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Chor Minor in Buchara – Medrese aus dem 19. Jahrhundert

EIN ORT IN ZENTRALASIEN. Früh morgens, wenn die Altstadt von Buchara mit ihren kleinen Gassen langsam erwacht, ist der Platz vor Chor Minor im Nordosten der Altstadt eine Oase der Ruhe. Man kann sich kaum vorstellen, dass dieser Ort im 19. Jahrhundert eine lebhafte Medrese war.

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Übersetzt von: Robin Roth

Chor Minor in der Morgensonne
Am frühen Morgen ist Chor Minor eine Oase der Ruhe

EIN ORT IN ZENTRALASIEN. Früh morgens, wenn die Altstadt von Buchara mit ihren kleinen Gassen langsam erwacht, ist der Platz vor Chor Minor im Nordosten der Altstadt eine Oase der Ruhe. Man kann sich kaum vorstellen, dass dieser Ort im 19. Jahrhundert eine lebhafte Medrese war.

Es ist das Jahr 1807, als Khalif Khudoid, ein reicher Teppich- und Pferdehändler mit turkmenischen Wurzeln, Chor Minor erbauen lässt. Die Medrese liegt in der Altstadt von Buchara, im Westen des heutigen Usbekistans.

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Die Struktur des Bauwerks zeichnet sich durch seine vier Türme mit blauen Kuppeln aus, die dem Gebäude seinen Namen gaben – Chor Minor stammt aus dem Persischen und bedeutet „vier Minarette“. Allerdings handelt es sich bei dem Türmen nicht um Minarette, denn tatsächlich dienten sich als Lagerraum. Nach wie vor bestehen mehrere Theorien über die Bedeutung der vier Türme. Die einen meinen, sie symbolisieren die heiligen Städte Mekka, Urganch, Termiz und Denov.

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Andere argumentieren, dass die Türme ein Spiegelbild der Offenheit von Khalif Khudoid seien, der die vier Weltreligionen gleichsetzen wollte. An den Türmen sind Elemente zu sehen, die an ein christliches Kreuz, eine buddhistische Gebetsmühle und Elemente des muslimischen und zoroastrischen Glaubens erinnern. Zwei Seiten des Hofes, in dem Chor Minor liegt, waren damals von Zellen für Studenten umgeben, von denen einige bis heute erhalten sind.

Ein lebendiger Ort

Eine Medrese ist eine Bildungseinrichtung, die ein religiöses Studium anbietet. Die Schüler wurden vom Staat betreut und vor Ort untergebracht, um sich dem Studium des Korans widmen zu können. Die Medrese Chor Minor nahm im 19. Jahrhundert 59 Studenten auf, die in einzelne Zellen untergebracht waren. Ihr Tagesablauf bestand aus Gebetszeiten im Erdgeschoss des Gebäudes und dem Studium des Heiligen Buches in der Bibliothek im ersten Stock – unter der Aufsicht von Sufi Scheich Khalif Niyozqul.

Ein Nebengebäude mit Zellen
Die Zellen der Studenten umgeben den Hof, in dessen Mitte sich Chor Minor befindet

Eine Touristenattraktion

Anders als die Medrese Mir-I-Arab im Poi-Kalon, einem anderen Juwel Bucharas, wird Chor Minor seit Jahren nicht mehr als Lernort genutzt. Das Gebäude ist heute ganz dem Tourismus gewidmet, und im Erdgeschoss befindet sich ein Souvenirladen. Seine Erhaltung ist daher von entscheidender Bedeutung, und das Gebäude und der Hof um ihn herum befinden sich in einem ausgezeichneten Zustand.

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Als im Jahr 1995 einer der Türme einstürzte, teilte die UNESCO im Rahmen eines Soforthilfe-Programms 50 000 US-Dollar zu. Heute zählt Chor Minor wie die gesamte Altstadt von Buchara zum Weltkulturerbe.

Chor Minor am Abend
Chor Minor bei anbendlicher Beleuchtung

Auch wenn einige meinen, dass die Renovierungsarbeiten am Welterbe missbraucht worden seien, um den Tourismus zu entwickeln, so erlaubt doch die Erhaltung von Chor Minor den BesucherInnen sich vorzustellen, wie es war, hier im 19. Jahrhundert zu studieren.

Clara Cohade

Aus dem Französischen von Robin Roth

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