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Stangentänzerin in Kirgistan – „Mein Leben ist Leidenschaft fürs Tanzen“

Pole Dance wird in Kirgistan immer populärer. Allen Vorurteilen zum Trotz trainieren Frauen und Mädchen wie die achtzehnjährige Studentin Anastasia Kapralova verschiedene Tanzstile an der Stange und nehmen an nationalen und internationalen Meisterschaften teil.

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Anastasia beim Training an der Stange

Pole Dance wird in Kirgistan immer populärer. Allen Vorurteilen zum Trotz trainieren Frauen und Mädchen wie die achtzehnjährige Studentin Anastasia Kapralova verschiedene Tanzstile an der Stange und nehmen an nationalen und internationalen Meisterschaften teil.

Anastasia widmet sich seit ihrer Kindheit dem Tanzen. Neben ihrem Studium der Wirtschaftswissenschaften entwickelt sie ihre verschiedenen Stile weiter. Sie begann mit sechs Jahren zu tanzen und lernte alle Arten von Tänzen, wie klassisch und Volkstanz. Seit zweieinhalb Jahren beschäftigt sie sich mit Stangentanz. Im April 2017 gewann sie bei der „Kyrgyzstan Pole Sport Championship“ den ersten Platz in der Kategorie „Amateure“.

„Ich kam ganz zufällig zu Pole Dance. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich ernsthaft damit befassen würde und war anfangs auch skeptisch. Aber nach dem ersten Training waren meine Vorbehalte komplett weg und meine Meinung änderte sich radikal.“

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Anastasia beim Training an der Stange

In den letzten Jahren ist Pole Dance in Kirgistan immer populärer geworden. Die Kombination von Akrobatik, Choreographie und Gymnastik ist nicht nur für die junge Bevölkerung interessant, sondern auch für viele Menschen ab 30 Jahren. In der Hauptstadt Bischkek bieten mittlerweile viele Ateliers die Sportart an. Auch Fitnessclubs bieten ihren Klienten an, ihre Körper mit dieser Trainingslinie zu entwickeln.

„In Kirgistan ist Pole Dance gut entwickelt. Jedes dritte oder vierte Mädchen weiß, was Pole Dance ist“, sagt Anastasia. „Wir haben viele Studios, aber nicht alle Trainer sind professionell. Außerdem ist das Training oft teuer, was viele Mädchen behindert diesen Sport zu betreiben. Pole Dance können absolut alle tanzen. Zum Beispiel haben wir viele Frauen in unserem Studio, die über 40 Jahre alt sind.“

Tanzen trotz Vorbehalten der Eltern

Trotz der zunehmenden Popularität verunglimpfen viele Leute Mädchen und Frauen, die sich mit Pole Dance beschäftigen. Auch Anastasias Eltern verstanden anfangs nicht, was Stangentanz genau ist. Aber nach ihrem Erfolg bei der Meisterschaft stimmten sie der Wahl ihrer Tochter voll zu. In ihrer Kategorie „Amateure“ traten Sportler mit weniger als anderthalb Jahren Erfahrung an. „Da ich seit 13 Jahren tanze und meine Schultern gut entwickelt sind, war es für mich nicht schwer. Für mich war es eine Herausforderung und ein Weg der kreativen Verwirklichung“, sagt sie.

Anastasia nach ihrem Sieg bei der kirgisischen Stangensport Meisterschaft

In Bischkek gab es im November 2017 auch eine internationale Meisterschaft, bei der Athleten aus Kirgisistan und Kasachstan antraten. Bei den Meisterschaftskategorien wurden vorgestellt: Baby, Pole Kids Art, Pole Kids Sport, zwei Kategorien für Amateure, Junior, Artistic, Acrobatics, Art, Männer und Duetts. Anastasia konnte nicht teilnehmen, da sie sich kurz zuvor am Bein verletzt hatte.

Kirgisische Stangentanzathleten nehmen auch regelmäßig an internationalen Meisterschaften in Russland oder Kasachstan teil. In seiner heutigen Form ist Pole Dance ein Import aus den Vereinigten Staaten, von dort hat sich der Sport über die ganze Welt verbreitet.

