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Ramadan in Tadschikistan: Der Präsident rät Bauern, das Fasten zu verschieben

Wie auch in den Vorjahren hat sich zu Beginn des Fastenmonats Ramadan Tadschikistans Präsident zum Einhalten des Fastens geäußert. Emomali Rahmon forderte das Volk auf, seine Immunität zu stärken und auf die Gesundheit zu achten und so der Gefahr einer Coronavirus-Kontamination vorzubeugen. Offiziell weist das Land noch keine Infektionen auf.

Die Redaktion 

Übersetzt von: Robin Roth

Tadschikistans Präsident Emomali Rahmon
Tadschikistans Präsident Rahmon, rät das Fasten im Ramadan dieses Jahr zu verschieben (Illustration)

Wie auch in den Vorjahren hat sich zu Beginn des Fastenmonats Ramadan Tadschikistans Präsident zum Einhalten des Fastens geäußert. Emomali Rahmon forderte das Volk auf, seine Immunität zu stärken und auf die Gesundheit zu achten und so der Gefahr einer Coronavirus-Kontamination vorzubeugen. Offiziell weist das Land noch keine Infektionen auf.

Es ist schon zur einer Art Gewohnheit geworden. Tadschikistans Präsident Emomali Rahmon hat sich wie bereits in den Jahren 2019 und 2018 zu Beginn des Fastenmonats Ramadan geäußert. In seiner Botschaft, die er am 23. April an die tadschikische Bevölkerung richtete, forderte er dazu auf, das rituelle Fasten zu einem späteren Zeitpunkt einzuhalten.

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Der tadschikische Präsident erklärte, er wolle weder die Gesundheit der tadschikischen ArbeiterInnen noch die Frühjahrsernte aufgrund des Verzichts auf Wasser und Nahrung in Gefahr sehen. Rahmon fügte hinzu, dass er trotz der Tatsache, dass es im Land keine Fälle von Covid-19 gebe, nicht möchte, dass sein Volk durch das einmonatige Fasten verwundbar wird.

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„Viele islamische Gelehrte argumentieren, dass Bauern, Viehzüchter und diejenigen, die hart arbeiten und deren Gesundheit durch Hungern und Dursten Schaden nimmt, auf das Fasten verzichten dürfen“, erklärte der Präsident wohlwissend, dass die ersten Ernten nicht durch das Fasten unterbrochen werden. In der Folge schlug er vor, das Fasten zumindest zu einem späteren Zeitpunkt durchführen. „Ich fordere alle auf, die auf den Feldern arbeiten und materielle Güter produzieren, im Namen ihrer eigenen Gesundheit und der Gesundheit ihrer Familien […] die Erleichterung zu nutzen und das Fasten auf eine andere günstigere Zeit zu verschieben“, fügte Rahmon hinzu.

Wiederholte Abweichungen

Dieser Pragmatismus in Bezug auf die „vierte Säule des Islam“ spiegelt seit mehreren Jahren die Haltung des tadschikischen Staates zum Fasten wider. Im Mai 2019 hatte Emomali Rahmon in seiner Rede zum Beginn des Ramadan die Ansicht vertreten, dass die LandarbeiterInnen aufgrund der damaligen Hitze von dieser Regelung befreit werden könnten.

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Im Jahr zuvor hatte der Mufti von Tadschikistan nach der Erklärung Rahmons eine Fatwa erlassen, die die Arbeiter auf der Baustelle des Rogun-Staudamms von der Einhaltung des Fastens befreite. Der Bau des Staudamms hatte zahlreiche Rückschläge erlitten und das erste Aggregat des Wasserkraftwerks sollte bis November 2018 in Betrieb gehen. Rahmon erklärte damals, dass der Ramadan nicht bedeuten sollte, die Arbeit zu verweigern und „sich in die Ecke zu setzen“.

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Nach Angaben des französischen Außenministeriums sind 90 Prozent der rund 9,5 Millionen TadschikInnen sunnitischen Glaubens. Tadschikistan gilt als das religiöseste Land in Zentralasien, ist aber, wie die anderen zentralasiatischen Länder auch, seit Sowjetzeiten ein säkulares Land. Deshalb ist die Staatsmacht in der Lage, das Volk je nach innerem Kontext von religiösen Praktiken abzuweichen zu lassen.

Victor Nicolas, Redakteur für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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