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Usbekistan: Ölverschmutztes Grundwasser in der Region Ferghana

In der Provinz Ferghana haben Lecks aus einer Ölraffinerie seit Jahren das Grundwasser verschmutzt. Die Situation für die Umwelt und die Anwohner der Region ist katastrophal. Der usbekische Journalist Nikita Makarenko hat das Problem angesprochen und die Fabrikleitung damit konfrontiert.

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In der Provinz Ferghana haben Lecks aus einer Ölraffinerie seit Jahren das Grundwasser verschmutzt. Die Situation für die Umwelt und die Anwohner der Region ist katastrophal. Der usbekische Journalist Nikita Makarenko hat das Problem angesprochen und die Fabrikleitung damit konfrontiert.

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Die Ölraffinerie Ferghana wurde vor 60 Jahren erbaut und befindet sich im Distrikt Toshloq, nördlich der Stadt Ferghana im Osten Usbekistans. Seit der Gründung der Anlage haben regelmäßige Leckagen das Grundwasser der Region mit Öl kontaminiert. Die Verschmutzung ist dadurch gekennzeichnet, dass flüssiges Erdöl auf der Oberfläche schwimmt, beziehungsweise bereits aufgelöst im Wasser schwebt.

In einem Video vom 3. Juli, das auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht wurde, verurteilt der usbekische Journalist Nikita Makarenko die ökologische, aber auch menschliche Katastrophe. Die Bewohner klagen über häufige Krankheiten und verkümmerte Ernten.

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Erschwerende Umstände: Illegale Ölbohrungen

Einige Bewohner der Region zogen zudem durch illegale Ölförderung Profit aus der Situation. Durch das Einlassen von Ölrückständen in die Bewässerungskanäle oder -gräben tragen sie zur Zerstörung der Umwelt bei und erschweren die Situation zusätzlich.

Am 7. Juli leiteten die örtlichen Behörden einen radikalen Einsatz ein, bei dem mehr als 80 Brunnen und Pumpen vergraben und fast 23 000 Liter Flüssigkeit beschlagnahmt wurden. 50 Bürger wurden wegen illegaler Ölbohrungen und acht weitere wegen Deponierung von Altöl bestraft. Die Behörden wandten sich auch an die Fabrikverwaltung, die hauptsächlich für die Verschmutzung verantwortlich ist, und forderten sie auf, die Leckageprobleme zu beheben.

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Verantwortung der Fabrik und Dringlichkeit zu handeln

Die Anlage wird jetzt vom Gemeinschaftsunternehmen Jizzakh Petroleum verwaltet, das von Shokir Fayzullaev, dem ehemaligen stellvertretenden Wirtschaftsminister, geleitet wird.

In einem Bericht vom 10. Juli erkennt Shokir Fayzullaev die Verantwortung des Unternehmens an und begründet die Lecks durch technische Fehler, deren Art nicht genauer beschrieben wird. Zur Minderung des Problems hat die Anlage seit den 90er Jahren eine Reihe von Techniken eingeführt, wie etwa ein System zum Lokalisieren und Abfangen schwimmender Kohlenwasserstoffe. Diese Maßnahmen reichten allerdings bei Weitem nicht aus, um der Verschmutzung ein Ende zu setzen. 

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Shokir Fayzullaev verspricht weitere Maßnahmen, die im Rahmen des Modernisierungsprogramms der Anlage in den nächsten drei Jahren ergriffen werden sollen. Diese wurden von der Firma noch nicht spezifiziert. Obwohl diese Anerkennung von Verantwortung ein positives Signal sendet, müssen unbedingt konkrete Maßnahmen zur Eindämmung der seit Jahren andauernden Katastrophe ergriffen werden. Nikita Makarenko fordert die Fabrikleitung auf, Daten über die gesundheitlichen Schäden der Bewohner sowie über die Umweltschäden zu erheben.

Clotilde Rabault, Redakteurin für Novastan France

Aus dem Französischen von Elisabeth Rudolph

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