Der Norden Afghanistans, der die tadschikische Grenze berührt, ist zum Schwerpunktgebiet der Terrororganisation „Islamischer Staat“ geworden, der in vielen Ländern, einschließlich Tadschikistans, verboten ist. Qosim Bekmuhammad, Experte für das moderne Afghanistan, hat sich gegenüber der Agentur Associated Press zu dieser Thematik geäußert. Wir übersetzen den vorliegenden Artikel mit freundlicher Genehmigung der Redaktion des tadschikischen Mediums Asia-Plus.
Der Norden Afghanistans, der an Tadschikistan grenzt, beunruhigt seit mehreren Jahren die Sicherheitsexpertinnen und -experten Zentralasiens. „Die großen Akteure der internationalen Szene versuchen derzeit, den an Tadschikistan angrenzenden Norden Afghanistans in eine Operationsbasis gegen die geopolitischen Interessen Moskaus und Pekings in der Region Zentralasien zu transformieren“, so der tadschikische Afghanistanexperte Qosim Bekmuhammad gegenüber der Agentur Asssociated Press.
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Ihm zufolge kann der nordafghanische Brückenkopf der IS-Terroristen dafür genutzt werden, sich nach den Niederlagen im Irak und in Syrien neu zu formieren.
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Für den Experten besteht kein Zweifel, dass diese Situation eine Erklärung für die Starre der afghanischen Armee bietet, die angesichts der Bedrohung de facto von der NATO und der von ihr geführten Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) geführt wird.
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Qosim Bekmuhammad vermutet, dass die Mitte November getätigte Aussage, der IS sei fast vollständig aus Afghanistan vertrieben, nur teilweise richtig war.
Sicherheitskollektiv gegen den Daesch
„Ende Oktober – Anfang November führte die afghanische Armee mit der Unterstützung der ISAF an der Grenze zu Tadschikistan eine erfolgreiche Reihe an Operationen gegen den Daesch [transkr. arabisches Akronym für den IS, Anm. d. Red.] durch, bei denen fast alle Terroristengruppen der Region neutralisiert wurden und sich viele Kombattanten den afghanischen Autoritäten ergeben haben“, erklärt Bekmuhammad.
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Der Experte ist jedoch überzeugt, dass Operationen dieser Art nicht so bald wiederholt werden. „Die Präsenz der Kombattanten des Daesch in dieser Region dient den geopolitischen Interessen anderer Mächte“, führt er fort.
Die unruhige Grenze der OVKS
Auf dem am 28. November in Bischkek stattgefundenen Gipfeltreffen der Staatsoberhäupter der Mitgliedstaaten der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) erklärte der stellvertretende Generalsekretär Waleri Semerikow, dass Afghanistan weiterhin die zentrale Bedrohung für die Region darstelle. Laut Vertretern des russischen Militärs sei Afghanistan eine Quelle der Instabilität und eine unmittelbare Bedrohung für die Sicherheit der OVKS-Mitgliedsstaaten.
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„Eines der Hautprobleme ist heute die Situation an der afghanisch-tadschikischen Grenze. Die an Afghanistan angrenzenden Gebiete geben Anlass zur Sorge, da sich die Kombattanten, insbesondere des Daesch, weiterhin zu Tausenden zusammenschließen“, resümiert Bekmuhammad.
Nach dem am 29. Februar unterzeichneten historischen Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und den Taliban bleibt abzuwarten, wie sich die politischen Verhältnisse in der Region in Zukunft entwickeln werden.
Asia-Plus
Übersetzt von Robin Shakibaie
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