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Frauen am Steuer: Dokumentarfilm über die Frauen des Pamir

Zwei Frauen, ein Auto und eine Kamera: Sechs Wochen lang werden die Filmemacherinnen Catherine, 23, und Hannah, 22, den Pamir Highway entlangfahren, durch Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan. Entstehen soll dabei der Dokumentationsfilm „Women Behind the Wheel“, der die Frauen des Pamirs in den Mittelpunkt stellen wird. Novastan hat die beiden in London interviewt.

Women Behind the Wheel Pamir-Highway Feminismus
Catherine und Hannah von Women Behind the Wheel wollen den Pamir-Highway erfahren

Zwei Frauen, ein Auto und eine Kamera: Sechs Wochen lang werden die Filmemacherinnen Catherine, 23, und Hannah, 22, den Pamir Highway entlangfahren, durch Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan. Entstehen soll dabei der Dokumentationsfilm „Women Behind the Wheel“, der die Frauen des Pamirs in den Mittelpunkt stellen wird. Novastan hat die beiden in London interviewt.

Novastan: Hannah, Catherine, wie ist die Idee entstanden, diesen Film zu drehen?

Hannah: Wir wollten schon seit Jahren gemeinsam einen Film produzieren und eine Weltgegend bereisen, die wir nicht kennen. Wir wollen einen Film drehen, der zeigt, wie verschieden Frauen sind und wie wir uns trotz unserer Unterschiede über Sprachen- und Ländergrenzen hinweg verstehen.

Catherine: Ich habe Anthropologie studiert und für meine Bachelorarbeit habe ich syrische Flüchtlingsfrauen interviewt. Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, als Frau mit anderen Frauen, deren Stimmen oft nicht gehört werden, zu sprechen und ihnen Gehör zu verschaffen.

Hannah: Ich habe für ein queeres Berliner Filmfestival gearbeitet und dort LGBT Filmemacher interviewt. Wir denken, unsere verschiedenen Erfahrungen ergänzen sich sehr gut.

Women Behind the Wheel Pamir-Highway Feminism
Catherine (links) und Hannah drehen einen Dokumentarfilm über die starken Frauen des Pamirs

Catherine: Hannah ist eher still und überlegt, während ich laut und direkt bin. In unserem Film „Women Behind the Wheel“ wollen wir zeigen, dass Frauen sehr verschieden sind. Wir wollen einen authentischen Bericht über die Erfahrungen der Frauen des Pamirs und unsere eigenen Erfahrungen zeigen.

Novastan: Wie seid ihr auf Zentralasien und den Pamir-Highway aufmerksam geworden?

Catherine: Eigentlich hat das alles mit dem Eurovision Song Contest begonnen. Das einzige Land, dass ich dort gesehen habe und überhaupt nicht kannte, war Aserbaidschan. Ich war sofort fasziniert von diesem Land und der Region. Was im Endeffekt sehr lustig ist, da wir ja nicht mal in den Kaukasus fahren.

Hannah: Wir haben dann mehr recherchiert und uns auch für Georgien interessiert. Aber dann wurden wir auf den Pamir-Highway aufmerksam.

Catherine: Die Kombination aus einer extrem herausfordernden und gleichzeitig wunderschönen Strecke, der Pamir-Highway ist mit 4655 Metern über dem Meeresspiegel die zweithöchste Straße der Welt, und dieser doch sehr unbekannten Region hat uns gleich überzeugt. Die Bewohner des „Bam-i-Dunya“ (Dach der Welt) gehören zu den isoliertesten auf unserem Planeten, 75 Prozent der Bevölkerung leben hier unter der Armutsgrenze. Wir haben uns gefragt: Wann wurde den Frauen dieser Region je eine Plattform gegeben? Obwohl Tadschikistan eines der ärmsten Länder der Welt ist, ist es relativ unbekannt im Westen. Wir wollen dazu beitragen, dass die Region bekannter wird.

