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Das „Silk Road Mountain Race”, ein Fahrradabenteuer made in Kyrgyzstan

1700 Kilometer Strecke bei 31 000 Höhenmetern: Das seit 2018 in Kirgistan ausgetragene „Silk Road Mountain Race“ gilt als eines der härtesten Radrennen weltweit. Zum Abschluss des Rennens am Ufer des Issikkölsees sammelte Novastan Eindrücke der Finisher über ihre Reise durch Kirgisistan.

Silk Road Moutain Race
Das Silk Road Moutain Race gilt als eines der schwersten Fahrradrennen weltweit

1700 Kilometer Strecke bei 31 000 Höhenmetern: Das seit 2018 in Kirgistan ausgetragene „Silk Road Mountain Race“ gilt als eines der härtesten Radrennen weltweit. Zum Abschluss des Rennens am Ufer des Issikkölsees sammelte Novastan Eindrücke der Finisher über ihre Reise durch Kirgisistan.

Am 31. August endete das zweite „Silk Road Mountain Race“ in Tscholpon-Ata, am Norddufer des Issikkölsees. Zwei Wochen zuvor, am 17. August, waren 135 Teilnehmer aus 27 verschiedenen Ländern in Bischkek zu einer anspruchsvollen Fahrradtour gestartet, die sie quer durch die Berge und Täler des Landes führen sollte. Nur 71 von ihnen schafften es über die Zielgerade.

Das härteste Radrennen der Welt

Denn die Strecke war extrem hart. Das Rennen erstreckte sich über gut 1700 Kilometer, also in etwa die Distanz von Paris bis Lissabon. Statt auf asphaltierten Straßen mussten die Radfahrer über Schotterwege und durch Flüsse, ganz zu schweigen von den 31.000 Metern Höhenunterschied und den vier Bergpässen über 4.000 Höhenmetern.

Silk Road Moutain Race Zelte
Schlafmöglichkeiten und Essen müssen die Teilnehmer des Rennens selbst organisieren

Der diesjährige Gewinner, Jacub Sliacan aus der Slowakei, schaffte den Weg in sieben Tagen, sechs Stunden und 46 Minuten. Damit übertrifft er den bisherigen „Rekord“ um fast einen Tag. Der Sieger der ersten Auflage des Rennens brauchte noch acht Tage, acht Stunden und 15 Minuten.

An zweiter Stelle, gut acht Stunden hinter Sliacan, stand Lael Wilcox aus den Vereinigten Staaten. In Interview mit Novastan erzählt sie, dass sie keineswegs mit dem Fahrrad aufgewachsen ist. Erst mit 20 begann sie, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. „Ich kam einen Monat vor dem Rennen, um etwas von Kirgistan zu sehen, und es war unglaublich. Ich bin drei Wochen lang geritten, um mich an die Höhenlage, die Kultur und das Essen zu gewöhnen. Dann machte ich eine Woche Pause und ging ins Rennen„, erzählt die junge Frau aus Alaska.

Ihrer Meinung nach war das Wetter die größte Herausforderung. „Während meiner Tour vor dem Rennen war es nur sonnig, vielleicht 40 Grad heiß, aber während des Rennens schneite es, es gab viele Schneestürme“, sagt sie im Ziel. Bei extremen Temperaturen von -10 ° C bis 35 ° C müssen sich die Teilnehmer gut vorbereiten. „Ich habe warme Kleidung und gute Ausrüstung mitgebracht, also war es in Ordnung„, erklärt Wilcox.

Durch die „Wurzeln Kirgistans“

Der Brite Nelson Trees organisiert das Silk Road Mountain Race zum zweiten Mal: „Rund 1700 Kilometer, entlang den Wurzeln Kirgistans„, beschreibt er das Rennen. Die Route führt über den Song-Köl See, Kogart, Naryn, Tamga, zurück nach Kotschkor über Schamsi und Tschong-Kemin und dann hinunter zum Nordufer des Issikkölsees bis Tscholpon Ata.

Rennstrecke Silk Road Moutain Race
Die Rennstrecke

Eine weitere Schwierigkeit: Das Rennen ist nicht betreut, jeder Fahrer muss sein Essen, seine Schlafstelle (Zelte und Schlafsäcke) selbst mitbringen und alles selbst organisieren. „Es gibt keine Hilfe und Unterstützung von außen, sie müssen alles selbst machen„, sagt Trees. Aber die Organisatoren sorgen für die Sicherheit der Teilnehmer, indem sie sie per GPS-Tracker verfolgen. „Es gibt eine interaktive Rennkarte, auf der wir sehen können, wo jeder Fahrer gerade ist„, versichert der Brite.

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Die Idee zur Organisation von Rennen kam Nelson Trees, als er selbst 2013 von Shanghai nach Paris über Kirgistan fuhr. „Ich war nur eine Woche dort, aber Land und Leute gefielen mir, ich wollte immer wiederkommen“, erzählt der Profi-Radfahrer. Als Trees also vor zwei Jahren ein Rennen organisieren wollte, dachte er sofort an Kirgistan. „Ich verbrachte sechs Wochen damit, die Straßen zu zählen, dann kehrte ich zurück, um lokale Partner zur Zusammenarbeit zu finden. Ich merkte, dass es ein großartiger Ort für ein großes Abenteuer ist„, so Trees.

Gesundheitliche Probleme und Fahrradpannen

Das Rennen ermöglicht es den Fahrern, in Zweierteams zu fahren. Aber wenn ein Teammitglied aufgibt, scheidet das ganze Team aus. Viele Teilnehmer haben sich während der Fahrt verletzt, andere gaben wegen Lebensmittelvergiftungen auf. Mitten in den Bergen kann neben gesundheitlichen Problemen selbst ein kleines technisches Problem die Teilnehmer zwingen, ihre Reise zu beenden.

Der französische Teilnehmer Matthieu Fernanez musste aufgeben, nachdem sein Onkel und Teamkollege mitten im Rennen aufgrund von zu langem Lebensmittelentzug erkrankte. Die beiden hatten zuvor ihren Kochtopf zerbrochen. Sie mussten die Organisatoren kontaktieren und sie bitten, ein Auto mitten in die Berge des Naryn-Gebiets zu schicken. Trotz Disqualifikation erzählte Fernanez Novastan, er sei nicht enttäuscht, denn er habe den Issikkölsee gesehen und die kirgisische Kultur kennengelernt.

Nach dem Rennen konnten sich die Teilnehmer beim Abschlussfest austauschen. Viele von ihnen bezeichneten es als herausfordernd, aber interessant. „Ich war überrascht, wie gut ich mich fühlte. Ich schlief vier Stunden pro Nacht, verbrachte den Rest der Zeit auf dem Fahrrad und fühlte mich dabei richtig gut“, erklärt Lael Wilcox. „Vielleicht lag es daran, dass ich an solch einem wunderschönen Ort war. Ich schätzte meine Umgebung und gab mein bestes.

Suiumkan Ulanbek
Journalistin für Novastan

Aus dem Englischen von Florian Coppenrath

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