„Wenn zwei Drachen kämpfen, sterben die friedlichen Kleintiere.“
So lautet ein altes tadschikisches Sprichwort. Der Wettkampf „Buzkashi“ ist überall in Zentralasien bekannt. Alle Menschen fahren ins Dorf, um das spannende Spiel zu sehen. Alle wollen sehen, wie die stärksten Männer auf Pferden um einen Ziegenkörper kämpfen. Aber wo es Kämpfe gibt, da gibt es auch Opfer. Sponsoren investieren Geld, stellen ihre Pferde den Teilnehmern zur Verfügung und manche Reiter verletzen sich während des Wettkampfs, ohne versichert zu sein. Also, wer ist eigentlich ein Opfer in Tadschikistan? Wer ist ein Kleintier und wer ein Drache?
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Buzkashi in Tadschikistan
Zur Nouruz-Zeit finden in Tadschikistan traditionelle Wettkämpfe, wie Pferdeturniere, statt. Ein besonders erwähnenswertes Reiterspiel ist das Buzkashi, das alljährlich in den Dörfern und Städten Zentralasiens organisiert wird. Die Geschichte dieses Spiels kann auf die Regierungszeiten Tschingizhans zurückgeführt werden.
2014 wurde Buzkashi in einem Dorf der Heimatregion des Präsidenten Tadschikistans Emomalii Rahmon veranstaltet. Viele Buzkashispieler nehmen am Wettkampf teil, aber nur wenige davon sind herausragend.
Das Spiel ähnelt dem Polo, wird aber mit dem Rumpf eines Ziegenbocks gespielt.
Ziel ist es, den Ziegenbock zu fassen (oder zu „stehlen“), und ihn so lange, wie möglich, zu halten, um die Zuneigung der Zuschauer zu erobern.
Buzkashi fängt um etwa 9 Uhr morgens und dauert den ganzen Tag. Eine Runde endet nach ca. 20 Minuten und dann wechseln Teilnehmer. Die Anzahl der Teilnehmer ist flexibel; jeder kann teilnehmen. Entweder bildet man eine Gruppe mit 10 oder mehr Personen, oder jeder spielt für sich.
Viele Zuschauer fahren ins Dorf, um das alljährliche Spiel zu sehen.
Auch ein Feuerwehrwagen ist da, um die Erde vor der Tribüne nass zu machen, sonst werden alle Leute staubig, wenn die Pferde vorbeigaloppieren.
Wo es einen Feuerwehrwagen gibt, kann man auch Polizei finden. Die Polizei passt entweder auf Publikum und Spiel auf, oder auf den Sohn des Präsidenten, der kommt, um das Buzkashi in seinem Heimatort zu sehen. Daher wurden alle Kameras kontrolliert.
Der Schlachtkörper des Tiers („buz“, tadschikisch für „Ziege“) muss frühzeitig mit einem Durchschnittsgewicht von 35-40 Kilo vorbereitet sein. „Früher musste man den Schlachtkörper 72 Stunden im Wasser liegen lassen, damit er schwerer wird, und so konnte man dann den besten Superman in ganz Tadschikistan finden“, erzählt ein Bürger von Khatlon, – „aber jetzt köpft man den Ziegenbock erst kurz vor dem Spiel!“
Wie in dieser Metzgerei im Markt von Danghara.
Zusätzliche Ziegenböcke und Pferde stehen immer bereit.
Buzkashi ist nicht nur eine Tradition in Tadschikistan, sondern hat auch eine wirtschaftliche Bedeutung. Für die Zeit des Wettkampfs werden Kleinverkaufsstellen für Souvenirs & Lebensmittel, sowie Cateringpunkte am Ort des Reitsportwettkampfs organisiert.
Am Ende des Spiels bekommt der Gewinner den Ziegenbock, mit dem er gespielt hat. Das bringt ihm Ehre. Aber das ist nicht der einzige Preis, sondern die Gewinner können auch Ziegen, Kühe, Kamele (!), Geld, Fernsehgeräte, einen traditionellen Teppich oder wie zuletzt sogar ein Auto bekommen. Die Preise hängen von den Sponsoren und das Geld vom Totalisator ab.
Text von Alin Kor
Autorin für Novastan.com, Tadschikistan
Redaktion: Sophia Sotje