Der Novastan e.V. organisiert am 7. Januar eine zweite Online Diskussion zu den Ereignissen in Kasachstan.
Kasachstan war in den ersten zwei Januarwochen in deutschen und internationalen Medien so präsent wie noch nie. Proteste, Plünderungen, der Schießbefehl des Präsidenten und der Einsatz der von Russland geführten OVKS-Truppen (Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit) haben für eine umfassende Berichterstattung gesorgt. Mittlerweile wird über die Lage im Land kaum noch berichtet. Derweil versucht die Zivilgesellschaft in Kasachstan die jüngsten Ereignisse aufzuarbeiten. Diese verankern sich bereits jetzt als “blutiger Januar” im kollektiven Gedächtnis.
Nach offiziellen Angaben starben 227 Personen. Aktivist:innen und Journalist:innen tragen die Namen und Hintergrundinformationen der Menschen zusammen, die im Laufe dieser Ereignisse getötet oder festgenommen wurden. Sie dokumentieren auch Fälle von schweren Menschenrechtsverletzungen und tragen einen wichtigen Teil zur Aufarbeitung bei.
In unserer Veranstaltungsreihe “Kasachstan am Wendepunkt?” sprechen wir über die aktuelle Situation in Kasachstan und fragen auch, welchen Beitrag Deutschland und Europa leisten können. Wir freuen uns auf die Perspektiven von:
- Arailym Wödl ist Projektmanagerin bei Accenture, kommt aus Aqtöbe und ist eine Aktivistin in Deutschland. Sie studierte Friedensforschung und internationale Politik an der Eberhard Karl Universität Tübingen und ist Mitglied bei verschiedenen Friedensorganisationen. Als Reaktion auf die Ereignisse in Kasachstan organisierte sie die erste Demonstration in Stuttgart. Weitere Aktionen sind geplant.
- Dina Nurpeissova ist Musikerin und Aktivistin, kommt aus Almaty und lebt in Berlin. Dort organisierte sie als Reaktion auf die Ereignisse die erste Demonstration vor dem Brandenburger Tor. Danach folgten mehrere weitere Protestaktionen, die auf die unrechtmäßigen Tötungen und Verhaftungen von Menschen in Kasachstan aufmerksam machen. Weitere Aktionen werden folgen.
- Raushan Tolganbayeva ist Künstlerin und Aktivistin. Sie kommt aus Taldykorgan, lebt in Berlin und beobachtet seit vielen Jahren die oppositionellen Bemühungen sowie die repressiven Antworten der Regierung in Kasachstan. Ausstellungen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz haben bereits ihre Bilder gezeigt. Mit Erlösen vom Verkauf der Bilder unterstützt sie politische Gefangene in Kasachstan.
- Dr. Botakoz Kassymbekova ist Osteuropahistorikerin und lehrt und forscht an der Universität Basel. Sie promovierte 2012 an der Humboldt Universität in Berlin. Ihr erstes Buch „Despite Cultures. Early Soviet Rule in Tajikistan“ untersuchte Stalinismus in Tajikistan und wurde bei Pittsburgh University Press im Jahr 2016 veröffentlicht. Publiziert hat sie darüber hinaus zum imperialen Stalinismus und Aufständen im sowjetischen Zentralasien.
Die Diskussion findet auf Deutsch statt.
Wann? 7. Februar 2022 um 19 Uhr MEZ
Wo? Online, per Zoom: Hier geht’s zur Diskussion.