Mit „Zentralasien durch die Linse von…“ präsentiert Novastan zentralasiatische Fotografinnen und Fotografen und ihre Arbeit.
In diesem Porträt präsentieren wir Stanislav Magay, geboren in Taschkent, aber an vielen Orten zuhause, derzeit in Tbilisi, Georgien. Sein Blick auf Taschkent und die dortige Gesellschaft ist geprägt von seinem Interesse für die komplexe und turbulente Geschichte der Stadt und die jahrhundertelangen Migrationsbewegungen in Zentralasien. Das spiegelt sich in seinen fotografischen Arbeiten wider: In seiner Serie “Melting Pot” porträtiert er Menschen, die in Taschkent leben, aber unterschiedliche Ethnien verkörpern, seine Serien “City of White Vehicles” und “World of Second Hand” zeigen die diversen Facetten der usbekischen Hauptstadt – von prestigeträchtigen modernen Bauwerken bis hin zu den vollen Verkaufsständen auf dem größten Flohmarkt im postsowjetischen Raum.
Name: Stanislav Magay
Alter: 36 Jahre alt
Wohnort: Tbilisi, Georgien
Nationalität und Staatsangehörigkeit: Das ist kompliziert. Zurzeit besitze ich die russische Staatsangehörigkeit, früher hatte ich die usbekische. Ich bin in Taschkent, Usbekistan, geboren, und habe dort die meiste Zeit meines Lebens gelebt. Ethnisch gesehen bin ich Koreaner und Ossetier. Meine Muttersprache ist Russisch.
Novastan: Warum hast du dich für Fotografie als dein Medium entschieden?
Stanislav Magay: Ich war immer schon und bin von Natur aus jemand, der alles um sich herum dokumentiert. Ich dokumentiere, was ich sehe, was ich beobachte und was ich denke. Fotografie schien einfach sehr praktisch, um das Leben zu dokumentieren.
Wie reagieren Menschen in deinem Heimatland auf deine Fotos?
Eines meiner Projekte, “Melting Pot”, ist mittlerweile sehr bekannt in meiner Heimatstadt, Taschkent. Den meisten Menschen gefällt es, weil es auch zeigt, wie tolerant die Menschen und wie divers die Geschichte in Usbekistan ist. Ich habe für die Serie Menschen porträtiert, die in Taschkent leben und unterschiedliche Ethnien geerbt haben – manchmal bis zu elf Stück. In manchen anderen Ländern wie Russland, Südkorea oder Japan aber waren einige Menschen eher unglücklich oder verärgert über die Darstellung von solcher Diversität, sie sahen das eher als “verunreinigtes Blut” an.
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Was ist dein derzeitiges oder nächstes Projekt?
Mit meinem nächsten Projekt plane ich, meine Gefühle zu und Erfahrungen mit Georgien auszudrücken, dem Land, in dem ich derzeit lebe und zu dem ich eine komplizierte Beziehung habe.
Welches Foto, das du selbst geschossen hast, magst du am liebsten?
Am meisten liebe ich eigentlich die Stories, die ich mit den Fotos meines Vaters gemacht habe: “Back to the North” über Nordkorea und “My Big Soviet Korean Family“ – der Titel ist ziemlich selbsterklärend. Ich finde seine Fotos sehr wahr und ehrlich, aber auch sehr schön, obwohl er kein professioneller Fotograf ist. Außerdem sind die Geschichten sehr persönlich.
Womit verbringst du deine Zeit neben der Fotografie?
Ich leite ein Hostel in Tbilisi, dabei habe ich auch Unterstützung von vielen Freiwilligen – das beschäftigt mich eigentlich die meiste Zeit.
Wir zeigen euch eine Auswahl von aktuellen Fotos von Stanislav Magay. Für mehr Bilder besucht seine Website oder folgt ihm auf Instagram: @mastanislau
Aus der Reihe “City of White Vehicles”:
Aus der Serie “World of Second Hand”:
Aus der Serie “Melting Pot”:
Interview und Übersetzung ins Deutsche: Annkatrin Müller
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Peter, 2020-03-15
Very interesting, thank you!
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