Startseite      Die ungewöhnlichsten archäologischen Funde in Zentralasien

Die ungewöhnlichsten archäologischen Funde in Zentralasien

Immer wieder werden in Zentralasien außergewöhnliche archäologische Funde gemacht. Die Palette reicht dabei von Dinosaurierspuren, über urzeitliche Knochen bis hin zu antiken Gräbern. Asia-Plus stellt die wichtigsten von ihnen vor.

Buddha im Nirvana
Buddha im Nirvana, Photo: Asia-Plus

Immer wieder werden in Zentralasien außergewöhnliche archäologische Funde gemacht. Die Palette reicht dabei von Dinosaurierspuren, über urzeitliche Knochen bis hin zu antiken Gräbern. Asia-Plus stellt die wichtigsten von ihnen vor.

In Kuruksaj in der tadschikischen Provinz Chatlon haben Paläontolog:innen einen einzigartigen Fund gemacht – einen vollständigen, etwa 2,5 Millionen Jahren alten Schädel eines urzeitlichen Kamels aus dem frühen Pleistozän. Normalerweise werden nur einzelne Teile eines Schädels oder Knochens gefunden, hier jedoch der gesamte Schädel, was den Fund so einzigartig macht.

Um den wertvollen Fund zu erhalten, wurde der Schädel direkt an der Ausgrabungsstelle komplett abgeklebt und mit Folie fixiert. Dadurch war es möglich, ihn zur Restaurierung und weiteren Forschung in den Ural [die Uraler Föderale Universität in Jekaterinburg ist an dem Ausgrabungsprojekt beteiligt, Anm. d. Ü.] zu transportieren. Nach drei Jahren wird der Schädel nach Tadschikistan zurückkehren, um die Forschung fortzusetzen.

Neben dem Kamelschädel entdeckten die Paläontolog:innen die Knochen einer riesigen Kurznasen-Hyäne, eines Issiore-Luchses, eines Wolfs, eines Nashorns, eines Marderhundes, einer Säbelzahnkatze sowie mehrerer Hirscharten, eine Antilope und eine Gazelle.

Dinosaurierspuren

Das Hissargebirge in Tadschikistan ist ein junges Gebirgssystem. Im Mesozoikum gab es hier ein Meer, dann wuchsen im Laufe der Jahrmillionen die Berge und das Wasser ging weit nach Süden zurück. An drei Stellen wurden hier versteinerte Dinosaurierspuren gefunden.

Die am nächsten an besiedelten Gebieten gelegene Stelle ist „Schirkent-1“, die 1963 entdeckt wurde. Wissenschaftler:innen beschrieben neun Dinosaurier-Fußabdrücke, die einen halben Meter lang und 30 Zentimeter breit sind, mit je vier Zehen an einem Fuß. Heute sind noch fünf Fußabdrücke erhalten. Der Rest ist völlig zusammengebrochen und auch die anderen sind nur bei genauer Betrachtung sichtbar.

Lest auch auf Novastan: Usbekistan: Neue Dinosaurierart entdeckt

Die zweite Fundstelle liegt 7 Kilometer oberhalb des Ostufers des Flusses Schirkent. Gemessen an der Gesamtzahl der Fossilienabdrücke (mehr als 300) und seiner Größe ist sie die bedeutendste in Tadschikistan und eine der größten weltweit. Es gibt 3 Arten von Dreizehen-Fußabdrücken, die unterschiedlich groß sind und wahrscheinlich zu mehreren Dinosaurierarten gehören. Sie werden Schirkentosaurus und Regarosaurus genannt, was von der weltweiten wissenschaftlichen Gemeinschaft akzeptiert wird.

Flussaufwärts, am Ufer des Nebenflusses Harkusch, gibt es einen dritten Fundort mit etwa 30 Fußabdrücken einer sehr großen Echse mit dem wissenschaftlichen Namen Harkuschosaurus. Eine der Unterarten der fossilen Eidechse, die ihre Spuren hinterlassen hat, wurde zu Ehren des tadschikischen Dichters Mirso Tursunsoda Mirsosaurus genannt.

Buddha im Nirvana

Bei Adschina-Teppa, den Ruinen eines buddhistischen Klosters und Tempels aus dem 7. Jahrhundert, entdeckten Archäolog:innen Fragmente von Fresken, Stupas und Reliefs mit Bildern von Buddhas, Bodhisattvas und anderen Gottheiten. Die meisten von ihnen wurden bereits in der Antike beschädigt und gar völlig zerstört.

