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Zentralasien 2030 – Korruption, was muss sich ändern?

Alle beklagen sich darüber, aber niemand unternimmt im Alltag etwas dagegen: Korruption gibt es in Kirgistan und besonders in der südlichen Großstadt Osch in fast allen Bereichen. Der Student Nurdamir Kubatow hat sich im Rahmen des Podcastprojekts „Zentralasien 2030“ über den Alltag der Korruption informiert.

Korruption Bestechung Geld
Bestechungen sind in Osch Teil des Alltags

Alle beklagen sich darüber, aber niemand unternimmt im Alltag etwas dagegen: Korruption gibt es in Kirgistan und besonders in der südlichen Großstadt Osch in fast allen Bereichen. Der Student Nurdamir Kubatow hat sich im Rahmen des Podcastprojekts „Zentralasien 2030“ über den Alltag der Korruption informiert.

Korruption ist ein großes Problem in Kirgistan und besonders in Osch. Alle wissen darüber Bescheid, aber Bestechungen sind dennoch ein Teil des Alltags. Von Korruption erzählen die Leute meistens ungerne, wobei einige in Osch zu dem Thema optimistisch eingestellt sind.

Bestechungen vom Kindergarten zur Universität

In einer Umfrage in Osch ergibt sich besonders der Bildungsbereich als korrupt, und zwar vom Kindergarten an:

„Ich lebe seit sechs Jahren in Osch. Die Korruption ist hier durchschnittlich groß. Zum Beispiel muss ein Student Geld geben, wenn er an der Universität schlecht studiert. Die Lehrer nehmen dann das Geld und geben eine gute Note.“

 „Ich bin in Osch geboren und arbeite verschiedenes. Hier gibt es so viel Korruption! Es fängt sogar beim Kindergarten an. Ohne Geld wird dein Kind nicht im Kindergarten aufgenommen. Aber ich denke, bis 2030 werden die Menschen klüger und vielleicht über das Leben nach dem Tod nachdenken.“

„Korruption gibt es zum Beispiel an den Orten, an denen man viel warten muss. Ich habe auch im dritten Jahrgang an der Uni Geld gezahlt, weil ich keine Lust hatte, zu lernen. Ich wollte gute Noten bekommen.“

Diese Personen beschreiben verschiedene Formen der Korruption in Osch. Manche halten das für gut, manche für schlecht, andere für normal. Aber niemand sagt, dass es in Osch keine Korruption gibt.

„Korruption ist in unserem Blut“

Über die Korruption im Bildungssystem erzählt uns eine Lehrerin. Frau Gulnur Ajnysowa arbeitet als Sprachlehrerin an einer Universität. Ihren richtigen Namen möchte sie nicht nennen. Einerseits gibt sie an, keinen Kontakt mit der Korruption gehabt zu haben, andererseits sieht sie das Problem als allgegenwärtig.

„Ich bin Lehrerin, in Osch lebe ich seit fünf Jahren. In diesen fünf Jahren hatte ich selbst keinen Kontakt mit Korruption aber es gibt Korruption von der Geburt an bis ins hohe Alter. Zum Beispiel geben manche Eltern bei der Geburt ihres Kindes dem Arzt Geld, weil sie eine bessere Behandlung möchten.“

Natürlich wollen die glücklichen Eltern in dieser Situation dem Arzt etwas schenken.

„Wir müssen anerkennen, dass die Korruption schon in unserem Blut liegt.  Es gibt zwei Aspekte: Einerseits möchten wir unsere Dankbarkeit zeigen, aber es ist auch gegen das Gesetz. Wenn ein Student sehr faul ist, dürfen wir ihn auch nicht von der Universität werfen.“

Es ist ärgerlich, dass alle in unserer Stadt so denken. Korruption ist nicht normal und alle wissen das. Aber wenn man keine Strafe bekommt, hat man auch keine Angst. Andererseits ist es auch schlecht, wenn das Gehalt nicht zum leben reicht. Korruption ist dann ein Extra-Einkommen für die Menschen.

„Manchmal muss man Bestechungsgeld nehmen“

Herr Nudin Assanow, der seinen richtigen Namen auch nicht nennen möchte, ist ähnlicher Meinung. Er hat mehr als 20 Jahre lang für die Polizei gearbeitet.

Ich habe für die Strafverfolgungsbehörden gearbeitet, in der Terrorismusbekämpfung. Ich lebe seit zehn Jahren in Osch und in jeder staatlichen Struktur gibt es Korruption. Manchmal muss man Bestechungsgeld nehmen: Um ehrlich zu sein ist unser Gehalt zu gering. Manchmal macht man das, um an leichtes Geld zu kommen. Heute ist die Korruption aber auf dem höchsten Niveau und es wird auch bis 2030 so bleiben.“

Frau Ajnissowa ist da optimistischer: „Die Korruption wird auch bis 2030 bleiben, aber weniger als heute, weil die Jugend klüger ist und ihre Angelegenheiten selber regeln kann. Sie werden allmählich fleißiger, deshalb denke ich, dass es weniger Korruption geben wird.“

Wir haben gelernt, dass nicht die Entwicklung von der Korruption abhängt, sondern umgekehrt. Wenn der Staat sich entwickelt und reicher wird, dann wird es immer weniger Korruption geben. Wir werden ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Korruption schlecht ist. Die Jugend ist unsere Zukunft und sie hat ein Interesse daran, dass sich das Land entwickelt.

Nurdamir Kubatov
Zentralasien 2030

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