Women Behind the Wheel Pamir-Highway Feminism
Von Usbekistan über Tadschikistan nach Kirgistan. Der Pamir-Highway liegt an seinem höchsten Punkt 4655 Meter über dem Meeresspiegel

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Hannah: Die ersten Reaktionen auf unsere Pläne haben uns nur weiter in unserem Projekt bestärkt. Viele meinten „Aber Frauen können so eine gefährliche Straße nicht fahren!“ oder „Aber ihr habt dann schon einen örtlichen, männlichen Fahrer, oder?“

Catherine: So kamen wir auf die Idee, dem Film einen doppelten Fokus zu geben: einen auf die Frauen der Region, und den zweiten auf uns, wie wir selbst als Frauen den Pamir-Highway bezwingen. Wir wollen Frauen zeigen, die sich in ihrem jeweiligem Kontext Gender-Stereotypen widersetzen. Und wir wollen uns selbst zeigen, hinter dem Steuer und hinter der Kamera – in zwei Domänen, die gerade auch im Westen immer noch von Männern dominiert werden.

Novastan: Wie sehen eure Pläne genau aus? Wo werdet ihr durchreisen, wen werdet ihr treffen?

Hannah: Wir werden im Juli und August sechs Wochen lang durch die Region reisen. Das Auto haben wir für drei Wochen gemietet und werden durch Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan fahren.

Catherine: Wir haben schon einige Interviews geplant, wie zum Beispiel mit den Frauen der Bischkeker Mikrobrauerei „Save the Ales“ oder mit tadschikischen Trekkingführerinnen. Aber wir wollen auch einfach die Gegend erkunden und spontane Interviews führen.

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Hannah: Wir wollen auch nicht nur Feministinnen porträtieren. Wir haben keine Agenda, sondern wollen einen Querschnitt an Frauen der Gegen interviewen. Deswegen wollen wir so oft es geht in Homestays übernachten und über Plow und Tee mit den Frauen ins Gespräch kommen. Wir haben auch nur weibliche Übersetzerinnen engagiert, da wir denken, dass es viel leichter ist, von Frau zu Frau zu sprechen. Aber natürlich werden wir trotzdem auch mit Männern reden, vor allem, da Männer in der Region viel sichtbarer sind in der Öffentlichkeit. Aber wir wollen definitiv mehr ins Private vordringen, wo Frauen öfter anzutreffen sind.

Novastan: Was sind eventuelle Schwierigkeiten, die potentiell auftreten könnten?

Catherine: Oh je, das Auto. Mit Sicherheit geht ein Reifen kaputt oder etwas anderes wird passieren. Aber das werden wir alles filmen – wir wollen auch die weniger glamouröse Seite des Projekts zeigen.

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Hannah: Die Sprache ist ein anderes Problem – wir beide sprechen keine der lokalen Sprachen. Wir haben natürlich Übersetzerinnen engagiert. Aber wir denken, dass es manchmal auch gar keine Notwendigkeit für eine gemeinsame Sprache gibt. Frauen von verschiedenen Kulturen können trotzdem eine Verbindung aufbauen und ihre gemeinsamen Erfahrungen teilen.

Novastan: Und wann können unsere Leser eure Dokumentation anschauen?

Catherine: Wir hoffen, die Doku im Frühjahr 2019 auf verschiedenen Filmfestivals präsentieren zu können. Wir halten euch auf dem Laufenden! Wir freuen uns schon darauf, unsere Erfahrungen mit euch zu teilen!

Mit Catherine und Hannah sprachen in London Corinna Vetter und Charlotte Dietrich

Catherine und Hannah sind die nächsten Wochen in Zentralasien unterwegs und halten uns via Facebook auf dem Laufenden – folgt ihnen, wenn ihr Updates vom Pamir-Highway bekommen wollt.  Falls ihr Catherines und Hannahs Projekt unterstützen wollt, spendet auf ihrer gofundme Seite. Die beiden kommen persönlich für Flüge und Verpflegung auf, brauchen aber Unterstützung, um die Kameraausrüstung und Postproduktion stemmen zu können. Jeder Euro, Somoni oder Som zählt!

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