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Immer mehr zentralasiatische Staatsangehörige machen sich auf in die Vereinigten Staaten

2023 sollen fast 50.000 Staatsangehörige aus den zentralasiatischen Republiken versucht haben, die Grenze zwischen Mexiko und den USA illegal zu überqueren. März wurden von den lateinamerikanischen Ländern erste Zugangsbeschränkungen eingeführt, um die illegale Einwanderung zu bremsen.

Immer mehr Menschen aus Zentralasien versuchen die Grenze zwischen Mexiko und den USA zu überqueren, Photo: Wikimedia Commons

2023 sollen fast 50.000 Staatsangehörige aus den zentralasiatischen Republiken versucht haben, die Grenze zwischen Mexiko und den USA illegal zu überqueren. März wurden von den lateinamerikanischen Ländern erste Zugangsbeschränkungen eingeführt, um die illegale Einwanderung zu bremsen.

Eine Reise nach Lateinamerika: für einige Personen mit einem russischen oder zentralasiatischen Pass unmöglich. Am Flughafen Istanbul, von dem täglich ein oder zwei Flüge nach Mexiko-Stadt abgehen, wurden mehrere Passagiere von der nationalen Fluggesellschaft Turkish Airlines nicht zum Check-in zugelassen.

Radio Azattyk berichtet, dass auf der Website von Turkish Airlines seit dem 15. März neue Zugangsregeln für Flüge nach Venezuela, Mexiko, Kolumbien, Kuba und Brasilien gelten. Von nun an muss jeder Passagier beim Einchecken sein Rückflugticket sowie einen Nachweis über eine Hotelreservierung am Zielort vorlegen. Außerdem dürfen Reisende ohne Reisegepäck und mit einem Flug, der länger als 24 Stunden zwischenlandet, nicht an Bord gehen. Turkish Airlines erklärt, dass diese Maßnahmen ergriffen wurden, um den neuen Anforderungen der Zielländer gerecht zu werden.

In der Praxis reicht es nicht aus, die Anforderungen der Fluggesellschaft zu erfüllen. Am 10. März stellte die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti fest, dass seit Februar Passagiere bei Flügen nach Südamerika abgewiesen werden. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur sagte Jewgeni, ein Russe, der nach Argentinien reisen wollte, dass er gesehen habe, wie mehreren Passagieren das Boarding verweigert wurde, obwohl sie Rückflugtickets nach Russland oder in die Türkei hatten. Insgesamt wurden zehn Personen vom Flug ausgeschlossen. Unter ihnen waren Menschen russischer, aber auch türkischer und kasachstanischer Staatsbürgerschaft.

Dramatischer Anstieg innerhalb eines Jahres

Diese neuen Vorsichtsmaßnahmen erklären sich durch noch nie dagewesene Zahlen. Am 21. Februar veröffentlichte Fox News Statistiken der US-Grenzpatrouille. Insgesamt sollen fast 2.500 Staatsangehörige Usbekistans sowie 1.600 Menschen afghanischer, 850 russischer, 500 tadschikischer und 400 kirgistanischer Staatsbürgerschaft versucht haben, allein über den Grenzübergang Isidoro, einen von 48 Kontrollpunkten an der amerikanisch-mexikanischen Grenze, illegal in die USA einzureisen.

Wie Exclusive.kz berichtet, sollen fast 50.000 Menschen aus Zentralasien versucht haben, illegal die Grenze in die USA zu überqueren – im Jahr 2022 waren es nur 5.367. Bis heute warten mindestens 40.000 Zentralasiaten darauf, von den US-Behörden verurteilt zu werden.

Das Land um jeden Preis verlassen

Innerhalb weniger Jahre hat sich das Profil der Migrierenden, abgesehen von der legalen Migration, völlig gewandelt. Marina Sokolowskaja, eine Journalistin und Einwanderungsberaterin aus den USA, vertritt im Interview mit Radio Azattyk die Ansicht, dass die Figur des Wirtschaftsmigranten mittlerweile durch die des politischen Flüchtlings ersetzt wurde.

Für Asamat (Name der Redaktion bekannt), der ebenfalls am Istanbuler Flughafen festsitzt, kommt eine Rückkehr nach Kirgistan oder Russland nicht in Frage. Er besitzt sowohl die kirgistanische als auch die russische Staatsbürgerschaft. Russland verließ er, um nicht auf das Schlachtfeld geschickt zu werden, Kirgistan wegen seiner politischen Ansichten. Nachdem er für einige Monate nach Südkorea ausgewandert war, kam er wie viele andere auf die Idee, über Mexiko in die USA zu gelangen.

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„Es gibt Kirgisen, die nach Kuba oder Mexiko in den Urlaub fliegen. Schließlich haben [die Fluggesellschaften] nicht das Recht, die Entscheidung zu treffen, jemanden nicht ins Flugzeug zu lassen. Ich für meinen Teil werde ebenfalls Urlaub in Cancun machen. Und dann werde ich in die USA reisen“, sagt er gegenüber Radio Azattyk.

Die Haftbedingungen

Ohne die App CPB One gibt es jedoch keinen Flüchtlingsstatus, berichtet Amnesty International. In den USA ist diese Handy-App die einzige legale Möglichkeit für Asylsuchende, in das Land einzureisen. Weniger gut ergeht es ihnen, wenn sie sich dazu entschließen, die Grenze zu überqueren, ohne sich bei der Software zu registrieren.

Sie werden von Patrouillen festgenommen und anschließend in Haftlagern verteilt. Dort müssen sie mehrere Monate warten, bis sie von Gerichten abgeurteilt werden. Politisches Asyl, die Green Card, die es ermöglicht, einen Arbeitsvertrag auf amerikanischem Boden zu erhalten, und das Nachholen von Familienangehörigen werden ihnen fast systematisch verweigert. Nachdem sie einen Abschiebungsaufschub erhalten haben, besteht die einzige Lösung oft nur darin, den amerikanischen Boden zu verlassen und sich anderswo niederzulassen.

Ottilie Pascal für Novastan

Aus dem Französischen von Michèle Häfliger

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