Die asiatischen Wurzeln des Pole Dance

Ursprünglich kommt Stangentanz aber aus Asien. Etwa ab dem 12. Jahrhundert tauchte in Indien eine Sportart auf, bei der Kraft und Ausdauer an Holzpfählen trainiert wurden. Dieser Sport wurde hauptsächlich von Männern betrieben. Moderner Pole Dance wird dagegen als Frauensport wahrgenommen. An der Meisterschaft in Bischkek im November 2017 nahmen nur drei Männer teil.

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Auch in China werden seit dem Mittelalter Stangen und Balken für Akrobatikvorstellungen verwendet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts traten chinesische Stangenakrobaten in amerikanischen Zirkussen auf. Aus ihren Vorstellungen entwickelte sich schließlich der moderne Pole Dance. Noch heute finden sich viele Elemente von Zirkusvorstellungen im Pole Dance Repertoire.

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Bei der kirgisischen Stangensport Meisterschaft im April 2017.

Besonders intensives Fitnesstraining

Innerhalb des Pole Dance gibt es Variationen: Pol Art (künstlerischer Tanz), in dem die Qualität von Tricks, Kostümen und Kunstfertigkeit eines Sportlers wichtig sind. Exotischer Stangentanz, wo Choreographie, Showelementen und Ausdruckskraft die Hauptrolle spielen. Und Pole Fitness, wo Athleten in der Komplexität von akrobatischen Elementen konkurrieren.

Anastasia findet, dass Pole Dance als legitime Sportart anerkannt werden sollte, da es eine besonders intensive Form von Fitnesstraining ist. „Pole Dance oder Tanz an der Stange ist eine Form der Fitness, die choreografische und akrobatische Elemente einschließt, die mit der Stange ausgeführt werden. Beim Poletraining arbeitet der ganze Körper. Hände, Beine, Gesäß, Bauchmuskeln. Auch wenn man elementare Bewegungen macht, ist die Last spürbar. Man wird schneller müde, aber das Ergebnis ist schneller sichtbar. Mädchen, die seit ein paar Monaten studieren, sehen echte Veränderungen an sich.“

Selbstvertrauen durch Stangentanz

Diese Veränderungen sind nicht nur physisch. Anastasia zufolge gibt Pole Dance Mädchen mehr Selbstvertrauen und Offenheit.

„Ich beobachtete, wie sich die Mädchen verändern. Ihre Augen fangen an zu funkeln. Sie verlassen den Alltag mit seiner langweiligen Routine, werden Komplexe los. Unser Arbeitsprozess ist sehr kreativ und macht süchtig.“

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Anastasia trainiert mit einer anderen Stangentänzerin

Pole Dance eignet sich für absolut unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Trainings- und Bündelung.

„Wir hatten Mädchen mit unterschiedlichen Gewichten, verschiedener Körpergröße, verschiedenen Dehnungs- und Kraftindikatoren. Hauptsache, du magst den Prozess.“

In Kant, einem Dorf in der Nähe von Bischkek, trainiert Anastasia Kinder in Stangentanz. Das kleinste Mädchen ist gerade fünf Jahre alt. Ihre Schüler sind meist acht bis 12 Jahre. Neben dem Coaching arbeitet sie auch als Model. Junge Pole Dance-Athleten werden oft mit Vorurteilen konfrontiert. Aber gewöhnlich sind solche Gedanken nur denjenigen innewohnend, die nie versucht haben, an der Stange zu arbeiten und nicht zu den Meisterschaften gekommen sind.

„Wenn jemand versucht, mir Vorwürfe zu machen, lade ich sie immer zur Meisterschaft ein. Nach mindestens einem Besuch in der Meisterschaft ändern die Leute ihre Meinung radikal,“ sagt Anastasia.

In Zukunft plant sie, sich weiterhin mit Pole Dance zu beschäftigen und diese Sportart in Kirgistan zu entwickeln.

Sezim Arynova

Novastan.org

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