Am 14. September wurde in Naryn, Kirgistan, das erste studentische Café der Stadt eröffnet. Initiiert wurde es von vier jungen Frauen, die einen Raum für Jugendkultur in ihrer Stadt schaffen wollten. Ein Besuch auf der Eröffnung.
Die Menge blickt in vier erleichterte und glückliche Gesichter. Nurgul, Nazira, Gulzada und Dschasgul, Initiatorinnen des Kultur Café Projekts, bedanken sich bei den zahlreichen Gästen, die am 14. September zur Eröffnung des neuen Cafés und Veranstaltungsortes im kirgisischen Naryn gekommen sind.
Nicht nur neugierige Nachbarn, auch der Vizebürgermeister und Vertreter der beiden Universitäten der Stadt sind gekommen, um sich das neue, von Studierenden getragene Projekt anzusehen. Mädchen in bunten Kleidern betreten den Raum, das Licht erlischt und durch die Lautsprecher ertönen kirgisische Klänge. Die Tanzeinlage wird mit großem Beifall begrüßt und von lautem Klatschen im Takt der Musik begleitet. Auch eine einheimische Sängerin tritt an diesem Eröffnungstag auf, es werden erste Verzehrgutscheine verteilt.
Ein Café im Keller der Uni
Das neue Café ist zur Eröffnung bunt geschmückt mit Blumen und Ballons und ein reichhaltiges Buffet erwartet die hungrigen Gäste. Nichts lässt mehr ahnen, dass es sich bei diesen Räumen einmal um die heruntergekommenen Keller der Naryner Staatlichen Universität gehandelt hat.
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Denn die vier Studentinnen haben in den letzten Monaten einiges geleistet. Zusammen mit ihrem Team aus freiwilligen Helfern wurde der Keller der Staatlichen Universität Naryn renoviert, es wurden Möbel gebaut, Kissen genäht und eine Küche installiert. Zur Vorbereitung des Projekts fanden zudem verschiedene Workshops statt, in denen das Konzept geplant und die Einrichtung entworfen wurde.
Im Mai konnte die Gruppe dank der finanziellen Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung verschiedene kulturelle Akteure in Bischkek besuchen, die den Jugendlichen hilfreiche Tipps zur Planung und Umsetzung von Veranstaltungen und im gastronomischen Alltag geben konnten.
Die Idee für das Projekt hatten die jungen Frauen schon vor ein paar Jahren, als sie sich im lokalen türkischen Sprachzentrum kennenlernten, doch nun konnte es Dank der finanziellen Hilfe der Deutschen Botschaft in Bischkek, der Unterstützung des Lektorenprogramms der Robert Bosch Stiftung und Unterstützern einer Crowdfunding-Kampagne umgesetzt werden.
Auch die Universität und die Stadtverwaltung stehen hinter dem Vorhaben. „Wie der Vizebürgermeister sagte, soll das Café wie eine Brücke zwischen der Stadt und der Jugend werden“, sagt Gulzada, eine der Organisatorinnen.
Ein Café für die Jugend
Das Programm des Kultur Cafés soll sich besonders an junge Menschen richten. Ihnen soll ein Ort gegeben werden, an dem sie sich treffen und gemeinsam Kultur erleben und gestalten können. Wichtig ist den Initiatorinnen dabei die Gemeinschaft. Das Café ist ein Projekt von jungen Menschen für die Jugend Naryns. Dabei kann sich jeder selbst einbringen und mit anpacken.
„In Kirgistan machen jungen Leute mehr Hausarbeit als eigene Aktivitäten. Das möchten wir verbessern, damit sie nicht nur zuhause sitzen sondern sich auch mit anderen Leuten austauschen. So können sie ihren Horizont erweitern“, erklärt Nurgul.
Bisher mussten die jungen Leute immer einen Raum mieten, wenn sie eigene Ereignisse organisieren wollten. Die Miete kostet unabhängig von der Nutzdauer mindestens 3000 Som (circa 37 Euro), also viel Geld für Studenten. „Jetzt können die Leute einfach zu uns kommen und umsonst etwas planen“, so Nurgul.
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Man setzt auf Vielfalt im Programm des Kultur Cafés. Neben einigen regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen soll jeder die Möglichkeit haben eigene Programminhalte umzusetzen. Von Ausstellungen über Tanzworkshops bis hin zu Vorträgen zu politischen und gesellschaftlichen Themen ist alles erlaubt. Auch Ideen von außerhalb sind immer willkommen.
Eine Brücke mit Europa
Bereits am Eröffnungswochenende wurde das sichtbar: Es wurde gesungen, getanzt, gekocht und gebacken, Naryns erster Open Stage Abend wurde mit europäischen Touristen und Naryns Jugend begangen und auch auf dem Nukura Festival, das kirgisische Traditionen feiert, war das Kultur Café Team aktiv.
In Zukunft sind zahlreiche Veranstaltungen geplant, wie ein Poesie-Wettbewerb, Filmabende aber auch Workshops mit Künstlern und Aktivisten aus Bischkek. Die Ambitionen sind groß: „Vielleicht wird das Café auch zu einer Brücke zwischen Kirgistan und Europa und wir können weitere Filialen im Land eröffnen“, hofft Gulzada.
Valentin Hillen
Freiwilliger am Kulturcafé in Naryn
Weitere Informationen gibt es unter https://kulturcafenaryn.wordpress.com/ sowie auf Facebook und Instragram.
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