Lest auch auf Novastan: Von Alexander bis zu den Kuschan: Archäologische Schätze Usbekistans in Berlin

Gleichzeitig fanden die Wissenschaftler:innen auch die berühmte 13 Meter hohe Tonstatue des schlafenden „Buddha im Nirvana“. Expert:innen zufolge wurde es aus festgepressten Tonblöcken hergestellt. Die Statue war zerbrochen und wurde nach den Ausgrabungen in 72 Teile zerlegt, ins Antikenmuseum transportiert und dort wieder zusammengeklebt. „Buddha im Nirvana“ wird dort bis heute aufbewahrt, eine später erstellte Kopie befindet sich im Nationalmuseum Tadschikistans.

Die antike Prinzessin

Im Osten Kasachstans wurde bei Ausgrabungen auf dem Gräberfeld von Qaryqoba das Grab eines adligen Mädchens gefunden. Sie gehörte zu den Sak:innen, einem iranischsprachigen Nomadenvolk, das im 1. Jahrtausend v. Chr. das Gebiet des modernen Kasachstans bewohnte. Das Grab wurde unter dem Hügel entdeckt, die Überreste wurden in einer Steinkiste aufbewahrt. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Bestattung im 9.– 6. Jahrhundert v. Chr. erfolgte.

Zusammen mit den Überresten des Mädchens fanden die Wissenschaftler:innen etwa 200 Artefakte, die meisten davon Schmuck aus Gold und Halbedelsteinen. Einer der interessantesten Funde war eine kleine Anstecknadel. Ihr Kopf ist mit Goldfolie bedeckt und mit einem Reliefbild verziert, das ein Tier mit verdrehtem Körper und gebogenem Horn zeigt.

Das Kriegergrab

Im Oktober 2022 wurde in Kasachstan im Bezirk Alataý ein teilweise intaktes Grab eines sakischen Kriegers aus der frühen Eisenzeit gefunden. Es stammt aus dem 5.-2. Jahrhunderts v. Chr.

Darüber hinaus wurden Fragmente eines mit Gold verzierten Schwertes, Kleidungseinlagen aus Blattgold und Kleider aus einer Silberlegierung entdeckt. Die Überreste des Kriegers wurden in einer Holzkiste in einer Tiefe von mehr als 3 Metern begraben.

Der Milchzahn des Homo sapiens

Nowosibirsker Archäolog:innen des Instituts für Archäologie und Ethnographie fanden an der Ausgrabungsstätte Obischir am Fuße des Alaigebirges in Kirgistan etwa 5.000 antike Artefakte – Steinwerkzeuge, Steinschmuck sowie einen menschlichen Zahn. Der kanadische Anthropologe Bence Viola stellte fest, dass der gefundene Zahn zum Homo sapiens gehört.

Lest auch auf Novastan: Langar – steinzeitliche Petroglyphen im Pamir

Die Archäolog:innen verglichen ihre Funde sorgfältig mit älteren archäologischen Komplexen, die bereits zu Sowjetzeiten in Kirgistan und Tadschikistan untersucht wurden und sich im Tian Shan und im Pamir befinden. Sie stellten fest, dass die Arten von Werkzeugen sowie einige Methoden ihrer Herstellung und Verarbeitung gemeinsame Merkmale haben. Es stellte sich heraus, dass alle aufgeführten Steinindustrien nahezu identisch waren. Vor dieser Entdeckung glaubte man, dass in Zentralasien vor 20.000 bis 10.000 Jahren aufgrund der schwierigen klimatischen Bedingungen keine Menschen lebten.

Bis heute ist dies die erste Entdeckung von Homo sapiens-Überresten in Zentralasien, die bis in die Mittelsteinzeit zurückreichen. Andere früher in dieser Gegend entdeckte antike menschliche Überreste wurden immer auf frühere oder spätere Perioden der Steinzeit datiert: Paläolithikum und Neolithikum.

Weitere Bilder befinden sich im Originalartikel.

Asia-Plus

Aus dem Russischen von Robin Roth

Noch mehr Zentralasien findet ihr auf unseren Social Media Kanälen: Schaut mal vorbei bei Twitter, Facebook, Telegram, Linkedin oder Instagram. Für Zentralasien direkt in eurer Mailbox könnt ihr euch auch zu unserem wöchentlichen Newsletter anmelden.

Kommentare

Your comment will be revised by the site if needed.