Unter dem Namen seines Vorsitzenden Nursultan Nasarbajew erklärte die damalige sowjetische Teilrepublik Kasachstan am 16. Dezember 1991 ihre Unabhängigkeit von der UdSSR. 26 Jahre später gibt der damalige Vorsitzende und heutige Präsident Kasachstans dem Land und seiner Hauptstadt ein neues Gesicht.
Das Fest der Unabhängigkeit lockte in Astana nicht gerade Massen an. Am 16. Dezember waren die öffentlichen Transportmittel umsonst und es gab einige kleine Konzerte, sowie ein großes Feuerwerk. Trotzdem nahm der Großteil der Öffentlichkeit an diesem Festwochenende nicht an den Feierlichkeiten teil. Und das, obwohl die Sonne strahlte. „Es hat nur -20 Grad“, freute sich Klara, eine Bewohnerin der kasachischen Hauptstadt.
Das größte Land Zentralasiens erklärte seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion erst über eineinhalb Jahre nach dem Vorreiter Litauen und sogar später als Russland. Tatsächlich ist Kasachstan das letzte Land, das seine Unabhängigkeit von der UdSSR erklärte. Am 8. Dezember 1991 unterzeichneten die Staatschefs Russlands, Belarus’, und der Ukraine im Bialoweza-Urwald ein Abkommen, das die Auflösung der Sowjetunion und ihr Ende als Föderalstaat einleitete. An dessen Stelle trat ein flexibleres Gebilde: die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).
Ruhe dank GUS
Die Entstehung der GUS erleichterte für Nursultan Nasarbajew den Schritt in die Unabhängigkeit, der nun dank der gemeinsamen Mitgliedschaft mit Russland im neuen Gebilde keinen Widerstand von der Bevölkerung befürchten musste. Wenige Tage später, am 16. Dezember, erklärte Kasachstan seine Unabhängigkeit.
Nasarbajew ist seit jeher darauf bedacht, gute Beziehungen zu Russland aufrechtzuerhalten um Abspaltungsbewegungen in den nördlichen und stärker von Russen bevölkerten Gebieten Kasachstans zu vermeiden. Gleichzeitig betreibt er eine Politik der “Kasachisierung” voran. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit war Kasachstan das einzige Land der Union, in dem die nationale Bevölkerung keine Mehrheit ausmachte.
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1991 waren 37,8 Prozent der Bewohner Kasachstans ethnische Russen, davon 66 Prozent gebürtig und 37 Prozent seit mehr als 20 Jahren zugezogen. Sie waren vor allem im Nord-Osten ansässig, gemeinsam mit anderen europäischen Ethnien.
Dank umfassender natürlicher Ressourcen betreibt Präsident Nasarbajew seit der Erlangung der Unabhängigkeit eine Politik intensiver wirtschaftlicher und infrastruktureller Modernisierung. Kasachstan gehört zu den 15 Ländern, die am meisten Erdöl produzieren. Als Voraussetzung für diese Modernisierung gilt es allerdings, eine Teilung des Landes um jeden Preis zu verhindern.
Der Langzeitpräsident
1995, 2006, 2011, 2015: Nicht weniger als 4 Mal wurde der Präsident bereits wiedergewählt. Bei der letzten Wahl erreichte er laut Angaben 97,7 Prozent. Sein Ziel für Kasachstan? Zu den 30 meist entwickelten Staaten der Welt zu gehören.
Um dieses Ziel zu erreichen, betreibt Nasarbajew seine Politik der „Modernisierung des öffentlichen Bewusstseins.“ Am Tag der Unabhängigkeit erklärte der Präsident während einer Preisübergabe, Kasachstan habe sich seit der Erreichung seiner nationalen Souveränität „zu einem starken und wohlhabenden Land entwickelt“, und in den letzten Jahren „zahlreiche Siege errungen und wichtige Erfolge gefeiert.“
Am 16. Dezember letzten Jahres feierten die Bewohner Astanas den Tag ihrer Unabhängigkeit in der ultramodernen Stadt, die seit 1997 Hauptstadt Kasachstans ist. Umgeben von einem gewissen Dubai-Flair inmitten weiter Steppenlandschaft wurde Astana als Schaufenster des Regimes entworfen.
Ein aktueller Insiderwitz beklagt die späte Unabhängigkeit Kasachstans, deren Fest deshalb auf einen kalten Wintermonat fällt, und nicht, wie in Kirgistan, auf den Monat August. „Die Menschen haben ihre Häuser nicht verlassen, es ist einfach zu kalt. Man friert draußen“, fügt Klara hinzu. Schade. „Ein wichtigeres Fest ist der Tag des Präsidenten, am 1. Dezember.“
Clara Marchaud
Aus dem Französischen von Julia Tappeiner
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