Die US-Behörde für internationale Entwicklung ist dabei, ihre Aktivitäten in Zentralasien drastisch zu reduzieren. Diese Entscheidung gefährdet zahlreiche humanitäre und Gesundheitsprogramme, insbesondere solche zur Bekämpfung von HIV, Kinderlähmung und Unterernährung.
Die Einstellung bestimmter Finanzierungen der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) in Zentralasien erschüttert die Empfänger der Programme, insbesondere im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Die US-Behörde hatte entscheidende Initiativen gegen Kinderlähmung und HIV unterstützt, deren Fortbestehen nun auf dem Spiel steht. Laut dem tadschikischen Medium Your.tj wirkt sich die Entscheidung auch auf andere Regionen der Welt aus, in denen diese Hilfen die Kindersterblichkeit gesenkt hatten. Die New York Times wies außerdem darauf hin, dass die USAID bereits mehrere Verträge gekündigt hat, was globale humanitäre Programme maßgeblich gefährdet.
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Im Jahr 2024 hatte die USA aus den USAID-Fonds in Tadschikistan verschiedene Projekte in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft und Bildung finanziert, doch nun drohen diese Investitionen zusammenzubrechen, wie Your.tj berichtet. Die Einschränkungen der US-Hilfe sind auf politische Entscheidungen von Donald Trump zurückzuführen. Dieser hatte die Gelder für viele Länder eingefroren.
Rückgang bei Entwicklungs- und Regierungsprojekten
USAID spielt eine zentrale Rolle bei der Finanzierung von Projekten im Zusammenhang mit Bildung, Gesundheit und wirtschaftlicher Entwicklung in Zentralasien. Die Schließung zahlreicher Büros und die Kürzung der Zuschüsse haben bereits zur Beendung wichtiger Initiativen geführt.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Diese Kürzung wirkt sich auch auf Initiativen zur Förderung von Demokratie und Menschenrechten aus. Mehrere lokale Organisationen, die für ihre Arbeit von USAID-Geldern abhängig waren, sehen ihre Zukunft gefährdet.
Im Gesundheitsbereich hatte die USA zuvor Programme zur Bekämpfung von Tuberkulose und HIV/AIDS stark unterstützt. Die Einstellung dieser Finanzierung führt möglicherweise dazu, dass diese Krankheiten nun wieder aufflammen werden. Mangels lokaler Strukturen, die diese Lücke zu schließen imstande wären, könnte sich die Lage zusätzlich verschlimmern, wie Eurasianet ausführlich berichtet.
China und Russland profitieren
Die von USAID hinterlassene Leerstelle könnten andere Mächte zu füllen versuchen, insbesondere China und Russland, die ihren Einfluss in der Region weiterhin verstärken. China hat durch seine Initiative „Neue Seidenstraße“ bereits vermehrt in Zentralasien investiert, vor allem in Infrastruktur und Energie. Russland seinerseits unterhält eine starke wirtschaftliche und militärische Präsenz, insbesondere durch die Eurasische Wirtschaftsunion.
Die Aussetzung der USAID-Finanzierung hat darüber hinaus erhebliche Auswirkungen auf Projekte zur Förderung von Transparenz und guter Regierungsführung. Laut Reporter ohne Grenzen leisteten die eingefrorenen Programme wesentliche Unterstützung für Initiativen, die Medien, Transparenz und Demokratie stärken. Die Unterbrechung könnte auch an dieser Stelle ein Vakuum schaffen, das andere Akteure auszunutzen wüssten, um die Zusammenarbeit auf wirtschaftliche und strategische Interessen auszurichten. Zivilgesellschaftliche Organisationen, die bisher von der US-Unterstützung profitiert hatten, könnten geschwächt aus dieser Veränderung herausgehen. Die Autorität der bestehenden Regime würde dadurch im Umkehrschluss potenziell gestärkt, wie Eurasianet entwickelt.
Wirtschaftliche und soziale Folgen
Neben den politischen Auswirkungen könnte die Reduzierung der USAID-Aktivitäten Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung haben. Viele Arbeitsplätze hingen direkt oder indirekt von diesen Programmen ab und ihr Wegfall könnte die wirtschaftliche Unsicherheit verschärfen.
Die Einstellung der USAID-Finanzierung in Kasachstan hat viele lokale NGOs in Unsicherheit gestürzt, Arbeitsplätze bedroht und die Ausbildungsmöglichkeiten für junge Entwicklungshelfer eingeschränkt. Laut einem Artikel in der Times of Central Asia warten diese NGOs auf eine Klärung, da die USA dabei sind, ihre Verpflichtungen in Bezug auf ausländische Hilfe neu zu bewerten. Angesichts dieser Situation kündigten die kasachstanischen Behörden eine detaillierte Bewertung der USAID-Aktivitäten im Land an, wie das KazTAG berichtete.
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Darüber hinaus geht die Schließung dieser Programme mit einem angespannten politischen Kontext in den USA einher: Die USAID sieht sich mit Druck und Anfechtungen konfrontiert, unter anderem von Elon Musk, der laut Radio Free Europe zuletzt eine Klage gegen die US-Agentur eingereicht hat.
Diese Quasi-Schließung wird nicht nur die ausgesetzten Projekte treffen. Sie wird sich auf das geopolitische und wirtschaftliche Gleichgewicht in der Region auswirken und die ein oder andere Tür für neue Akteure öffnen. Zwar könnten einige lokale Initiativen versuchen, den Mangel auszugleichen. Doch das Fehlen externer Mittel bleibt bisweilen eines: eine echte Herausforderung.
Nine Apperry, Redakteurin für Novastan
Aus dem Französischen von Arthur Siavash Klischat