Kürzlich tauchte viel Markenkleidung mit internationalem Ansehen auf den turkmenischen Märkten auf. Das vermehrte Erscheinen dieser Kleidung ist Folge der Weigerung ausländischer Firmen, Produkte aus turkmenischer Zwangsarbeit zu akzeptieren, die hauptsächlich in der Baumwollindustrie stattfindet. Ein Einblick in das verschlossenste Land Zentralasiens, der Novastan von der Alternativnye Novosti Turkménistan (ANT) freundlich zur Verfügung gestellt wurde.
Anfang September 2016 füllten sich die turkmenischen Märkte plötzlich mit verschiedenen lokalen Textilien, welche Etiketten von bekannten Marken trugen. So wurden Jeans von Levi’s, Zara, Bershka, Pull & Bear, Nautica, Montana, Marc Ecko und anderen direkt von Lastwagen kommend zum Verkauf angeboten, aufgestapelt neben Karotten, Rote Beete und anderem Gemüse. Alle Jeans tragen das Etikett „Hergestellt in Turkmenistan“.
Diese Textilien sind von höchster Qualität. Alle Kleidungsstücke wurden unter der Kontrolle westlicher Märkte nach geltenden Maßnahmen und Regeln angefertigt. Jedoch erreichten diese Produkte nicht den Käufer im Ausland, sondern wurden auf den Stadtbasaren Mary und Türkmenabat angeboten. Einige Produkte, wie Packungen mit drei weißen T-Shirts, die unter den Marken US Polo Assn., Giovanni und Hanes verkauft werden, sind selbst den vorgesehenen Verkaufspreis von 16$ (ca. 15€) vermerkt. Auf den turkmenischen Märkten werden sie aber zum Preis von 5 Manats (entspricht ungefähr 1,30€) angeboten. In Mary kosten die Jeans zwischen 3 und 10 Manats, je nach Marke. Diese werden von Lastwagen auf den lokalen Lalezar-Markt gebracht. Die Jeans der bekannten Marke Footaction und Silver werden zu einem Preis von 10 Manats (2,80€) verkauft. Alle Größen sind verfügbar.
Beobachter der Zeitung ANT berichten, dass sie niemals so eine große Anzahl an hochwertigen Jeans in Turkmenistan gesehen hätten. Alles war bisher lediglich für den Export bestimmt und die lokale Bevölkerung gab sich zufrieden mit türkischen Artikeln, die weitaus teurer sind. „Die Bevölkerung kauft diese Kleidung in Mengen. Das ist profitabel für sie, da man solche Marken zu niedrigeren Preisen nirgendwo anders finden kann. Die von lokalen Händlern aus der Türkei importierten Jeans z.B. kosten zwischen 50 und 100 Manats (zwischen 13 und 26€)“, bestätigt die Quelle von ANT in Mary.
Internationaler Boykott turkmenischer Baumwollprodukte?
Nach Ansicht der Beobachter in Turkmenistan ist das massive Verkaufsangebot von Markenkleidung auf den lokalen Basaren mit der Verweigerung vieler internationaler Organisationen verbunden, turkmenische Baumwolle sowie alles aus diesem Material hergestellte Produkte zu kaufen. Dieser Boykott richtet sich gegen das turkmenische Erntesystem, wo viele Zwangsarbeiter eingesetzt werden. Im Februar 2016 haben die Unternehmen H&M, Inditex und VFC schwedischen Journalisten gegenüber erklärt, ihre Kooperation mit ihrem turkmenischen Zulieferer, dem turkmenischen Jeans-Komplex, ausgesetzt zu haben. Marken wie Zara, Bershka und Pull & Bear gehören zu dem Unternehmen Inditex und das Unternehmen VFC besitzt die Handelsmarke Nautica.
Auch erwähnenswert ist, dass im Frühling diesen Jahres der Kongress der Vereinigten Staaten eine Änderung des Smoot–Hawley Tariff Act’s über die Zolltarife von 1930 angenommen hat. Nach diesem Dokument ist das amerikanische Zollamt dazu verpflichtet, jedem Produkt, das unter Zwangsarbeit hergestellt wurde, den Zugang zum amerikanischem Markt zu verbieten. Dies erklärt vielleicht, warum die turkmenischen Märkte preisgünstige Kleidung der Marken Levis’s, Footaction, Marc Ecko oder Nautica im Überfluss haben. Die amerikanischen Unternehmen haben einfach entschieden, keine Geschäfte mit Turkmenistan zu machen, das weitgehend auf Zwangsarbeit bei der Baumwollernte zurückgreift.
Die Redaktion