In der ersten Hälfte des Jahres 2018 hat der usbekische Staatssicherheitsdienst (SGB) 116 illegale Koranschulen identifiziert. Im ganzen Vorjahr wurden nur 33 solcher Schulen aufgedeckt. Ein kürzlicher Beitrag vom Fernsehkanal „Uzbekistan 24“ war der steigenden Zahl der Lehrer und Schüer solcher Institutionen gewidmet. Folgender Artikel erschien im russischen Original bei Fergana News.
Die Reportage zeigt eine Reihe von geheim organisierten Medresen (Koranschulen, Anm. d. Red.). So zum Beispiel in der Provinz Andischon, im Osten Usbekistans, wo der Handwerker Nossirbek Turgunow in einem Keller eine religiöse Schule für 5 und 6 jährige Jungen unterhielt.
Der Beitrag von Uzbekistan-24 (ab 04:00)
Harte Erziehungsmethoden
Laut dem Bericht bestrafte er seine Schüler für Fehlverhalten durch Essensentzug, schloss sie in einer schmalen Kammer im Keller ein oder wandte gar körperliche Strafen an. Der Leiter der Koranschule habe keine theologische Ausbildung, so die Untersuchung. Er erhielt sein ganzes Wissen über den Islam von seinen Eltern.
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Ein ähnlicher Fall ereignete sich in der Provinz Sirdaryo. Auch hier wandte Scherali Ibodow, ein Anhänger der religiösen Bewegung “Tarīqa”, bei der Erziehung eines sechsjährigen Jungen körperliche Strafen an. Der Schüler starb durch die systematischen Schläge. Ein Gericht befand Ibodow wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung für schuldig und verurteilte ihn zu sieben Jahren Gefängnis.
Auch Rawschan Ganijew, Gehilfe des Imams der Moschee Katartal im Bezirk Tschilansar in Taschkent, organisierte illegale religiöse Bildung für Kinder. Er hatte 16 Schüler: Der Älteste war schon ein Mittelschüler, der jüngste besuchte noch die zweite Klasse.
Wiederholungstäter
Die Beamten des SGB entdeckten in der Provinz Taschkent noch einen ähnlichen Zirkel, organisiert von Muchabbat Rusijewa, die von 2002 bis 2017 wegen ihrer vermeintlichen Verbindung zur illegalen religiösen Organisation Hizb-ut-Tahir den Sicherheitsbehörden gemeldet war.
Im vergangenen Jahr wurde sie auf Initiative des Präsidenten Schawkat Mirsijojew von der „schwarzen Liste“ genommen. Die Liste versammelte etwa 18 000 religiöse Persönlichkeiten, die Laut den Sicherheitsbehörden eine Bedrohung für den Staat darstellen. Kurz darauf gründete Rusijewa jedoch eine weitere illegale Medrese.
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Seit 1998 ist in Usbekistan die Tätigkeit aller nicht registrierten religiösen Organisationen verboten, ebenso wie Missionsarbeit und privater Religionsunterricht.
Aus dem Russischen in gekürzter Fassung von Veronika Snoj
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