen Überschuss an Äpfeln, während es auf der afghanischen Seite der Grenze quasi kein Obst gibt. Das Kilogramm Äpfel wird auf dem Markt zu einem Preis zwischen 2 und 4 Somoni (zwischen 0,20 und 0,40 Euro) verkauft.
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Hier werden Öl, Obst, Gemüse Nudeln und andere Lebensmittel gehandelt. Außerdem sind Tücher, Stoffe, warme Kleidung, Gummischuhe und ähnliches im Angebot. „Seit 15 Jahren komme ich jede Woche hierher um traditionellen Schmuck, Kleider und Tübetejkas zu verkaufen. Selbst wenn ich selbst nicht kommen kann, übernehmen meine Kinder meinen Platz. Die Arbeit auf dem Markt ist die Haupteinkommensquelle unserer Familie“, sagt Schachlo, eine Einwohnerin Chorughs.
AfghanInnen bringen Textilien und gusseiserne Utensilien auf den Markt. Der Kazan ist dabei die bei TadschikInnen beliebteste Ware. Sie sagen, dass der Reis darin beim Kochen weicher wird. Tadschikisches Essen wird auch von den AfghanInnen geliebt. Auf dem Territorium des Marktes werden Schaschlik und Plov zubereitet. „Bei uns gibt es nicht solchen Kebab, deswegen komme ich jede Woche, um lecker zu essen“, erklärt Farchod aus Afghanistan.
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Seit 2005 wurden auf Initiative der Regierungen beider Länder und der Aga-Khan-Stiftung sechs Brücken im Grenzgebiet zwischen Tadschikistan und Afghanistan gebaut. Derzeit werden mit Hilfe internationaler Partner zwei weitere Brücken errichtet.
Mehranges Tursunsoda für Asia-Plus
Aus dem Russischen von Robin Roth
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