Immer mehr Pferde in Kasachstan haben sich mit epizootischer Lymphangitis infiziert. Die Behörden reagierten nur zögerlich, verhängten aber mittlerweile eine Quarantäne.
Eine tödliche Infektionskrankheit grassiert unter Pferden in Kasachstan. Das Land, in dem zur Zeit der prähistorischen Botai-Kultur das Przewalski-Pferd domestiziert wurde, steht vor einem veterinärgesundheitlichen Problem. In dem in Zentralkasachstan gelegenen Gebiet Qarağandy breitet sich die Infektion aus, die bei befallenen Pferden erst Brandwunden an den Beinen verursacht, sich dann im ganzen Körper ausbreitet und letztlich zu deren Tod führt.
Die ersten Fälle wurden im Dorf Törtköl im Bezirk Buqar Jyraū identifiziert. Sensible Bilder zeigen sterbende Pferde auf dem Boden, deren leuchtend rote Beine vom Bösen verschlungen werden, das ihren Körper übernimmt.
Epizootische Lymphangitis oder nicht?
Wie der kasachstanischen Fernsehsender KTK berichtet, handelt es sich um eine epizootische Lymphangitis: eine eitrige Infektion, die durch einen Pilz verursacht wird und charakteristisch für Pferde, Esel und Maultiere ist.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch. So berichtet PatriotNews, dass das Nachbardorf Ümitker im April-Mai 2023 bereits von einer epizootischen Lymphangitis befallen war. Pferde aus Ümitker und Törtköl lebten auf der gleichen Weide. Auch die Symptome sind identisch: Die Infektion beginnt an den Beinen und breitet sich im gesamten Körper des Tieres aus.
Zögerliche Veterinärbehörden
Die Veterinärbehörden schlossen diese Diagnose jedoch lange aus und leisteten den Tieren keine Hilfe. Spezialist:innen der staatlichen Veterinärstation im Bezirk Buqar Jyraū gaben laut PatriotNews an, dass bei den im Januar zweimal durchgeführten Tests keine infektiöse Lymphangitis festgestellt wurde. Schließlich bestätigte ein nationales Labor am 22. Februar die Diagnose. Die Dörfer Ümitker, Törtköl, Ulga und Yntaly wurden unter Quarantäne gestellt.
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Die staatliche Nachrichtenagentur Kazinform teilte mit, dass der Leiter der staatlichen Veterinäramts im Gebiet Qarağandy, Qaırbek Tūrsynbekov, erklärt habe, dass die Pferde charakteristische Anzeichen einer epizootischen Lymphangitis aufwiesen, ohne jedoch die Diagnose zu bestätigen. Für die Veterinärbehörden des Bezirks Buqar Jyraū ist die gemeinsame Weide mit Vieh aus Ümitker „nicht das einzige Kriterium für das Stellen derselben Diagnose.“
Tūrsynbekov versprach, dass wie bereits im Vorjahr bei Feststellung der Krankheit eine Entschädigung bis zur Höhe des Marktwertes der Pferde gezahlt werden würde. Allerdings zahlt der Staat nicht für alle Arten von Krankheiten, die zum Tod von Nutztieren führen, Entschädigungen. Steht die Todesursache der Pferde nicht auf der Liste der entschädigungspflichtigen Krankheiten, müssen die Dorfbewohner:innen auf Zahlungen verzichten.
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Laut Madeniet Jumadilda, Direktor eines betroffenen Bauernhofs, habe sich die Diagnose verzögert, weil die Behörden „uns einfach keine Entschädigung für den Viehverlust zahlen wollen. Also sagen sie, es handele sich um eine andere Infektion“.
Die Behörden fordern die Kasachstaner:innen auf, auf die Herkunft von Pferdeprodukten wie Fleisch oder Kumys zu achten, da sie den illegalen Verkauf von Produkten infizierter Pferde befürchten. Bisher sind in den betroffenen Dörfern 180 Pferde gestorben. „Alle Nutztiere werden mit einem vom Institut für biologische Sicherheit entwickelten Impfstoff geimpft“, erklärte Erjan Beketbaev, Leiter der territorialen Inspektion für Veterinärkontrolle und -überwachung, abschließend gegenüber PatriotNews.
Patrick Do Dinh für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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